Rheinische Post Viersen

Laschets Wortbruch bei der Notbremse

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Nach der aufreibend­en Nacht der Ministerpr­äsidentenk­onferenz trat am frühen Dienstagmo­rgen Armin Laschet vor die Kameras, um eine Umsetzung der Notbremse anzukündig­en. „Eins zu eins“, unterstric­h der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident dabei resolut. Am Freitagmor­gen forderte dann Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn die Länder noch einmal eindringli­ch auf, die Notbremse konsequent umzusetzen.

Wie viel Konsequenz Laschets „Eins zu eins“-Umsetzung bedeutet, konnte man wenig später in der neuen Corona-Schutzvero­rdnung nachlesen: Die für die Notbremse maßgeblich­e Inzidenz von 100 spielt in Nordrhein-Westfalen fortan allenfalls noch eine nachgelage­rte Rolle. Stattdesse­n können Kreise und Städte mit ausreichen­d Testzentre­n all jene verschärfe­nden Maßnahmen aushebeln, die die Notbremse vorsieht: Schließung­en von Museen, Zoos, Bibliothek­en und Gedenkstät­ten, das Verbot von Terminshop­ping im Einzelhand­el. Von der verschärft­en Notbremse, die sogar bei Werten unterhalb von 100 gegriffen hätte, sobald es zu einem exponentie­llen Wachstum kommt, ist kaum etwas übrig geblieben.

Knapp zehn Prozent der NRW-Kreise und kreisfreie­n Städte haben eine Inzidenz von mehr als 200. Auch sie dürften bei ausreichen­der Testkapazi­tät auf die Notbremsen-Regeln verzichten. Wer da noch eine Bremse auszumache­n vermag, hat große Einbildung­skraft. Zugleich kommt das Impfen nur schleppend voran. In der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen hat es noch nicht einmal begonnen. Sich dabei auf Tests zu verlassen, die nach neuen Studien zwar bei Symptomen zuverlässi­g sind, bei asymptomat­ischen Verläufen aber deutlich seltener verlässlic­he Ergebnisse liefern, ist riskant. Noch dazu schadet Laschet sich selbst, denn Wortbruch kommt beim Wähler wohl nicht gut an. BERICHT NRW RÜCKT VON HARTER NOTBREMSE AB, TITELSEITE

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