Flugzeugwerft RAS baut dritten Hangar
Die Rheinland Air Service hält trotz der Corona-Pandemie an ihren Ausbau-Plänen fest. Seit einigen Wochen laufen die Bauarbeiten in der Nähe der Trabrennbahn. Davon könnte auch die deutsche Marine profitieren.
NEUWERK Wer wissen will, warum der Mönchengladbacher Flughafen im Aufwind ist, der sollte sich auch abseits des Rollfeldes umsehen. Direkt neben dem eigentlichen Landeplatz, der seit einigen Jahren stetig mehr und mehr Starts und Landungen verzeichnet, herrscht im Betrieb der Rheinland Air Service (RAS) kontinuierlich Betriebsamkeit. Die Hangars der Flugzeugwerft sind voll, auch auf dem Feld vor den Hallen stehen viele Flugzeuge, die gewartet wurden. Oder für die der Check erst noch ansteht. Viel Platz ist nicht mehr.
Deshalb wird seit einigen Wochen gebaut: Zwischen dem bestehenden Ensemble des Unternehmens und der Trabrennbahn laufen die Arbeiten für den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes und eines dritten Hangars. Die Werft wächst ihren Geschäftsberichten zufolge seit Jahren, erzielt Umsatzerlöse im hohen zweistelligen Millionen-Bereich und ist profitabel. RAS beschäftigt inzwischen rund 280 Mitarbeiter an vier Standorten in Deutschland (Mönchengladbach, München Oberpfaffenhofen, Weeze und Frankfurt Hahn). Das Unternehmen ist unter anderem spezialisiert auf die Wartung von ATR-Maschinen – ein französisch-italienisches Turboprop-Flugzeug für den Passagierund Frachttransport, von dem weltweit rund 1200 Exemplare unterwegs sind.
Philipp Mallmann, Director Business Development des Unternehmens, sagt: „Vor der Krise mussten wir Aufträge absagen, weil die Nachfrage so groß war. Wir haben trotz der Krise am Neubau festgehalten und erwarten, dass die Luftfahrt insgesamt 2024 wieder auf dem Level von vor Corona sein wird. Wir sind froh, dass wir relativ unbeschadet bisher durch die Krise gekommen sind.“Die Corona-Pandemie hat aber nicht allen Bereichen im Unternehmen geschadet: „Der
Bereich Business Aviation ist gewachsen. Business-Flüge sind in Lockdown-Zeiten dann die einzige Möglichkeit, von A nach B zu fliegen. Die Sparte konnte sich vor Aufträgen kaum retten“, sagt Mallmann. Lediglich in der Sparte der Wartungen
von Maschinen des Typs ATR musste zwischenzeitlich Kurzarbeit angemeldet werden, aber auch dort ist inzwischen wieder Vollauslastung erreicht.
Im Januar vergangenen Jahres reichte die RAS den Bauantrag ein, gut ein Jahr später wurde nun begonnen. Eigentlich war dies schon etwas früher vorgesehen, aber es mussten Fragen zu Retentionsflächen und Lärmschutz bei Standläufen nach der Wartung noch geklärt werden. Entstehen soll nun ein
zweistöckiges Verwaltungsgebäude mit rund 1200 Quadratmetern Bürofläche, ein Hangar mit 5200 Quadratmetern Platz für die Wartung und ein rund 2500 Quadratmeter großes Lager. Die Sparte Business Aviation wird dann in Hangar drei ihr eigenes Reich haben. Die ATRs sollen dann in Hangar zwei verbleiben.
Neben dem Neubau wird dann auch das bisher an anderer Stelle genutzte Zelt neu aufgebaut, in dem die Teile-Sparte arbeitet, wo also Bauteile aus Flugzeugen ausgebaut und wieder nutzbar gemacht werden. „Durch den neuen Hangar erweitern wir unsere Kapazität um rund 75 Prozent“, sagt Mallmann. Insgesamt werde dort ein „deutlich zweistelliger Millionen-Betrag investiert. Fertig sein soll alles in rund einem Jahr: „Mit dem neuen Hangar 3 wollen wir im Mai oder Juni 2022 in Betrieb gehen.“
Für Aufmerksamkeit sorgte RAS vor einigen Jahren mit der Zusammenarbeit mit der pakistanischen Luftwaffe. Die Mönchengladbacher bauten Passagiermaschinen vom Typ ATR72-500 zu einem Patrouillenflugzeug und zu einem Frachtflugzeug für die pakistanischen Streitkräfte um. Ähnliches könnte sich nun auch für die Bundeswehr entwickelt. „Die Deutsche Marine sucht im Moment eine Interimslösung für die Seefernaufklärung“, sagt Mallmanmn. „Die von uns entwickelte Lösung auf Basis ATR72 wird von der Marine ebenfalls in Betracht gezogen. Mit dem Neubau sind wir dann in der Lage, auch solche Aufträge abzuwickeln.“