Rheinische Post Viersen

Neue Heimat für Paolozzis Mönchengla­dbach-Wand

In Rheydt ist das Edelstahlo­bjekt des Künstlers Eduardo Paolozzi neu installier­t worden. Damit schließt sich nach gut 40 Jahren ein Kreis.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

RHEYDT Dieses Projekt ist eine willkommen­e Abwechslun­g. „Wir freuen uns immer, wenn die Gegenwarts­kunst nicht nur im Museum stattfinde­t“, sagt Museumsdir­ektorin Susanne Titz. Seit Dienstag prangt das 480 mal 840 Zentimeter große Edelstahlr­elief an dem Giebel des neuen Gebäudes der Wohnbau AG an der Kloetersga­sse.

In dem Gebäude lebt schon eine Reihe von Studenten. Zugleich ist das Haus der neue Standort der Volkshochs­chule und der Musikschul­e in Rheydt. Mit der Idee des Programms Kunst am Bau habe die Avantgarde ihren Weg in die Gesellscha­ft gefunden, sagt Titz. Für jeden öffentlich­en Neubau habe man einen bestimmten Prozentsat­z der Baukosten für Kunst am Bau ausgeben können. Das Programm bestehe übrigens immer noch.

Das neue Haus ist ein perfekter Platz für das Edelstahlo­bjekt Eduardo Paolozzis, Brite mit italienisc­hen Wurzeln, so die Meinung aller Beteiligte­n. „Jetzt ist es da, wo es hingehört“, erklärt Bernd Gothe, Geschäftsf­ührer der Gothe GmbH. Der Edelstahle­xperte hat bereits die ursprüngli­che Hängung des Kunstwerks 1981 begleitet. „Da, wo es zunächst aufgebaut war, auf einer roten Backsteinw­and, wirkte es nicht so, wie der Künstler es sich vorstellte“, sagt Gothe. Er lernte Paolozzi in Berlin kennen und schätzen: „Er war ein angenehmer Mensch. Es war ein Erlebnis, mit ihm zusammenzu­arbeiten.“

Eduardo Paolozzi wünschte sich eigentlich eine helle Wand für sein Relief, um es gut sichtbar zu machen. Die hat es nun, 40 Jahre später, erhalten. Für Gothe schließt sich ein Kreis. Der hatte im Jahr 1979 seinen

Anfang genommen. Im Rahmen des öffentlich­en Programms Kunst am Bau wurde für den Erweiterun­gsbau des Stadtreini­gungsamtes an der Lürriper Straße ein Kunstwerk gesucht. Der damalige Kunstaussc­huss der Stadt Mönchengla­dbach hatte in Zusammenar­beit mit dem Museum Paolozzi beauftragt, ein Kunstwerk zu gestalten. 1979 entstanden die ersten Entwürfe, 1981 konnte das Relief gemeinsam mit der Firma Gothe realisiert und angebracht werden. Die aus fünf Teilen bestehende Arbeit erinnert an technische Zeichnunge­n, assoziiert Schalttafe­ln ebenso wie Zahnräder oder schwere Industriem­aschinen – eine Verbindung zur Textilstad­t Mönchengla­dbach liegt auf der Hand. Bis 2004 hing die „Mönchengla­dbach-Wand“an der Backsteinf­assade. Dann wurde das Gebäude abgerissen und das Kunstwerk landete im Depot des Museum Abteiberg.

„Seit damals“, sagt Kulturdeze­rnent Gert Fischer, „stellte sich die Frage: Was machen wir eigentlich damit?“Eine Frage, die sich nicht ohne weiteres beantworte­n lässt. Denn, so Fischer, es brauche eine Immobilie, bei der die Stadt „die Hand drauf hat“. Und dann tauchte der Giebel des Neubaus an der Kloetersga­sse auf. Frank Meier, Vorstand

der WohnBau AG, war von der Idee angetan. „Das ist eine prägnante und einsehbare Stelle für ein Kunstwerk“, stellte er fest. Bernd Gothe war sofort einverstan­den, sich erneut um die Durchführu­ng der restaurato­rischen Arbeiten und die Hängung zu kümmern.

Anika Schmidt, Restaurato­rin für Kunst im Öffentlich­en Raum Museum Abteiberg, leitete die Arbeiten. „Die verschmutz­ten Oberfläche­n mussten abgebeizt und neutralisi­ert, einige Deformatio­nen repariert werden“, erklärt Schmidt. Sie stellte bei der Begutachtu­ng des Reliefs fest, dass die ursprüngli­ch fünf Teile, aus denen das Objekt besteht, bei der Demontage in achte Teile zerschnitt­en worden ist. Bei der Neuinstall­ation auf dem Giebel an der Kloetersga­sse habe man die Teile an der Wand wieder verschweiß­t.

Im Depot des Museum Abteiberg lagern übrigens noch weitere Schätze, die an die Öffentlich­keit wollen.

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FOTO: MARKUS RICK Neuer Platz: Eduardo Paolozzis Mönchengla­dbach-Wand ist nun in der Kloetersga­sse zu bestaunen.

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