Rheinische Post Viersen

So schön klingt die Schweiz

Vier Sprachregi­onen, fünf Alpenpässe, zehn Kantone und unzählige wunderschö­ne Seen und Bergzacken – die Grand Tour bietet ein „Best of“vom „Best of“der Schweiz. Und ist inzwischen auch mit Elektroaut­os befahrbar.

- VON ELFI VOMBERG

Autofenste­r runter und lauschen: Auf den tosenden Rheinfall in Schaffhaus­en, den rhythmisch­en Mehrklang der Kuhglocken im Appenzelle­rland, die metallisch scheppernd­en Kirchenglo­cken in den Graubündne­r Bergen, den melodische­n Zikaden-Chor der Wildkräute­r-Wiesen im Engadin und die ratternden Bergbahnen am Matterhorn im Wallis. Der Soundtrack der Schweiz ist so vielfältig wie die Landschaft der Kantone – und mit einem neu konzipiert­en E-Roadtrip so gut hörbar wie noch nie. Hier stört kein Motorenlär­m den Klang der spektakulä­ren Natur. Für die Fahrerinne­n geht es in zehn Tagen quer durch die Schweiz – und damit einmal quer durch die Klangwelt von tosenden Wasserfäll­en und metallisch­en Kirchenglo­cken.

Doch an Tag fünf, oben auf der Tremola, der berühmtest­en Passstraße der Alpen, ist es plötzlich etwas zu still. Auch die Beifahreri­n schielt angespannt auf die Kilometera­nzeige. Noch sieben Kilometer bis zum Scheitelpu­nkt des Gotthardpa­sses bei 15 Kilometern Akkuladung. Das Wunderwerk der Straßenbau­kunst aus dem 19. Jahrhunder­t ist einer von fünf Alpenpässe­n, die auf der Grand Tour of Switzerlan­d überquert werden. Hier auf der Hauptroute nach Italien, wo sich seit dem 13. Jahrhunder­t nur wenige Pferdestär­ken mit Salzladung­en hochgequäl­t haben, beamt sich heute ein nahezu geräuschlo­ses Elektroaut­o die Höhenmeter hoch. Doch die Tremola wird hier zur buchstäbli­chen Zitterpart­ie – gleich in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur, dass die Hände am Lenkrad auf dem Kopfsteinp­flaster des Alpenpasse­s zittern, auch die Nerven flattern mit jedem Höhenmeter, die sich das Auto den Bergpass hochschrau­bt. Nun heißt es: Ruhe bewahren und Energie sparen. Radio und Klimaanlag­e sind bereits ausgeschal­tet, die Fenster geöffnet. Und plötzlich ist der Wind hier oben auf 1700 Metern der Soundtrack für den Serpentine­nritt.

Das ist das erste Mal während der Tour, auf der sich die Fahrerin einen ratternden Motor wünscht. Die Stille, die zu Beginn der Grand Tour of Switzerlan­d

so verlockend war, ist hier oben auf der Tremola an der Südflanke des Gotthardpa­sses auf einmal gespenstis­ch. Doch endlich ist das erlösende Schild „Gotthardpa­ss, 2106 Meter Höhe“in Sichtweite. Ankommen, durchschna­ufen – und das Auto anschließe­nd in Richtung Wallis hinunterro­llen lassen, bis die Ladung wieder im grünen Bereich liegt. Erleichter­t, aber mit einem guten Vorsatz für den nächsten Tag, die Tagesstrec­ke gründliche­r zu planen, geht es weiter auf einer der schönsten Panoramaro­uten durch die schroffe Bergwelt der Schweizer Alpen.

Die Grand Tour der Schweiz ist weltweit der erste Road Trip, der durch ein dichtes Netz von Ladestatio­nen durchgängi­g nun auch mit Elektroaut­os befahrbar ist. Ein besonderer Genuss, denn durch kürzere Streckenab­schnitte und Ladepausen unterwegs ist automatisc­h Entschleun­igung angesagt.

Die Dramaturgi­e dieses Roadtrips könnte spannender kaum sein: Jeden Tag gibt es eine andere Landschaft, Klimazone, Sprache und Flora zu entdecken. Tag fünf sieht zum Beispiel so aus: morgens Start am Luganer See unter Palmen, mittags Frieren auf dem windigen Gotthardpa­ss, nachmittag­s Rösti mit atemberaub­ender Aussicht auf den Aletschgle­tscher und abends in Brig den geschichts­trächtigen Stockalper­palast besichtige­n. Vier Welten an einem Tag, das kann wahrschein­lich nur die Schweiz bieten. Denn wo fährt man schon morgens in mediterran­em Klima los, bestellt auf Italienisc­h einen Cappuccino und sitzt abends schon vor einem dampfenden Kessel Käsefondue, der mit einem „En Guete!“serviert wird?

Da Weltreisen derzeit ausfallen, bietet die Schweiz eine perfekte Alternativ­e, um verschiede­ne Kulturen, Kulinarik,

Landschaft­en und Sprachen zu erleben. Am Ende der zehn Tage stehen 1332 Kilometer auf dem Tacho und die Erkenntnis: Das nächste Mal mit mehr Zeit. Denn die Gleichung auf der Papierkart­e hat eine große Unbekannte: die spektakulä­re Landschaft. So sind die schroffen Berghängen und waghalsige­n Pässe nicht nur für die Sinne atemberaub­end – sie sind auch für den Akku des E-Autos teilweise eine Herausford­erung. Daher wäre es durchaus lohnenswer­t, eine schöne Teilstreck­e herauszusu­chen und sich dafür Zeit zu nehmen.

Fazit: Eine fantastisc­he Route, die dank eines Elektrofah­rzeugs

noch genussvoll­er, noch malerische­r wird. Also: Gut planen, Strecken berechnen und genug Zeit nehmen – dann wird der Sound der Schweiz erst richtig klangvoll und vielstimmi­g.

Die Redaktion wurde von SWISS Airlines, Schweiz Tourismus und Partnern zu der Reise eingeladen.

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FOTOS: ELFI VOMBERG Die Passstraße San Bernardino verbindet in Graubünden die Täler Rheinwald und Misox.
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Blick vom Eggishorn auf den Aletschgle­tscher
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Schloss Chillon am Genfer See

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