Rheinische Post Viersen

UX-Designer beobachten das Nutzerverh­alten

Finden wir uns auf einer Website nicht zurecht, klicken wir sie frustriert weg. UX-Designer arbeiten daran, dass so etwas möglichst nicht passiert. Verschiede­ne Wege führen in den noch jungen Beruf.

- VON MARINA UELSMANN

Moral und Intuition sind vielleicht nicht das Erste, woran man denkt, wenn man über User-Experience-(UX)-Design spricht. Aber wer als User-Experience-Designer Web-Anwendunge­n entwickelt, muss sich täglich damit auseinande­rsetzen.

Cookie-Banner, wie es sie inzwischen auf fast jeder Website gibt, sind ein sehr gutes Beispiel dafür: Je nachdem, wie die Buttons gestaltet sind, ist man motiviert, die beste Lösung für sich selbst auszuwähle­n. Das Design kann manipulier­en und etwa dazu verführen, einfach auf „alles akzeptiere­n“zu klicken, anstatt manche Funktionen auszuschal­ten. „Deswegen gehört neben Kommunikat­ion und Intuition auch Ethik zum UX-Design dazu, denn dadurch, dass man mit der Gestaltung Einfluss auf die Nutzer hat, trägt man Verantwort­ung“, sagt Indra Burkart.

Sie hat über das Game-Design zu ihrer Leidenscha­ft UX-Design gefunden. Nach ihrem Informatik­studium mit dem Schwerpunk­t Spieleentw­icklung hat sie zunächst als Game-Designerin gearbeitet. Sie machte eine berufsbegl­eitende Weiterbild­ung zum UX-Design und hat inzwischen auch einen eigenen Youtube-Kanal rund um das Thema.

Beim UX-Design gibt es immer konkrete Ziele der Interaktio­n von Mensch und Maschine – etwa den erfolgreic­h abgeschlos­senen Einkauf über eine Website. Zum Teil müssen UX-Designer deshalb Menschen beim Nutzen einer Website genau zuschauen: Wann klicken sie was wo an?

Ihre Beobachtun­gen und Gespräche überträgt Indra Burkart

in ein Programm, das den Prozess visuell darstellt. Auf dieser Grundlage kann dann eine Software entwickelt werden. Dabei ist erfolgreic­he Kommunikat­ion zentral: „Man muss immer herausfind­en, ob man über dasselbe wie die Kunden spricht.“Der Mensch und seine Interaktio­n mit der Maschine stehen bei der Arbeit im Mittelpunk­t.

Burkarts Weg ins UX-Design über eine Weiterbild­ung ist nur einer von vielen. Je nach Aufgabensc­hwerpunkt klappt es auch mit einer Ausbildung oder einem Studium.

Florian Winkler vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung hat die Neuordnung der IT-Ausbildung­sberufe 2020 mit begleitet. Ihm zufolge passt die Ausbildung zum Fachinform­atiker mit Schwerpunk­t Anwendungs­entwicklun­g am besten zu den Aufgaben eines UX-Designers. Beim Schwerpunk­t Anwendungs­entwicklun­g geht es um das Programmie­ren von IT-Lösungen, was auch das Konzipiere­n und Umsetzen von kundenspez­ifischen Softwarean­wendungen umfasst. „Das ist eine gute Grundlage, um in die Richtung zu gehen, bedeutet aber nicht, dass man mit einer abgeschlos­senen Berufsausb­ildung als Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g direkt einen Job als UX-Designer findet“, sagt Winkler. Auch mit einem Mediendesi­gn-Master

kann man nicht damit rechnen, sofort als UX-Designer eine Anstellung zu finden. Entscheide­nd ist oft die Berufserfa­hrung.

Knut Polkehn ist Berater bei „Artop“. Das Institut an der Humboldt-Universitä­t zu Berlin bietet verschiede­ne Qualifizie­rungen für UX-Designer an. Gemeinsam mit Fachkolleg­en vom „Internatio­nal Usability and UX Qualificat­ion Board“(UXQB) hat er außerdem Standards entwickelt, nach denen man sich zertifizie­ren lassen kann. Diese Ausund Weiterbild­ungsstanda­rds werden auch vom Berufsverb­and der deutschen Usability und User-Experience Profession­als, dem German UPA, empfohlen.

Die Aufgabenge­biete im UX-Design können sich im späteren Arbeitsall­tag sehr unterschei­den. So muss man nicht zwangsläuf­ig Websites entwickeln, sondern kann auch in der Medizintec­hnik an der Gestaltung von Maschinen mitarbeite­n, die dann von Ärzten bedient werden oder bei neuen Automodell­en dafür sorgen, dass die vielen Bildschirm­e nicht vom sicheren Fahren ablenken.

Indra Burkart sieht sich als Generalist­in und ist gerne interdiszi­plinär tätig. „Manche Kolleginne­n arbeiten als UX-Designerin zum Beispiel ausschließ­lich in der Testung von Anwendunge­n. Das wäre mir zu einseitig. Aber man kann sich eben auch noch mehr spezialisi­eren.“

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FOTO: SEBASTIAN BURKART/INDRA BURKART/DPA-TMN Indra Burkart ist User-Experience-Designerin und betreibt einen eigenen Youtube-Kanal rund um das Thema UX-Design.

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