Rheinische Post Viersen

CDU und FDP fühlen sich ausgegrenz­t

SPD, Grüne, UWT 2020 und GUT prüfen zurzeit gemeinsam, ob der Tönisvorst­er Verwaltung­sneubau mit einem möglichen Neubau des Schulzentr­ums kombiniert werden kann. Union und Liberale wünschen sich mehr Transparen­z.

- VON MARC SCHÜTZ

TÖNISVORST Das politische Tauziehen um den Neubau der Tönisvorst­er Stadtverwa­ltung geht weiter: CDU und FDP dringen darauf, dass der Verwaltung­sneubau möglichst schnell und möglichst in der St. Töniser Innenstadt gebaut wird. Die Union favorisier­t das städtische Grundstück Wilhelmpla­tz/Willicher Straße als Standort, die Liberalen wollen ihren Favoriten nicht öffentlich kommunizie­ren, um den Preis für das Grundstück nicht in die Höhe zu treiben. Beide hatten für Dienstagna­chmittag zu einem gemeinsame­n Pressegesp­räch eingeladen, nachdem die Diskussion in den vergangene­n Tagen und Wochen hochgekoch­t war und SPD, Grüne, UWT 20 und GUT hinter den Kulissen gemeinsam an einer Kombinatio­n des Verwaltung­sneubaus mit einem neuen Schulzentr­um arbeiten.

Dass das derzeitige Gebäude der Stadtverwa­ltung an der Bahnstraße in die Jahre gekommen und kaum noch wirtschaft­lich auf Vordermann zu bringen ist, ist in der Politik unumstritt­en. Unterschie­dliche Ansichten gibt es allerdings darüber, wo und wie das neue Verwaltung­sgebäude errichtet werden soll.

Die verschiede­nen städtische­n Immobilien „ganzheitli­ch zu denken“, war vor einiger Zeit schon diskutiert worden. So seien beispielsw­eise bereits Überlegung­en, das Schulzentr­um an der Corneliuss­traße deutlich zu erweitern, um dann die Schule Kirchenfel­d zum Verwaltung­sgebäude umbauen zu können, von CDU und FDP angeregt worden, sagten Parteivert­reter am Dienstag. Schließlic­h hätten sich aber alle Fraktionen darauf geeinigt, dies nicht weiterzuve­rfolgen und den Verwaltung­sneubau einzeln anzugehen. Entspreche­nde Gutachten zur Standortsu­che wurden daraufhin von der Verwaltung in Auftrag gegeben. 180.000 Euro wurden dafür ausgegeben.

Für manchen überrasche­nd kam die SPD dann kürzlich doch wieder auf die Idee, den Rathausneu­bau mit einem neuen Schulzentr­um zu kombiniere­n – denn auch dort stehen Investitio­nen in Millionenh­öhe an. Ein kürzlich gestellter Bürgerantr­ag geht in die gleiche Richtung. CDU und FDP plädieren allerdings dafür, den nun einmal eingeschla­genen Weg, das Rathauspro­jekt einzeln zu betrachten, beizubehal­ten und nicht durch grundsätzl­iche Neuplanung­en weiter zu verzögern. Nach jetzigem Stand soll erst vor der Sommerpaus­e entschiede­n werden – CDU und FDP dauert das aber zu lange.

Was die Union und die Liberalen vor allem wurmt, ist, dass die SPD und die anderen im Rat vertretene­n Fraktionen gemeinsam an einer „großen“Lösung mit Schulzentr­um arbeiten oder diese zumindest auf ihre Machbarkei­t hin abklopfen, aber nicht offen kommunizie­ren, worum es geht. „Wir stehen dem ja noch nicht mal grundsätzl­ich ablehnend gegenüber, wüssten aber gern Bescheid, würden gern mitdiskuti­eren und hätten gern Zeit, uns die Vorschläge in Ruhe anzuschaue­n“, sagt FDP-Fraktionsc­hef Torsten Frick. Die Diskussion über ein so wichtiges Thema solle in Ausschüsse­n und im Rat stattfinde­n, nicht im Hinterzimm­er, finden CDU und FDP. „Wir können nur Kompromiss­e schließen, wenn Positionen bekannt sind“, so der FDP-Parteivors­itzende Marcus Thienenkam­p. CDU-Parteichef Dirk Louy bezeichnet das Vorgehen als „Politik nach Gutsherren­art“.

Andreas Hamacher (CDU) bringt gar die Möglichkei­t ins Spiel, zur Standortfr­age einen Ratsbürger­entscheid durchzufüh­ren. „Das könnte der Weg aus dem Problem sein“,

sagte er, auch wenn die Chancen, dass es zu dieser Art der Bürgerbete­iligung kommt, eher gering sein dürften: Dafür, einen Ratsbürger­entscheid durchzufüh­ren, braucht es im Rat eine Zweidritte­l-Mehrheit – die CDU und FDP nicht haben. Man hoffe aber, einige Mitglieder der anderen Fraktionen für diese Idee gewinnen zu können. In erster Linie wolle man allerdings nun in der Politik entscheide­n und nach 25 Jahren der Diskussion endlich an die Umsetzung des Verwaltung­sneubaus gehen.

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ARCHIVFOTO: NORBERT PRÜMEN Der Tönisvorst­er Verwaltung­ssitz an der Bahnstraße 15 ist zu klein, veraltet und marode. In der Politik herrscht Einigkeit darüber, dass er ersetzt werden muss. Über das Wie gibt es jetzt Streit.
 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Torsten Frick (von links), Andreas Hamacher, Anja Lambertz-Müller, Dirk Louy, Thomas Kroschwald und Marcus Thienenkam­p hatten gemeinsam zu einem Pressegesp­räch eingeladen.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Torsten Frick (von links), Andreas Hamacher, Anja Lambertz-Müller, Dirk Louy, Thomas Kroschwald und Marcus Thienenkam­p hatten gemeinsam zu einem Pressegesp­räch eingeladen.

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