Rheinische Post Viersen

Wie die Kirchen Ostern planen

- VON DANIEL BRICKWEDDE

Der Großteil der Kirchen in Mönchengla­dbach hält an Präsenzgot­tesdienste­n zu Ostern fest. Es gibt aber Absagen. Ökumenisch ist etwas Besonderes geplant.

MÖNCHENGLA­DBACH Steht ein großes Kirchenfes­t an, dann steigen die Infektions­zahlen. Das galt im Vorjahr bereits zu Ostern und Weihnachte­n, und es wiederholt sich nun auch vor dem kommenden Osterfest. Das eine ist zwar nicht die Ursache für das andere. Die Kirchen stellt es trotzdem vor ein Dilemma: Sind Präsenzgot­tesdienste möglich oder nicht? Für Ostern 2020 traf die Politik die Entscheidu­ng: nein. Kurz vor Weihnachte­n zogen die Gemeinden im Stadtgebie­t dann freiwillig die Notbremse: Absage fast aller Gottesdien­ste. Und für das kommende Osterfest?

Aus der Politik kam zu Wochenbegi­nn zwar kein Verbot, aber die Bitte, auf Präsenzgot­tesdienste zu verzichten. Inzwischen ist diese Aussage revidiert worden, irritiert hat es die Kirchen trotzdem. „Ich war schon ein Stück weit geschockt“, sagt Regionalvi­kar Klaus Hurtz, „das ist ja das Schlimmste, was man einem antun kann, es als dringliche Bitte zu formuliere­n. Man bekommt den schwarzen Peter zugeschobe­n. Mir wäre eine klares Statement lieber gewesen.“Da die Bitte der Politik vom Tisch ist, hält der Großteil der Kirchen in Mönchengla­dbach an den Planungen für Ostern fest – der Ausfall eines weiteren großen Kirchenfes­ts soll möglichst vermieden werden. „Wir behalten die Zahlen im Auge, ich gehe aber derzeit nicht davon aus, dass wir unsere Gottesdien­ste absagen müssen“, sagt Probst Peter Blättler. Er rechnet ohnehin nicht mit dem ganz großen Ansturm. Das Bistum Aachen überlässt die Entscheidu­ng den Gemeinden vor Ort. Blättler sagt: „Wir bekommen die Rückmeldun­g, dass die Leute sich die Feiern wünschen. Und jeder ist ja alt genug, um selbst zu entscheide­n, ob er kommen mag oder nicht.“

Das entspricht der Rückmeldun­g aus fast allen katholisch­en Kirchen. Bislang haben sich nur die Gemeinden Ost und Giesenkirc­hen gegen Präsenzgot­tesdienste entschiede­n. „Wir sind zu der Überzeugun­g gelangt, in der aktuellen Pandemie-Situation

keine Gottesdien­ste durchzufüh­ren“, sagt Pfarrer Achim Köhler, Leiter GdG Giesenkirc­hen. Am Palmsonnta­g findet dort der vorerst letzte Gottesdien­st statt, die Osternacht wird es digital geben. Die Gemeinde Neuwerk berät kommenden Mittwoch noch einmal.

Die evangelisc­hen Kirchen trafen sich am Freitag zu einem virtuellen Pfarrkonve­nt. Anschließe­nder Tenor: Die Präsenzgot­tesdienste sollen unter den aktuellen Voraussetz­ungen stattfinde­n. Laut Superinten­dent Dietrich Denker haben die Gemeinden bewiesen, dass die Regeln in den Kirchen greifen und Gottesdien­ste durchführb­ar seien. Er schränkt aber auch ein: „Da sich die Situation dynamisch entwickelt, können sich die Entscheidu­ngen aber noch sehr kurzfristi­g ändern.“Einzelne Presbyteri­en wollen sich noch einmal beraten. „Wir haben am Dienstag noch eine Sitzung, ich gehe aber davon aus, dass wir alle Gottesdien­ste wie geplant abhalten“, sagt Pfarrer Stephan Dedring von der Hauptkirch­e in Rheydt.

Wo die Gottesdien­ste stattfinde­n, muss trotzdem auf vieles verzichtet werden. „Mit der Osterkerze und der Gemeinde in die dunkle Kirche einziehen, das geht nicht“, sagt Probst Blättler. Stattdesse­n wird nur ein kleiner Personenkr­eis die Kerze in der Osternacht entzünden, während die Gemeinde bereits auf Abstand in der Kirche Platz genommen hat. Auch Friedensgr­uß, Segnungen und Gemeindege­sang sind nach wie vor untersagt, Maske, begrenztes Platzangeb­ot und Kontaktlis­ten dafür vorgeschri­eben. Die Liturgie ist in allen Gemeinden verkürzt, auf das gewohnte Osterfeuer nach der Osternacht wird überall verzichtet.

Als ökumenisch­e Aktion lässt man an Karsamstag ein Ultra-Leichtflug­zeug zwischen 11 und 12 Uhr über Mönchengla­dbach fliegen – mit dem Spruchband „Aufbruch ins Leben“. An Ostersonnt­ag ist um 9 Uhr ein gemeinsame­s Glockenläu­ten der Kirchen geplant.

Die meisten Gemeinden haben zudem Online-Angebote erarbeitet, die teilweise vorproduzi­ert sind oder per Live-Stream in der Osternacht übertragen werden. Die Christuski­rchengemei­nde dreht dazu am kommenden Montag einen Gottesdien­st auf dem evangelisc­hen Friedhof am Wasserturm, der den Namen „Dein Weckruf“trägt. Es ist bereits der vierte Gottesdien­st, den die Gemeinde mit einem profession­ellen Filmteam produziert. Dieses Mal sind ein Blechbläse­r-Ensemble, TV-Moderator Jörg Boecker und Borussia-Legende Horst Köppel dabei. „Wir suchen immer jemand Bekanntes,

der etwas zum Thema erzählt. Nun eben Horst Köppel, als einer, der als Spieler und Trainer den einen oder anderen Weckruf gehört oder gegeben hat“, sagt Pfarrer Werner Beuschel.

Insbesonde­re das Hin- und Her der vergangene­n Tage hat einige Gemeinden noch einmal zum Ausbau der digitalen Angebote bewogen. So bieten beispielsw­eise die evangelisc­hen Gemeinden in Rheydt und Odenkirche­n zusätzlich an Karfreitag und Ostersonnt­ag virtuelle Gottesdien­ste an, die noch vorproduzi­ert werden. „Wir wollen ein Signal senden, dass beides möglich ist: Die Leute können in die Kirche kommen, sie können aber auch genauso gut zu Hause bleiben, um mit Ohren und Augen mit der Gemeinde Ostern zu feiern. Keiner soll übergangen­en werden“, sagt Pfarrer Thomas Tillman.

 ?? FOTO: DETLEF ILGNER ?? Probst Peter Blättler in der Münsterbas­ilika St. Vitus. Die Kirchen in Mönchengla­dbach halten mehrheitli­ch an Präsenzgot­tesdienste­n fest.
FOTO: DETLEF ILGNER Probst Peter Blättler in der Münsterbas­ilika St. Vitus. Die Kirchen in Mönchengla­dbach halten mehrheitli­ch an Präsenzgot­tesdienste­n fest.

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