Der Anfang vom Ende der Solidarität
Die chaotische Ministerpräsidentenkonferenz war bei vielen Menschen der Anfang vom Ende des Verständnisses für die Corona-Maßnahmen in Deutschland. Wundern darf sich darüber niemand: Nur einen Tag später kassierte die Kanzlerin die Beschlüsse zur „Osterruhe“, entschuldigte sich – und schaltete wieder auf Angriff. Sie forderte ein gemeinsames Agieren von Bund, Ländern, Kommunen, Unternehmen und jedem Bürger ein, um die dritte Welle zu brechen. Am liebsten, so klang es, würde die Kanzlerin zurückkehren zum harten Lockdown. Doch die Bereitschaft in der Bevölkerung ist gesunken, manche Länder machen nicht mit. Und als kurz darauf die ersten Ministerpräsidenten klarstellten, dass sie trotz hoher Inzidenzwerte die Notbremse nicht flächendeckend ziehen wollen, gab es auch kein Vorbild der Politik mehr, zu Verabredungen zu stehen.
Der gemeinschaftliche Kampf gegen die Pandemie hat Schaden genommen. Denn die Ankündigung einzelner Ministerpräsidenten für Modellprojekte nach Ostern setzt der Infektionswelle eine andere Welle entgegen: die des Neids. Wenn das Saarland öffnet, wollen es andere Regionen auch. Und die Gefahr, die Pandemie anzuheizen und Mutanten noch stärker zu verbreiten, steigt ins Unermessliche. Für die Osterfeiertage bedeutet das nichts Gutes. Die Disziplin in der Bevölkerung, die es an Weihnachten noch gab, ist gesunken. Das liegt auch daran, dass weniger Menschen bereit sind, die Fehler von Bund und Ländern von Anfang März auszubaden. Indem Schulen und Kitas aus der Notbetreuung gingen, es keine ausreichenden Teststrategien gab und die Unternehmen nicht per Selbstverpflichtung gezwungen wurden, diese zu entwickeln, stellten Bund und Länder die Weichen für die rasant steigenden Infektionszahlen. Diesen Schlamassel haben sie maßgeblich zu verantworten.
BERICHT PILOTPROJEKT MIT RISIKEN, NORDRHEIN-WESTFALEN