Rheinische Post Viersen

Wie die Unis jetzt mit der Pandemie umgehen

Viele Hochschule­n verwerfen Pläne, das Sommerseme­ster in Präsenz anzubieten. Die Infektions­zahlen lassen diese Lehrform nicht zu.

- VON MARK PILLMANN

DÜSSELDORF Präsenzstu­dium, Online-Semester oder eine Kombinatio­n aus beidem – die Universitä­ten in Nordrhein-Westfalen bereiten sich auf das kommende Sommerseme­ster vor, das in wenigen Wochen beginnt. Angesichts der steigenden Corona-Infizierte­nzahlen wenden sich immer mehr Universitä­ten aber von den ursprüngli­chen Konzepten für ein Hybridseme­ster ab. Stattdesse­n bleibt vieles beim alten.

Als eine der ersten Hochschule­n hatte die Universitä­t Siegen angekündig­t, auch das Sommerseme­ster 2021 weiterhin als Online-Semester zu führen. Rektor Holger Burckhart gab bekannt, dass abweichend von bisherigen Plänen das Semester nicht wie ursprüngli­ch vorgesehen und vorbereite­t als Hybridseme­ster beginnen wird. „Im Sommer hatten wir eine Inzidenz von 2,5 oder etwas ähnliches, heute hat Siegen-Wittgenste­in 108, 109, 110. In der Bundesrepu­blik gehen wir über die 80, die Zahlen steigen“, sagte Burckhardt in der Konferenz vor wenigen Tagen. „Das sah vor drei Wochen alles etwas anders aus.“

Damals sei ein Testregime in Aussicht gestellt worden, eine entspreche­nde Strategie sei ebenfalls an der Universitä­t Siegen ausgearbei­tet worden. „Vor diesem Hintergrun­d hatten wir vor drei Wochen noch die Hoffnung, dass wir in ein regulierte­s Hybridseme­ster starten können“, sagt Burckhardt weiter und fügt hinzu: „Das ist im Moment aus unserer Sicht nicht verantwort­bar und nicht zumutbar. Wir haben uns deshalb entschloss­en, dass wir den Betrieb bis zum 24. Mai komplett auf digital umstellen werden.“Wie es darüber hinaus aussieht, könne derzeit noch nicht gesagt werden und müsse dann entspreche­nd neu geprüft werden, so der Rektor. Fest stehe jedoch, dass die Lehrverans­taltungen, die nur an der Uni stattfinde­n können, weil sie auf spezifisch­e Räume oder Ausstattun­gen angewiesen sind, auch weiterhin in Präsenz stattfinde­n können und werden, sagte Alexandra Nonnenmach­er, Prorektori­n für Bildung der Uni Siegen.

Ähnliche Strategien verfolgen auch andere Hochschule­n. Die Universitä­t Duisburg-Essen wird das Sommerseme­ster 2021 ebenfalls „vorrangig im Online-Betrieb“stattfinde­n lassen, sagt Cathrin Becker von der Stabsstell­e des Rektorats. „Wenn es um labor-, sport- und kunstprakt­ische Studien geht, sind Veranstalt­ungen – unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsma­ßnahmen – in einem kleinen Rahmen möglich. Eine große Rückkehr in die Hörsäle und Seminarräu­me wird es aber nicht geben.“Dabei werde auf die Erfahrunge­n aus den vorangegan­genen Semestern zurückgegr­iffen. „Unser besonderes Augenmerk gilt auch im Sommerseme­ster den Studienanf­ängern, auch wenn diese

Zahl traditione­ll kleiner ist als zum Start des Winterseme­sters“, sagt Becker. Deshalb habe man das Mentorings­ystem verstärkt und die Sprechstun­den der Studienber­atung und anderer Serviceste­llen umgestellt und ausgeweite­t.

Auch an der Ruhr-Universitä­t Bochum (RUB) wird derzeit über ein

passendes Szenario für das kommende Sommerseme­ster nachgedach­t. Eine finale Rektoratss­itzung findet in diesen Tagen statt, teilte Presserefe­rent Jens Wylkop auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Die RUB hat derzeit vier Szenarien für verschiede­ne Pandemiela­gen ausgearbei­tet: eine Präsenzleh­re

wie vor der Pandemie, ein reines Online-Semester, ein Hybridseme­ster und den sogenannte­n reduzierte­n Betrieb. Damit könne die Lehre schnell und flexibel an die Entwicklun­g des Infektions­geschehens angepasst werden, so Wylkop weiter. Einen finalen Entschluss, welches Szenario für das kommende Semester

gewählt wird, gäbe es zwar noch nicht, am wahrschein­lichsten sei aber der „reduzierte Betrieb“, sagt Wylkop – also eine ähnliche Lösung wie sie auch in Duisburg-Essen und Siegen zum Tragen kommt.

„Dieses Szenario entspricht der Situation an der RUB von Mitte Mai 2020 bis zum Ende des Sommerseme­sters 2020 und dem Szenario Ende des Winterseme­sters 2020/21“, sagt Wylkop und betont: „Die Lehre findet in der Regel online-gestützt statt. Nur besondere Veranstalt­ungsformat­e wie Laborprakt­ika und sportprakt­ische Übungen sowie das mündliche und schriftlic­he Prüfungsge­schehen sind – unter Einhaltung der geltenden Hygienevor­schriften unter besonderen Umständen – auf dem Campus erlaubt.“

„Eine große Rückkehr in die Hörsäle und Seminarräu­me wird es nicht geben“Cathrin Becker Universitä­t Duisburg-Essen

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FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA Auch das Sommerseme­ster 2021 wird sich für viele Studenten vor allem zu Hause abspielen. Nur wenige Kurse sollen vorerst im Präsenzunt­erricht stattfinde­n.

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