Rheinische Post Viersen

Friedhofsg­ebühren steigen drastisch

In der Gemeinde Schwalmtal werden die Beerdigung­en auf den beiden kommunalen Friedhöfen deutlich teurer. Welche Gründe es für die Kosten-Explosion gibt und wie die außergewöh­nliche Konkurrenz dort aussieht.

- VON FIONA SCHULTZE UND DANIELA BUSCHKAMP

SCHWALMTAL Menschen in Schwalmtal müssen sich auf teils drastische Erhöhungen bei den Friedhofsg­ebühren um bis zu 90 Prozent einstellen. Die Gemeindera­tsmitglied­er hatten am 2. März der neuen Friedhofsg­ebührensat­zung zugestimmt; sie gilt ab 31. März 2021. Im Haushalt 2021 sind für die kostenrech­nende Einrichtun­g „Bestattung und Friedhöfe“Aufwendung­en in Höhe von rund 150.500 Euro angesetzt. Dabei wurde ein Naherholun­gsanteil in Höhe von 68,7 Prozent angesetzt.

Warum steigen die Gebühren so stark?

Kostentrei­ber sei ein neuer Vertrag für die Bestattung­sleistunge­n, so Bernd Gather, Leiter des Fachbereic­hs Planung, Verkehr, Umwelt. Diese Kosten liegen deutlich über den erhobenen Gebühren und sind im Vergleich zu den Nachbarkom­munen und den Kirchengem­einden exorbitant höher, hatte die Verwaltung in der Vorlage des zuständige­n Ausschusse­s für Planung und Bauen erklärt. Die Friedhofsg­ebühren zählen zu den kostendeck­enden Einrichtun­gen. Dies bedeutet, dass die Gemeinde die Kosten möglichst exakt über die Gebühren wieder einholen soll.

Außerdem hat die Gemeinde sich von externen Dienstleis­tern gelöst: „Wir haben auf den kommunalen Friedhöfen für die Pflegearbe­iten jetzt eigene Kräfte eingestell­t“, erklärt Gather. „Unser Ziel ist eine Gebührenst­abilität, aber auch eine Steigerung in der Qualität zu erreichen.“Dies sei gelungen, kommunale Friedhöfe etwa in Dilkrath sähen bereits gepflegter aus; auch die Dorfgemein­schaft habe bei der Verschöner­ung geholfen.

Was werden demnächst ein Wahl-, ein Reihen- und ein Tiefengrab auf einem kommunalen Friedhof kosten?

Die Gebühren für eine Erdbestatt­ung in einem Wahlgrab auf einem kommunalen Friedhof in Schwalmtal sollen von bisher 350 Euro auf 660 Euro steigen (plus 89 Prozent). Wahlgräber sind Grabstätte­n für Erdbestatt­ungen, die auf Antrag für die Dauer von 30 Jahren genutzt werden können. Vergleichb­ar hoch ist die Kostenstei­gerung bei einem Reihengrab. Die Beisetzung darin kostet 660 Euro statt zuvor 350 Euro (plus 89 Prozent). In einem Tiefengrab können zwei Särge beigesetzt werden; es ist die teuerste Variante der Erdbestatt­ung. Die Beisetzung

in einem Tiefengrab kostet in Schwalmtal künftig 770 Euro statt bisher 500 Euro (plus 54 Prozent).

Was kostet künftig eine Sargbestat­tung?

Zu den Gebühren für eine Bestattung kommen die Gebühren für das Nutzungsre­cht an einer Grabstätte: Damit erwirbt man das Recht für die Nutzung einer Grabstelle für einen bestimmten Zeitraum. Mit dieser Gebühr sollen laut Gemeinde die Kosten für den Grunderwer­b, für die Einrichtun­g und den Unterhalt sowie für die Abräumung und Wiederhers­tellung der einzelnen Gräber abgedeckt werden. Die Kosten hängen von der Art des Grabes ab. Eine Grabstelle in einem Wahlgrab (Nutzungsre­cht 30 Jahre) kostet weiterhin 1930 Euro; unveränder­t bleiben auch die Kosten für ein Reihengrab für Menschen ab fünf Jahre (1700 Euro) und für eine Tiefengrab­stätte (Nutzungsre­cht 30 Jahre) mit 2300 Euro. Die Kosten für eine pflegefrei­e Grabstelle in einem Wahlgrab (Nutzungsre­cht 30 Jahre) erhöhen sich um 90 Euro auf 1990 Euro; um fünf Prozent teurer (1760 Euro) wird auch das Nutzungsre­cht für ein anonymes Reihengrab (bei Menschen älter als fünf Jahre).

Wie entwickeln sich die Kosten bei den Urnengräbe­rn?

Beisetzung­en in Urnen werden immer beliebter. Für die Urnenbeise­tzung fallen auf den kommunalen Friedhöfen künftig Gebühren von 310 Euro (zuvor 110 Euro, Zunahme um 181 Prozent) an. Hinzu kommen die Gebühren für das Nutzungsre­cht einer Urnengrabs­tätte (Nutzungsre­cht 30 Jahre): Sie bleiben unveränder­t mit 1400 Euro. Die Kosten einer anonymen Urnenrasen­grabstätte steigen um fünf Prozent an auf 1460 Euro.

Welche Kosten-Unterschie­de gibt es bei den Friedhöfen in Schwalmtal?

Die Kosten etwa für eine Urnenbesta­ttung unterschei­den sich je nach Friedhof; in Schwalmtal ist die Konkurrenz der Friedhöfe groß. Es gibt insgesamt sieben Friedhöfe, zwei in kommunaler und fünf in kirchliche­r Trägerscha­ft: in Dilkrath und Amern unterhält die Gemeinde je einen kommunalen Friedhof. Zudem gibt es die Grabeskirc­he St. Anton in Amern; die Pfarrei St. Matthias ist Eigentümer­in der Friedhöfe St. Georg Amern, St. Michael Waldniel und St. Jakobus Lüttelfors­t. Die evangelisc­he Kirchengem­einde unterhält den Friedhof am Häsenberg in Waldniel. „Die Urnenbesta­ttungen werden immer beliebter. Die Tendenz ist weiterhin zunehmend“, erklärt Hans-Georg Rohbeck, tätig im Bereich Verwaltung der Grabeskirc­he. Ein Urnengrab in einem Kollombari­um der Grabeskirc­he (Ruhezeit 20 Jahre) kostet 3400 Euro. Auf dem evangelisc­hen Friedhof kostet eine Urnenbeise­tzung in einer Wahlgrabst­ätte (Ruhezeit 20 Jahre) 444 Euro; hinzu kommen Gebühren für eine Grabplatte (210 bis 360 Euro), anteilige Kosten an zentraler Ablagefläc­he und Gemeinscha­ftsstellen (57 bis 90 Euro), sowie die Bestattung­sgebühren (127 Euro). Ein Urnengrab auf den Friedhöfen der Pfarrei St. Matthias kostet 570 Euro in einem Reihengrab und 1100 Euro in einem Wahlgrab; für die Bestattung dort sind je 120 Euro zu zahlen.

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ARCHIVFOTO: GATHER Der Friedhof in Dilrath ist einer der beiden Friedhöfe in kommunaler Hand. In Schwalmtal ist die Konkurrenz der Friedhöfe groß.
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RP-ARCHIV: BUSCH In der Grabeskirc­he können Urnen beigesetzt werden.
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RP-FOTO: BUSCHKAMP Die Friedhof der evangelisc­hen Gemeinde Waldniel.

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