Studie: Corona-Lernlücke kostet 1,5 Milliarden Euro
BERLIN Um Lernrückstände bei Schülern durch die Schulschließungen in der Corona-Krise aufzuholen, sollten Bund und Länder nach Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kurzfristig rund 1,5 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Bei etwa 1,5 Millionen Schülern vor allem aus bildungsferneren Haushalten sei durch die Krise ein erhöhter Förderbedarf entstanden, heißt es in einer IW-Studie, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt.
Das Institut beruft sich auf eine aktuelle Befragung von Lehrkräften im Rahmen des Deutschen Schulbarometers. Demnach waren im Dezember 38 Prozent aller Lehrer der Meinung, dass durch die Schulschließungen Lernrückstände bei mehr als der Hälfte aller Schüler entstünden. Besonders eklatant sei dies bei Jüngeren und bei Kindern mit Migrationshintergrund. In diesen Haushalten seien weniger digitale Endgeräte für den Distanzunterricht verfügbar, zudem könnten Eltern bei Schulaufgaben nicht helfen. Die Schulabbrecherquote unter ausländischen Schülern sei bereits seit 2017 wieder deutlich gestiegen und liege mit rund 17 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Schüler.
Die gesamtwirtschaftlichen Folgekosten einer verlorenen Corona-Generation nennt das IW „gewaltig“. Um diese zu minimieren, sollten Bund und Länder bereits „in den kommenden Monaten“massiv in den Ausbau von Förderprogrammen investieren. Dazu gehörten die Anschaffung von noch mehr Laptops, bessere Internetverbindungen, die Weiterbildung von Lehrern und die Einstellung von 20.000 IT-Fachkräften.
Auch müssten „mit Beginn des Wechselunterrichts Vergleichsarbeiten durchgeführt werden, um den Umfang des Lernverlustes systematisch zu ermitteln“, fordert das IW. „Auf dieser Grundlage könnten dann Nachqualifizierungsprogramme entwickelt werden. Diese könnten aus zusätzlicher Unterstützung durch Lehrmaterialien oder zusätzlichem Förderunterricht am Nachmittag oder an Samstagen bestehen. Neben diesen Angeboten sollten auch systematische Lernangebote für die Ferien entwickelt werden“, so das Institut.