UX-Designer beobachten das Nutzerverhalten
Finden wir uns auf einer Website nicht zurecht, klicken wir sie frustriert weg. UX-Designer arbeiten daran, dass so etwas möglichst nicht passiert. Verschiedene Wege führen in den noch jungen Beruf.
Moral und Intuition sind vielleicht nicht das Erste, woran man denkt, wenn man über User-Experience-(UX)-Design spricht. Aber wer als User-Experience-Designer Web-Anwendungen entwickelt, muss sich täglich damit auseinandersetzen.
Cookie-Banner, wie es sie inzwischen auf fast jeder Website gibt, sind ein sehr gutes Beispiel dafür: Je nachdem, wie die Buttons gestaltet sind, ist man motiviert, die beste Lösung für sich selbst auszuwählen. Das Design kann manipulieren und etwa dazu verführen, einfach auf „alles akzeptieren“zu klicken, anstatt manche Funktionen auszuschalten. „Deswegen gehört neben Kommunikation und Intuition auch Ethik zum UX-Design dazu, denn dadurch, dass man mit der Gestaltung Einfluss auf die Nutzer hat, trägt man Verantwortung“, sagt Indra Burkart.
Sie hat über das Game-Design zu ihrer Leidenschaft UX-Design gefunden. Nach ihrem Informatikstudium mit dem Schwerpunkt Spieleentwicklung hat sie zunächst als Game-Designerin gearbeitet. Sie machte eine berufsbegleitende Weiterbildung zum UX-Design und hat inzwischen auch einen eigenen Youtube-Kanal rund um das Thema.
Beim UX-Design gibt es immer konkrete Ziele der Interaktion von Mensch und Maschine – etwa den erfolgreich abgeschlossenen Einkauf über eine Website. Zum Teil müssen UX-Designer deshalb Menschen beim Nutzen einer Website genau zuschauen: Wann klicken sie was wo an?
Ihre Beobachtungen und Gespräche überträgt Indra Burkart
in ein Programm, das den Prozess visuell darstellt. Auf dieser Grundlage kann dann eine Software entwickelt werden. Dabei ist erfolgreiche Kommunikation zentral: „Man muss immer herausfinden, ob man über dasselbe wie die Kunden spricht.“Der Mensch und seine Interaktion mit der Maschine stehen bei der Arbeit im Mittelpunkt.
Burkarts Weg ins UX-Design über eine Weiterbildung ist nur einer von vielen. Je nach Aufgabenschwerpunkt klappt es auch mit einer Ausbildung oder einem Studium.
Florian Winkler vom Bundesinstitut für Berufsbildung hat die Neuordnung der IT-Ausbildungsberufe 2020 mit begleitet. Ihm zufolge passt die Ausbildung zum Fachinformatiker mit Schwerpunkt Anwendungsentwicklung am besten zu den Aufgaben eines UX-Designers. Beim Schwerpunkt Anwendungsentwicklung geht es um das Programmieren von IT-Lösungen, was auch das Konzipieren und Umsetzen von kundenspezifischen Softwareanwendungen umfasst. „Das ist eine gute Grundlage, um in die Richtung zu gehen, bedeutet aber nicht, dass man mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung direkt einen Job als UX-Designer findet“, sagt Winkler. Auch mit einem Mediendesign-Master
kann man nicht damit rechnen, sofort als UX-Designer eine Anstellung zu finden. Entscheidend ist oft die Berufserfahrung.
Knut Polkehn ist Berater bei „Artop“. Das Institut an der Humboldt-Universität zu Berlin bietet verschiedene Qualifizierungen für UX-Designer an. Gemeinsam mit Fachkollegen vom „International Usability and UX Qualification Board“(UXQB) hat er außerdem Standards entwickelt, nach denen man sich zertifizieren lassen kann. Diese Ausund Weiterbildungsstandards werden auch vom Berufsverband der deutschen Usability und User-Experience Professionals, dem German UPA, empfohlen.
Die Aufgabengebiete im UX-Design können sich im späteren Arbeitsalltag sehr unterscheiden. So muss man nicht zwangsläufig Websites entwickeln, sondern kann auch in der Medizintechnik an der Gestaltung von Maschinen mitarbeiten, die dann von Ärzten bedient werden oder bei neuen Automodellen dafür sorgen, dass die vielen Bildschirme nicht vom sicheren Fahren ablenken.
Indra Burkart sieht sich als Generalistin und ist gerne interdisziplinär tätig. „Manche Kolleginnen arbeiten als UX-Designerin zum Beispiel ausschließlich in der Testung von Anwendungen. Das wäre mir zu einseitig. Aber man kann sich eben auch noch mehr spezialisieren.“