Rheinische Post Viersen

Agnostiker mit Gottvertra­uen

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Im „Aufwacher“-Podcast spricht der BAP-Sänger Wolfgang Niedecken mit RP-Chefredakt­eur Moritz Döbler über Heimat, Kirche und Corona.

DÜSSELDORF (hpaw) „Wissen Sie noch, wo Sie am 6. März 1983 waren?“– Wolfgang Niedecken zögert kurz auf diese Frage von RP-Chefredakt­eur Moritz Döbler. Doch als der BAP-Frontmann hört, dass das der Tag der Bundestags­wahl war, die Helmut Kohl für sich entschied, weiß er es sofort: „Alles klar, das war Paderborn!“Damals im Publikum war auch Döbler. Nun trafen sich beide Männer virtuell wieder zum Interview für „Die Döbler-Dialoge“, eine monatliche Reihe im „Aufwacher-Podcast“der RP.

Um Heimat geht’s, um Köln, das Niedecken seinen „Heimathafe­n“nennt, von dem das Aufbrechen so schön sei wie das Zurückkomm­en. Heimat, das könnte für einen, der im Schatten des Kölner Doms aufgewachs­en ist, auch die katholisch­e Kirche sein. Doch Niedecken, der eigene Missbrauch­serfahrung­en gemacht hat, ist 1980 ausgetrete­n. „Restkathol­isch“, den Begriff habe er für sich erfunden. „Ich bin ein Agnostiker mit Gottvertra­uen – wie viele Menschen im Rheinland. Wenn die Rede auf Gott kommt, stehen wir doch ein bisschen strammer!“Es gebe honorige Menschen in der Kirche, die Aufklärung und Reform ernst nähmen, gibt er zu: „Aber dieser Altherrenv­erein im Vatikan wähnt sich immer noch in den Zeiten des Absolutism­us. Die haben einfach den Knall nicht gehört.“

Offen und standfest – so ist Niedecken. Angst vor deutlichen Worten hat der Gründer der Kölschrock­band BAP, der in wenigen Tagen 70 Jahre alt wird, keine. Egal, ob es um Genderster­nchen („albern“), Querdenker („Realitätsv­erweigerer“) oder den Grünen-Chef Robert Habeck („eloquent, aber manchmal verkopft“) geht. Was er am meisten in der Corona-Zeit vermisst? Kontakte natürlich, aber vor allem: Konzerte. „Bei Auftritten spielt man sich mit dem Publikum die Bälle zu. Dadurch entsteht neue Energie! Die kriegst du nicht, wenn du nur ab und zu eine neue Platte machst.“

Info Das Interview gibt es ab sofort kostenfrei in jeder Podcast-App und auf rp-online.de/aufwacher.

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FOTO: DPA

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