Friedhofsgebühren steigen drastisch
In der Gemeinde Schwalmtal werden die Beerdigungen auf den beiden kommunalen Friedhöfen deutlich teurer. Welche Gründe es für die Kosten-Explosion gibt und wie die außergewöhnliche Konkurrenz dort aussieht.
SCHWALMTAL Menschen in Schwalmtal müssen sich auf teils drastische Erhöhungen bei den Friedhofsgebühren um bis zu 90 Prozent einstellen. Die Gemeinderatsmitglieder hatten am 2. März der neuen Friedhofsgebührensatzung zugestimmt; sie gilt ab 31. März 2021. Im Haushalt 2021 sind für die kostenrechnende Einrichtung „Bestattung und Friedhöfe“Aufwendungen in Höhe von rund 150.500 Euro angesetzt. Dabei wurde ein Naherholungsanteil in Höhe von 68,7 Prozent angesetzt.
Warum steigen die Gebühren so stark?
Kostentreiber sei ein neuer Vertrag für die Bestattungsleistungen, so Bernd Gather, Leiter des Fachbereichs Planung, Verkehr, Umwelt. Diese Kosten liegen deutlich über den erhobenen Gebühren und sind im Vergleich zu den Nachbarkommunen und den Kirchengemeinden exorbitant höher, hatte die Verwaltung in der Vorlage des zuständigen Ausschusses für Planung und Bauen erklärt. Die Friedhofsgebühren zählen zu den kostendeckenden Einrichtungen. Dies bedeutet, dass die Gemeinde die Kosten möglichst exakt über die Gebühren wieder einholen soll.
Außerdem hat die Gemeinde sich von externen Dienstleistern gelöst: „Wir haben auf den kommunalen Friedhöfen für die Pflegearbeiten jetzt eigene Kräfte eingestellt“, erklärt Gather. „Unser Ziel ist eine Gebührenstabilität, aber auch eine Steigerung in der Qualität zu erreichen.“Dies sei gelungen, kommunale Friedhöfe etwa in Dilkrath sähen bereits gepflegter aus; auch die Dorfgemeinschaft habe bei der Verschönerung geholfen.
Was werden demnächst ein Wahl-, ein Reihen- und ein Tiefengrab auf einem kommunalen Friedhof kosten?
Die Gebühren für eine Erdbestattung in einem Wahlgrab auf einem kommunalen Friedhof in Schwalmtal sollen von bisher 350 Euro auf 660 Euro steigen (plus 89 Prozent). Wahlgräber sind Grabstätten für Erdbestattungen, die auf Antrag für die Dauer von 30 Jahren genutzt werden können. Vergleichbar hoch ist die Kostensteigerung bei einem Reihengrab. Die Beisetzung darin kostet 660 Euro statt zuvor 350 Euro (plus 89 Prozent). In einem Tiefengrab können zwei Särge beigesetzt werden; es ist die teuerste Variante der Erdbestattung. Die Beisetzung
in einem Tiefengrab kostet in Schwalmtal künftig 770 Euro statt bisher 500 Euro (plus 54 Prozent).
Was kostet künftig eine Sargbestattung?
Zu den Gebühren für eine Bestattung kommen die Gebühren für das Nutzungsrecht an einer Grabstätte: Damit erwirbt man das Recht für die Nutzung einer Grabstelle für einen bestimmten Zeitraum. Mit dieser Gebühr sollen laut Gemeinde die Kosten für den Grunderwerb, für die Einrichtung und den Unterhalt sowie für die Abräumung und Wiederherstellung der einzelnen Gräber abgedeckt werden. Die Kosten hängen von der Art des Grabes ab. Eine Grabstelle in einem Wahlgrab (Nutzungsrecht 30 Jahre) kostet weiterhin 1930 Euro; unverändert bleiben auch die Kosten für ein Reihengrab für Menschen ab fünf Jahre (1700 Euro) und für eine Tiefengrabstätte (Nutzungsrecht 30 Jahre) mit 2300 Euro. Die Kosten für eine pflegefreie Grabstelle in einem Wahlgrab (Nutzungsrecht 30 Jahre) erhöhen sich um 90 Euro auf 1990 Euro; um fünf Prozent teurer (1760 Euro) wird auch das Nutzungsrecht für ein anonymes Reihengrab (bei Menschen älter als fünf Jahre).
Wie entwickeln sich die Kosten bei den Urnengräbern?
Beisetzungen in Urnen werden immer beliebter. Für die Urnenbeisetzung fallen auf den kommunalen Friedhöfen künftig Gebühren von 310 Euro (zuvor 110 Euro, Zunahme um 181 Prozent) an. Hinzu kommen die Gebühren für das Nutzungsrecht einer Urnengrabstätte (Nutzungsrecht 30 Jahre): Sie bleiben unverändert mit 1400 Euro. Die Kosten einer anonymen Urnenrasengrabstätte steigen um fünf Prozent an auf 1460 Euro.
Welche Kosten-Unterschiede gibt es bei den Friedhöfen in Schwalmtal?
Die Kosten etwa für eine Urnenbestattung unterscheiden sich je nach Friedhof; in Schwalmtal ist die Konkurrenz der Friedhöfe groß. Es gibt insgesamt sieben Friedhöfe, zwei in kommunaler und fünf in kirchlicher Trägerschaft: in Dilkrath und Amern unterhält die Gemeinde je einen kommunalen Friedhof. Zudem gibt es die Grabeskirche St. Anton in Amern; die Pfarrei St. Matthias ist Eigentümerin der Friedhöfe St. Georg Amern, St. Michael Waldniel und St. Jakobus Lüttelforst. Die evangelische Kirchengemeinde unterhält den Friedhof am Häsenberg in Waldniel. „Die Urnenbestattungen werden immer beliebter. Die Tendenz ist weiterhin zunehmend“, erklärt Hans-Georg Rohbeck, tätig im Bereich Verwaltung der Grabeskirche. Ein Urnengrab in einem Kollombarium der Grabeskirche (Ruhezeit 20 Jahre) kostet 3400 Euro. Auf dem evangelischen Friedhof kostet eine Urnenbeisetzung in einer Wahlgrabstätte (Ruhezeit 20 Jahre) 444 Euro; hinzu kommen Gebühren für eine Grabplatte (210 bis 360 Euro), anteilige Kosten an zentraler Ablagefläche und Gemeinschaftsstellen (57 bis 90 Euro), sowie die Bestattungsgebühren (127 Euro). Ein Urnengrab auf den Friedhöfen der Pfarrei St. Matthias kostet 570 Euro in einem Reihengrab und 1100 Euro in einem Wahlgrab; für die Bestattung dort sind je 120 Euro zu zahlen.