Als Ehrenamtler für frisches Trinkwasser nach Sansibar
Direkt nach Ostern werden sich Reha und Linda Balli zur ostafrikanischen Insel aufmachen. Drei Jahre werden sie dort als Entwicklungshelfer arbeiten.
MÖNCHENGLADBACH Seit einigen Wochen leben Reha Balli und seine Frau Linda aus zwei Koffern. Ihre Wohnung ist längst aufgelöst. Nur das, was in die Koffer passte, haben sie behalten. Was sie brauchen, werden sie in Sansibar besorgen – wenn sie wissen, wo und wie sie wohnen werden. Das ist noch nicht ganz klar. Direkt nach Ostern geht das Paar für drei Jahre in das Land, das zu Tansania gehört, um dort als Entwicklungshelfer zu arbeiten.
Als Reha Balli zum ersten Mal von Sansibar gehört hatte, stellte er sich ein Urlaubsparadies vor. „Aber neben der Schönheit gibt es dort auch große Not“, hat er in den vergangenen Wochen gelernt. „50 Prozent der Menschen haben pro Tag weniger als 1,50 Euro zum Leben.“Ein großes Problem dort ist die Trinkwasserversorgung. In diesem Bereich wird Reha Balli im Auftrag der örtlichen NGO Pamoja Zanzibar arbeiten. Vermittelt hat den Einsatz der Entwicklungsdienst „Christliche Fachkräfte International“.
Jetzt paukt das Paar jeden Tag Kisuaheli, die Landessprache in Sansibar, um sich mit den Menschen dort zumindest in grundlegenden Dingen des Alltags verständigen zu können. Auch auf die Kultur haben sie sich vorbereitet. Sie werden auf einiges verzichten müssen, was es hierzulande ganz selbstverständlich gibt. Deshalb bestreichen sie ihr Brot jetzt einmal mehr mit der geliebten Schokonusscreme.
Als sie sich entschlossen, als Entwicklungshelfer ins Ausland zu gehen, stellten sich Linda und Reha Balli ein arabisches Land vor. „Wir haben uns im Oman kennengelernt, ich habe im Irak gearbeitet. Afrika hatten wir gar nicht auf dem Schirm“, sagt der 32-Jährige. Nach seinem Abitur am Gymnasium in Odenkirchen hat er an der RWTH Aachen Maschinenbau studiert. Linda Balli stammt aus Baden-Württemberg. Als Geologin machte sie wie ihr Mann im Oman ein Praktikum an der Deutschen Universität für Technologie.
Was genau sie in Sansibar machen werden, weiß das Paar noch nicht. Klar ist, dass Reha Balli in einem Projekt zur Wasseraufbereitung eingesetzt wird. Dabei wird er auch junge Menschen ausbilden. „Jeder zweite in Tansania ist 18 Jahre alt oder jünger“, sagt er. „Es gibt dort einen enormen Bedarf an Ausbildungsplätzen.“Weil es auf den kleinen Inseln von Sansibar kaum Frischwasserquellen gibt und man selbst bei Bohrungen für Brunnen vor allem auf Salzwasser stößt, ist die Gewinnung von Trinkwasser dort ein zentrales Thema.
Dass das Thema Wasser mit dem Klimawandel an Bedeutung gewinnt, macht den Einsatz für Reha Balli noch spannender. „Aber ich muss mich da noch einarbeiten“, sagt er. Im Irak hat er am Bau von Kraftwerken gearbeitet. Seine Frau Linda wird sich ehrenamtlich engagieren. Weil das Paar Unterhalt bekommt, dürfen die beiden keine zusätzliche Erwerbstätigkeit aufnehmen. Die 32-Jährige will zudem versuchen, ihre Expertise als Geologin vor Ort an der Universität einzubringen.
Ist es nicht riskant während einer Pandemie in ein Entwicklungsland zu gehen? „Es gibt da keine einfache Antwort“, sagt Balli dazu und fügt an: „Wir nehmen Corona ernst. Es gibt hier aus gutem Grund die Hygienevorschriften. Das wird in Tansania ganz anders sein. Aber wir sind bereit, es zu wagen.“