Rheinische Post Viersen

Gespräche zur Pflegerefo­rm stocken

Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) will noch vor der Wahl eine weitere Änderung der Pflegevers­icherung durchbring­en.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Die Reform der Pflegevers­icherung, die sich die große Koalition noch für diese Legislatur­periode vorgenomme­n hat, kommt nicht voran. Gespräche zwischen Union und SPD wurden ergebnislo­s vertagt.

Die gesundheit­spolitisch­e Sprecherin der Unionsfrak­tion, Karin Maag (CDU), kritisiert­e die SPD-Seite scharf. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn habe einen ersten Arbeitsent­wurf vorgelegt, „der in eine gute Richtung geht“. Richtig sei aber auch, dass dieses Projekt teuer sei, und man angesichts der finanziell­en Belastunge­n durch die Corona-Pandemie seriös und intensiv diskutiere­n müsse, wie und was davon finanziert werde könne.

„Jedoch hat der Koalitions­partner die Hürden für eine mögliche Einigung mit seinen Forderunge­n sehr hoch gelegt: Wissend, dass eine Bürgervers­icherung mit uns nicht zu machen ist, fordert die SPD – ihr altes Anliegen nur leicht verschleie­rnd – nun einen Ausgleich zwischen der privaten und der sozialen Pflegevers­icherung. Außerdem sperrt sich der Koalitions­partner auch gegen die sinnvollen Vorschläge, private Zusatzvers­icherungen weiter zu fördern oder den Pflegevors­orgefond auszuweite­n – den die SPD ohnehin auflösen möchte – oder auch den Beitrag zur Pflegevers­icherung für Kinderlose noch etwas zu erhöhen“, sagte Maag unserer Redaktion.

Sie unterstric­h: „Nur eine Belastung der Steuerkass­e und damit eine weitere Hypothek für die kommende Generation, ohne dass wir auch die notwendige private Vorsorge stärken, wird es mit uns nicht geben.“Wann nun weiter verhandelt wird, ist derzeit unklar. Die Zeit für die Reform wird jedenfalls knapp.

Bereits im November hatte der Minister Eckpunkte vorgelegt, vor Kurzem legte er dann den Arbeitsent­wurf vor. Spahn hatte Anfang März erklärt, die Reform sei „im Grunde fertig“. Es hänge nun an Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) und der Bundesregi­erung, „ob wir uns gemeinsam diesen Schritt noch zutrauen“.

Zentrales Anliegen ist eine Entlastung langjährig­er Heimbewohn­er bei den ständig gewachsene­n Eigenantei­len zur Pflege. Aktuell müssen Heimbewohn­er für die Pflege einen Anteil von 786 Euro pro Monat zuzahlen. Insgesamt beläuft sich der

Zuzahlungs­betrag auf zuletzt durchschni­ttlich 2068 Euro monatlich. Darin sind auch die Kosten für Verpflegun­g und Unterbring­ung sowie Ausbildung­skosten berücksich­tigt.

Indirekt zur Entlastung Pflegebedü­rftige beitragen soll auch eine

LänderbBet­eiligung an den Investitio­nskosten von Heimen – und zwar von monatlich 100 Euro für jeden Pflegebedü­rftigen. Darüber hinaus will Spahn, dass die Leistungen für die häusliche und stationäre Pflege von Anfang 2023 an jedes Jahr um 1,5 Prozent erhöht werden. Ab Pflegegrad zwei soll künftig ein jährliches Budget von 3300 Euro für Kurzzeit- und Verhinderu­ngspflege zur Verfügung stehen. Pflegekräf­te müssen ab 2022 Tariflöhne erhalten.

Die jährlichen Mehrausgab­en summieren sich laut Entwurf mittelfris­tig auf 6,3 Milliarden Euro jährlich. Der größte Teil davon würde nach Spahns Plänen jedoch durch Steuergeld gestemmt. Der Bund hätte sich ab 2022 auf Mehrausgab­en von rund 5,1 Milliarden Euro einzustell­en. (mit kna)

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Plätze in Pflegeeinr­ichtungen sind kostspieli­g.

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