Wie die Kirchen Ostern planen
Der Großteil der Kirchen in Mönchengladbach hält an Präsenzgottesdiensten zu Ostern fest. Es gibt aber Absagen. Ökumenisch ist etwas Besonderes geplant.
MÖNCHENGLADBACH Steht ein großes Kirchenfest an, dann steigen die Infektionszahlen. Das galt im Vorjahr bereits zu Ostern und Weihnachten, und es wiederholt sich nun auch vor dem kommenden Osterfest. Das eine ist zwar nicht die Ursache für das andere. Die Kirchen stellt es trotzdem vor ein Dilemma: Sind Präsenzgottesdienste möglich oder nicht? Für Ostern 2020 traf die Politik die Entscheidung: nein. Kurz vor Weihnachten zogen die Gemeinden im Stadtgebiet dann freiwillig die Notbremse: Absage fast aller Gottesdienste. Und für das kommende Osterfest?
Aus der Politik kam zu Wochenbeginn zwar kein Verbot, aber die Bitte, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Inzwischen ist diese Aussage revidiert worden, irritiert hat es die Kirchen trotzdem. „Ich war schon ein Stück weit geschockt“, sagt Regionalvikar Klaus Hurtz, „das ist ja das Schlimmste, was man einem antun kann, es als dringliche Bitte zu formulieren. Man bekommt den schwarzen Peter zugeschoben. Mir wäre eine klares Statement lieber gewesen.“Da die Bitte der Politik vom Tisch ist, hält der Großteil der Kirchen in Mönchengladbach an den Planungen für Ostern fest – der Ausfall eines weiteren großen Kirchenfests soll möglichst vermieden werden. „Wir behalten die Zahlen im Auge, ich gehe aber derzeit nicht davon aus, dass wir unsere Gottesdienste absagen müssen“, sagt Probst Peter Blättler. Er rechnet ohnehin nicht mit dem ganz großen Ansturm. Das Bistum Aachen überlässt die Entscheidung den Gemeinden vor Ort. Blättler sagt: „Wir bekommen die Rückmeldung, dass die Leute sich die Feiern wünschen. Und jeder ist ja alt genug, um selbst zu entscheiden, ob er kommen mag oder nicht.“
Das entspricht der Rückmeldung aus fast allen katholischen Kirchen. Bislang haben sich nur die Gemeinden Ost und Giesenkirchen gegen Präsenzgottesdienste entschieden. „Wir sind zu der Überzeugung gelangt, in der aktuellen Pandemie-Situation
keine Gottesdienste durchzuführen“, sagt Pfarrer Achim Köhler, Leiter GdG Giesenkirchen. Am Palmsonntag findet dort der vorerst letzte Gottesdienst statt, die Osternacht wird es digital geben. Die Gemeinde Neuwerk berät kommenden Mittwoch noch einmal.
Die evangelischen Kirchen trafen sich am Freitag zu einem virtuellen Pfarrkonvent. Anschließender Tenor: Die Präsenzgottesdienste sollen unter den aktuellen Voraussetzungen stattfinden. Laut Superintendent Dietrich Denker haben die Gemeinden bewiesen, dass die Regeln in den Kirchen greifen und Gottesdienste durchführbar seien. Er schränkt aber auch ein: „Da sich die Situation dynamisch entwickelt, können sich die Entscheidungen aber noch sehr kurzfristig ändern.“Einzelne Presbyterien wollen sich noch einmal beraten. „Wir haben am Dienstag noch eine Sitzung, ich gehe aber davon aus, dass wir alle Gottesdienste wie geplant abhalten“, sagt Pfarrer Stephan Dedring von der Hauptkirche in Rheydt.
Wo die Gottesdienste stattfinden, muss trotzdem auf vieles verzichtet werden. „Mit der Osterkerze und der Gemeinde in die dunkle Kirche einziehen, das geht nicht“, sagt Probst Blättler. Stattdessen wird nur ein kleiner Personenkreis die Kerze in der Osternacht entzünden, während die Gemeinde bereits auf Abstand in der Kirche Platz genommen hat. Auch Friedensgruß, Segnungen und Gemeindegesang sind nach wie vor untersagt, Maske, begrenztes Platzangebot und Kontaktlisten dafür vorgeschrieben. Die Liturgie ist in allen Gemeinden verkürzt, auf das gewohnte Osterfeuer nach der Osternacht wird überall verzichtet.
Als ökumenische Aktion lässt man an Karsamstag ein Ultra-Leichtflugzeug zwischen 11 und 12 Uhr über Mönchengladbach fliegen – mit dem Spruchband „Aufbruch ins Leben“. An Ostersonntag ist um 9 Uhr ein gemeinsames Glockenläuten der Kirchen geplant.
Die meisten Gemeinden haben zudem Online-Angebote erarbeitet, die teilweise vorproduziert sind oder per Live-Stream in der Osternacht übertragen werden. Die Christuskirchengemeinde dreht dazu am kommenden Montag einen Gottesdienst auf dem evangelischen Friedhof am Wasserturm, der den Namen „Dein Weckruf“trägt. Es ist bereits der vierte Gottesdienst, den die Gemeinde mit einem professionellen Filmteam produziert. Dieses Mal sind ein Blechbläser-Ensemble, TV-Moderator Jörg Boecker und Borussia-Legende Horst Köppel dabei. „Wir suchen immer jemand Bekanntes,
der etwas zum Thema erzählt. Nun eben Horst Köppel, als einer, der als Spieler und Trainer den einen oder anderen Weckruf gehört oder gegeben hat“, sagt Pfarrer Werner Beuschel.
Insbesondere das Hin- und Her der vergangenen Tage hat einige Gemeinden noch einmal zum Ausbau der digitalen Angebote bewogen. So bieten beispielsweise die evangelischen Gemeinden in Rheydt und Odenkirchen zusätzlich an Karfreitag und Ostersonntag virtuelle Gottesdienste an, die noch vorproduziert werden. „Wir wollen ein Signal senden, dass beides möglich ist: Die Leute können in die Kirche kommen, sie können aber auch genauso gut zu Hause bleiben, um mit Ohren und Augen mit der Gemeinde Ostern zu feiern. Keiner soll übergangenen werden“, sagt Pfarrer Thomas Tillman.