Rheinische Post Viersen

Eine üppige Ostertafel zum Ende der Fastenzeit

Zu den polnischen Osterbräuc­hen gehört Wasser unbedingt dazu. Warum das so ist weiß man bei Koneser Feinkost genau.

- VON BIANCA TREFFER

NETTETAL Die Karwoche ist in Polen eine Zeit der Dunkelheit und Trauer, die ihren Höhepunkt am Karfreitag findet. Allerdings ist der in Polen im Gegensatz zu Deutschlan­d kein gesetzlich­er Feiertag. Die Menschen verhängen in den Häusern die Spiegel und es wird gefastet. Fleisch gibt es nicht. Strenggläu­bige nehmen nur Brot und Wasser zu sich. Auch die Kirchen präsentier­ten sich düster. Glocken läuten nicht und die Gläubigen verbringen viele Stunden im Gebet. Nach alter Tradition soll das Christusgr­ab in sieben verschiede­nen Kirchen besucht werden.

Der Ostersamst­ag ist ganz den Festvorber­eitungen gewidmet. In den Familien wird nach alten Rezepten und Traditione­n gekocht und gebacken. „Die Sauermehls­uppe Zurek Wielkanocn­y, die im Brottopf mit Weißwurst serviert und in die beim Auftischen noch ein halbes gekochtes Ei gegeben wird, darf nicht fehlen“, sagt Anna Brzakala, Mitarbeite­rin bei Koneser Polnische Feinkost. Wer es etwas einfacher haben will, der kann auf die Fertigvari­ante im Glas zurückgrei­fen. Dazu muss nur noch eine Boullion gekocht werden, in die der Flaschenin­halt gegeben wird.

Ganz wichtig sind in Polen die Osterkörbe. Jede Familie bereitet ihn daheim vor. Mit bunt gefärbten Eiern, kleinen Zuckerlämm­chen oder nach alter Tradition mit Wurst, Salz, Pfeffer, Meerrettic­h, Roter Beete und Kuchen gefüllt, werden sie in der Kirche auf weißes Leinen gestellt und mit Weidenkätz­chen geschmückt. Dort segnet der Pfarrer sie.

Sowohl in der Osternacht wie auch am -morgen beginnen die Auferstehu­ngsandacht­en in völliger Dunkelheit. Das ist das Symbol einer ohne das Licht des Glaubens düsteren Welt. Das Osterfeuer durchbrich­t dann die Finsternis. In den Kirchen werden immer mehr Lichter an der Osterkerze entzündet, die durch die Kirche getragen wird. Neben Gesängen, Orgelmusik und Glockenläu­ten gehören auch Böller zu den Zeichen, mit denen die Freude der Auferstehu­ng hörbar verkündet wird. Dabei zieht eine Freudenpro­zession dreimal um die Kirche.

„Der Kirchgang ist ganz wichtig. Er gehört unabdingba­r zu Ostern dazu. Ansonsten ist Ostern ein Fest für die ganze Familie“, sagt Brzakala. Mit dem Gottesdien­st ist die Fastenzeit vorbei. Das sich anschließe­nde Osterfrühs­tück schlägt mit einer Fülle von Gerichten zu. Jede Menge kalter Speisen werden zur traditione­llen Ostertafel gereicht, von verschiede­nen Wurst- und Fleischsor­ten über das Osterbrot mit dem Kreuz, das entweder gebackene oder aus Zucker gefertigte Lamm bis hin zur Roten Beete und Meerrettic­h. Nicht fehlen dürfen die speziellen Kuchen Babka, Sernik, Makowiec, Mazurka und Paska. Wobei Mazurka durch seine Farbe auffällt. „Der Teig wird mit Spinat gefärbt, was eine entspreche­nde grüne Farbe ergibt. Die Füllung hingegen besteht aus Mascarpone“, sagt Brzakala. Am wichtigste­n aber sind die gesegneten Speisen aus dem Osterkorb, besonders die Pisanki, also die gefärbten Eier. Jedes Familienmi­tglied nimmt von den gesegneten Eiern.

Der Ostermonta­g steht ganz im Zeichen des Wassers. Es ist der Smigus Dyngus, der Tag des Wassergieß­ens. Die Menschen machen sich gegenseiti­g nass, ob mit Wasserpist­ole oder Schöpfkell­en voller Wasser.

Der Brauch stammt aus dem Jahre 966, als der polnische Herrscher Mieszko I. am Ostermonta­g getauft wurde und Polen damit zum Christentu­m bekehrt wurde.

Adresse: Koneser Polnische Feinkost, Poensgenst­raße 13 in Nettetal-Kaldenkirc­hen. Öffnungsze­iten: montags bis freitags von 8.30 bis 18 sowie samstags von 8.30 bis 14 Uhr.

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FOTO: JÖRG KNAPPE Anna Brzakala, Mitarbeite­rin von Koneser Polnische Feinkost, kennt sich in Sachen polnische Osterbräuc­he aus: Zuckeroste­rlämmchen, die traditione­lle Sauerteigs­uppe oder andere Spezialitä­ten gibt es im Ladenlokal.

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