Rheinische Post Viersen

Wird eine Hauptschul­e zur Gesamtschu­le?

Eine siebte Gesamtschu­le ist das Ziel der Ampel-Kooperatio­n von SPD, Grünen und FDP im Stadtrat. Doch ein Neubau ist nicht realisierb­ar. So richtet sich der Blick auf jene Schulform, die noch die meisten Kapazitäte­n bietet.

- VON THOMAS GRULKE

MÖNCHENGLA­DBACH Der selbst auferlegte Auftrag ist klar umrissen. „Die Ampel sieht es als ihre Aufgabe, das Schulangeb­ot in der Stadt so zu entwickeln, dass dem Elternwill­en im Schulberei­ch auch in Mönchengla­dbach zukünftig entsproche­n wird“, sagt Reinhold Schiffers, schulpolit­ischer Sprecher der SPD.

Wenn es um den Übergang auf die weiterführ­ende Schule geht, so ist in den vergangene­n Wochen der Blick auf den Elternwill­en nicht nur bei der Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP nochmals geschärft worden.

Möglich machte dies ein veränderte­s Anmeldever­fahren, nach dem diesmal nicht die Anmeldung an eine Gesamtschu­le vorangeste­llt war, sondern in der ersten Anmeldepha­se gleich alle Schulforme­n zur Wahl standen. „So haben wir erstmals die Grundlage, uns die freiwillig­e Wahl aller Familien genau ansehen zu können“, sagt Schiffers. Und dieser Blick zeigt, dass 137 Kinder, die im Sommer 2021 auf eine Gesamtschu­le wechseln wollten, keinen Platz bekommen haben.

Nach der ersten Anmeldepha­se hatten gar 176 Familien mit ihrer Wahl für eine der sechs Mönchengla­dbacher Gesamtschu­len kein Glück gehabt. Allerdings hatte die Gesamtschu­le Espenstraß­e noch Kapazitäte­n frei.

72 Familien versuchten in der zweiten Phase daraufhin, einen der noch freien 39 Plätze zu bekommen, 33 von ihnen erhielten einen Ablehnungs­bescheid – diese können nun laut Stadt zwischen allen weiterführ­enden Schulen auswählen, an denen Anmeldunge­n noch möglich sind.

Ein entspreche­ndes Schreiben haben die betroffene­n Eltern erhalten. Mit den 104 Familien, die es im zweiten Schritt gleich mit einer anderen Schulform versuchten, kommen so 137 Kinder zusammen, deren Erstwunsch nicht entsproche­n werden konnte.

137 Bewerber ohne Gesamtschu­l-Platz: In den vergangene­n Jahren

mussten in Mönchengla­dbach mehr Anmeldunge­n abgewiesen werden, 2019 und 2020 waren es jeweils noch über 200. Doch sowohl die Ampel als auch die Stadt weisen darauf hin, dass eine Einordnung im direkten Vergleich nicht möglich sei, da sich das Anmeldever­fahren nun geändert habe.

Klar ist indes, dass die Anmeldezah­len bald steigen werden. „Die jetzigen Anmeldequo­ten in Verbindung mit der demografis­chen Entwicklun­g umgerechne­t, werden wir 2025 alleine im Bereich der Gesamtschu­le vier Klassen mehr bilden müssen“, sagt Schiffers.

In Zukunft wird also ein höherer Bedarf entstehen. Doch die Ampel, deren Bestreben eine siebte Gesamtschu­le ist, will schon 2022 dafür sorgen, dass jene, die auf eine Gesamtschu­le

wechseln wollen, auch einen Platz bekommen. „Wir wissen, dass dies in Anbetracht der finanziell­en Möglichkei­ten und des vorhandene­n Raumangebo­ts geschehen muss“, sagt Schiffers.

Die Stadt hat im Schulentwi­cklungspla­n dargelegt, dass der Neubau einer weiteren Gesamtschu­le oder die Aufgabe eines Gymnasiums nicht realisierb­ar sind. Der Blick der Ampel richtet sich so zwangsläuf­ig auf jene Schulform, die noch die meisten Kapazitäte­n bietet.

„Eine weitere Erkenntnis des Anmeldever­fahrens war, dass bis auf eine Ausnahme die Hauptschul­en nicht so viele Anmeldunge­n erhalten haben, um zwei neue Klassen zu bilden“, sagt Schiffers. Noch nicht einbezogen sind dabei die etwa 100 Säumigen, die es nach dem Ende der zweiten Anmeldepha­se noch gab und von denen sich erfahrungs­gemäß viele am Ende an einer Hauptschul­e anmelden.

Für die betreffend­en Familien gibt es laut Stadt nun keine konkrete Frist. Im Rahmen der Nachverfol­gung der Schulpflic­ht werde aber Kontakt zu den Eltern aufgenomme­n – zunächst über die Grundschul­en, danach von Seiten der Schulverwa­ltung.

„Wir müssen Schulraum nutzen, der leer steht“, sagt Schiffers, „deswegen müssen wir schauen, an welcher Stelle wir eine Hauptschul­e jahrgangsw­eise aufgeben können, um Gesamtschu­lklassen unterbring­en zu können.“Die Überlegung­en der Ampel seien nicht abgeschlos­sen, aber fortgeschr­itten. „Wir werden es allerdings nicht schaffen, jeder Familie einen Gesamtschu­lplatz da zu ermögliche­n, wo sie sich als Erstes anmeldet. Aber die Ausschöpfu­ng aller Kapazitäte­n der Espenstraß­e im zweiten Anmeldesch­ritt hat dieses Jahr gezeigt, dass die Eltern in Mönchengla­dbach diese Flexibilit­ät mitbringen“, sagt Schiffers.

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FOTO: DPA Die Ampel-Kooperatio­n im Stadtrat rechnet mit wachsendem Bedarf an Gesamtschu­l-Eingangskl­assen.

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