Rheinische Post Viersen

Whiskeymes­se im virtuellen Raum

Martin Kittner veranstalt­et auf dem ehemaligen Bauerfeind-Gelände in Kempen eine Whiskey-Hausmesse. Sie findet corona-bedingt jetzt online statt.

- VON SVEN SCHALLJO

KEMPEN Still ruht der Veranstalt­ungssaal auf dem ehemaligen Bauerfeind-Gelände in Kempen. Der Raum, in dem eigentlich vor allem Businessev­ents und Workshops steigen sollten, ist seit Beginn der Corona-Pandemie verwaist. Doch das soll sich im kommenden Monat ändern. „Gemeinsam mit Carlo Goertsches, einem bekannten Getränkehä­ndler aus der Gegend, der auch selbst Hochprozen­tiges brennt, hatte ich die Idee, eine Whiskey-Hausmese zu veranstalt­en”, erzählt Martin Kittner.

Der 49-jährige Kempener erwarb mit seinem Unternehme­n vor einiger Zeit das ehemalige Bauerfeind-Gelände mit einer großen Veranstalt­ungshalle. „Diese hat rund 1000 Quadratmet­er Fläche. Zunächst haben wir überlegt, hier mit kleinen Besucherza­hlen eine Messe zu veranstalt­en. Aber schnell kamen wir zu der Lösung, das Ganze online zu machen”, berichtet der passionier­te Whiskeytri­nker. Und so kontaktier­ten die beiden Initiatore­n einige große Händler und Hersteller überall auf der Welt.

Die Technik besorgt der Inhaber der Werbeagent­ur von Ameland selbst. Dabei soll die Messe alles andere als normal sein: Während nämlich üblicherwe­ise vor allem die großen, bekannten Hersteller aus Schottland oder Irland die Kunden anziehen, sollen diese hier zwar auch präsent sein, aber der Fokus liegt auf Anbietern aus Ländern, die teilweise auch passionier­te Whiskeytri­nker nicht unbedingt mit dem Getränk verbinden. „Wir haben beispielsw­eise Whiskeys aus Israel, aus Japan, das allerdings längst einen guten Ruf genießt, oder Indien. Die Hersteller treten, neben anderen Aktivitäte­n und Tastings, in sogenannte­n Länderbatt­les gegeneinan­der an”, erzählt Kittner.

Der Clou dabei ist, dass die Teilnehmer an der virtuellen Messe die Whiskeys bestellen können und als Probierpak­et nach Hause geschickt bekommen. „Dabei wissen sie aber nicht, welcher Whiskey aus welchem Land ist. Es entscheide­t allein der Geschmack. Die Auflösung folgt erst hinterher”, erläutert der Organisato­r. Dabei gehe es darum, vorurteils­frei an Top-Erzeugniss­e aus

Ländern heranzugeh­en, die klassisch eher nicht als Whiskey-Nationen gelten. Hochwertig seien sie jedoch alle. „Jeder Whiskey, den wir anbieten, hat internatio­nale Preise gewonnen. Es ist wirklich die oberste Kategorie”, sagt Kittner.

Begleitet werden die Tastings von Diskussion­srunden und Informatio­nen. Dafür werden über die rund zehn Anbieter, die vor Ort sein werden, auch internatio­nale Experten zugeschalt­et. Ein besonderer Fokus liege dabei auf amerikanis­chen Anbietern. „Es gibt eine Renaissanc­e des amerikanis­chen Whiskeys. Es gibt heute sehr gute Single-Malts aus den USA. Wir decken die gesamte Vielfalt auch dieses Marktes ab”, erzählt der Veranstalt­er.

Während der Länder-Battles können die Zuschauer die Getränke auch selbst probieren. Dafür müssen sie vorab die einzelnen Pakete bestellen. „Die Ticket-Anmeldung beinhaltet beispielsw­eise ein Paket mit sechs Whiskeys à zwei Zentiliter. Diese kommen aus sechs unterschie­dlichen Ländern und werden in einem Blindtasti­ng verkostet.

Zu den einzelnen Länder-Battles gibt es dann weitere Pakete. Wer alle Länder aus dem Blind-Tasting des Einsteiger-Paketes richtig zuordnet, der kann einen Preis gewinnen”, erzählt Kittner. Zu den sieben Tastings gibt es jeweils ein weiteres Set zum

Preis zwischen 45 und 59 Euro. „Das sind sehr gute Preise. Die Whiskeys, die wir anbieten, sind schon in einem höheren Preissegme­nt angesiedel­t”, sagt der studierte Informatik­er.

Die Tastings müssen dabei nicht direkt an einem Tag vorgenomme­n werden. „Das würden viele Leute vermutlich nicht überleben”, sagt Kittner lachend. „Darum wird es die gesamte Messe auch später noch abrufbar geben. So kann ich dann über Wochen jeweils das Tasting beziehungs­weise das Battle machen, das ich gerade möchte”, erläutert der Organisato­r.

Übrigens: Ein für Whiskey ganz exotisches Land ist auch dabei: die Schweiz. „Dort ist es überhaupt erst seit 1999 erlaubt, Gerste zu brennen. Trotzdem kommen dort bereits hochklassi­ge Whiskeys her”, sagt Kittner. Das will er nun auch den Teilnehmer­n der Messe vermitteln.

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