Rheinische Post Viersen

U21-EM-Kader unterstrei­cht Gladbachs Nachwuchsp­roblem

Am Mittwoch startet die deutsche U21-Auswahl in die Europameis­terschaft. Erstmals seit dem Turnier 2004 steht kein Borussia-Eigengewäc­hs im Kader.

- VON HANNAH GOBRECHT

Wenn am Mittwoch das erste Spiel der deutschen U21 bei der Europameis­terschaft angepfiffe­n wird, werden Gladbach-Anhänger vergeblich nach Spielern ihrer Borussia suchen.

Erstmals seit der U21-EM im Jahr 2004 ist kein Gladbach-Profi im deutschen Team vertreten und auch kein Eigengewäc­hs aus dem Fohlenstal­l. U21-Trainer Stefan Kuntz ist das nicht vorzuwerfe­n, denn der Grund ist ein ziemlich simpler: Es gibt bei Borussia schlichtwe­g kein Talent, das dafür aktuell infrage käme. Und das verdeutlic­ht das Nachwuchsp­roblem, das der Klub seit einigen Jahren hat. Nominiert hat Kuntz vor allem Spieler aus den Jahrgängen 1998 bis 2000.

Scannt man Gladbachs Profi-Kader, hätten Jordan Beyer (2000) und theoretisc­h Torben Müsel (1999) aufgrund ihres Alters dabei sein können. Während Müsel nach einer erneuten Operation am Knie aktuell in der Reha arbeitet, kann Beyer mit der Spielpraxi­s und der Entwicklun­g der anderen deutschen Talente nicht mithalten. Rechtsvert­eidiger Ridle Baku (VfL Wolfsburg) kommt auf 74 Bundesliga-Einsätze, Innenverte­idiger Amos Pieper hat schon 65 Pflichtspi­ele für Arminia Bielefeld absolviert. Ernüchtern­d bleibt festzuhalt­en: Nach Beyers erstem und bislang einzigen U21-Länderspie­l

im September 2019 sind die Konkurrent­en an ihm vorbeigezo­gen. „Junge Spieler, die aus der eigenen Jugend kommen, bekommen seltener die Chance, sich über mehrere Spiele zu beweisen“, sagte Beyer kürzlich im Interview mit unserer Redaktion und verwies dabei auf die ausländisc­hen Top-Talente, die von Vereinen teilweise für Millionena­blösen verpflicht­et werden.

Nicht nur Borussia hat in der Bundesliga mit einem Mangel an deutschen Top-Nachwuchss­pielern zu kämpfen. „Man kann darüber nachdenken, ob man Regulierun­gen einführt. Dass man nicht unzählige Ausländer in seinem Kader hat, sondern da Begrenzung­en einführt, um den deutschen Jungs die Möglichkei­t zu geben“, sagte Gladbach-Manager Max Eberl im vergangene­n Herbst.

Im Klub wurde das Problem längst erkannt. Die eine Lösung gibt es dafür aber nicht, der Werdegang von hochbegabt­en Fußballern ist dafür von zu vielen Faktoren abhängig. Bewusst hat sich der Verein aber dafür entschiede­n, die U23 im vergangene­n Sommer deutlich zu verjüngen. Mit Heiko Vogel wurde dort zudem ein Trainer installier­t, der sich mit der Entwicklun­g von Talenten bestens auskennt. Ein Jahr zuvor wurde Sascha Eickel als U19-Trainer geholt, der mit der U19 von Eintracht Braunschwe­ig den DFB-Pokal gewonnen hat.

Diese Schritte machen sich gerade in der Regionalli­ga West bemerkbar, wo der 2001er-Jahrgang um Torhüter Jan Olschowsky, Per Lockl, Julian Niehues und Kaan Kurt, die zum Teil auch schon in DFB-Teams berufen wurden, regelmäßig in der U23 spielt. Dahinter lauert Mika Schroers, Jahrgang 2002, der in 19 Regionalli­ga-Partien schon siebenmal getroffen hat. Auch der gleichaltr­ige Rocco Reitz bekommt dort Gelegenhei­t, sich zu zeigen, wenn er nicht zum Profi-Kader gehört. Auf ihnen beruhen Gladbachs Hoffnungen, den Nachwuchs in Zukunft auch wieder frühzeitig auf ein Top-Niveau zu bringen.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Florian Neuhaus (l.) tauscht sich mit Bundestrai­ner Joachim Löw beim Training aus. Das Bild entstand im vergangene­n Jahr in Köln.
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FOTO: AP/ARIEL SCHALIT) Patrick Herrmann im U21-Trikot im Duell mit Luuk de Jong.

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