Wird eine Hauptschule zur Gesamtschule?
Eine siebte Gesamtschule ist das Ziel der Ampel-Kooperation von SPD, Grünen und FDP im Stadtrat. Doch ein Neubau ist nicht realisierbar. So richtet sich der Blick auf jene Schulform, die noch die meisten Kapazitäten bietet.
MÖNCHENGLADBACH Der selbst auferlegte Auftrag ist klar umrissen. „Die Ampel sieht es als ihre Aufgabe, das Schulangebot in der Stadt so zu entwickeln, dass dem Elternwillen im Schulbereich auch in Mönchengladbach zukünftig entsprochen wird“, sagt Reinhold Schiffers, schulpolitischer Sprecher der SPD.
Wenn es um den Übergang auf die weiterführende Schule geht, so ist in den vergangenen Wochen der Blick auf den Elternwillen nicht nur bei der Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP nochmals geschärft worden.
Möglich machte dies ein verändertes Anmeldeverfahren, nach dem diesmal nicht die Anmeldung an eine Gesamtschule vorangestellt war, sondern in der ersten Anmeldephase gleich alle Schulformen zur Wahl standen. „So haben wir erstmals die Grundlage, uns die freiwillige Wahl aller Familien genau ansehen zu können“, sagt Schiffers. Und dieser Blick zeigt, dass 137 Kinder, die im Sommer 2021 auf eine Gesamtschule wechseln wollten, keinen Platz bekommen haben.
Nach der ersten Anmeldephase hatten gar 176 Familien mit ihrer Wahl für eine der sechs Mönchengladbacher Gesamtschulen kein Glück gehabt. Allerdings hatte die Gesamtschule Espenstraße noch Kapazitäten frei.
72 Familien versuchten in der zweiten Phase daraufhin, einen der noch freien 39 Plätze zu bekommen, 33 von ihnen erhielten einen Ablehnungsbescheid – diese können nun laut Stadt zwischen allen weiterführenden Schulen auswählen, an denen Anmeldungen noch möglich sind.
Ein entsprechendes Schreiben haben die betroffenen Eltern erhalten. Mit den 104 Familien, die es im zweiten Schritt gleich mit einer anderen Schulform versuchten, kommen so 137 Kinder zusammen, deren Erstwunsch nicht entsprochen werden konnte.
137 Bewerber ohne Gesamtschul-Platz: In den vergangenen Jahren
mussten in Mönchengladbach mehr Anmeldungen abgewiesen werden, 2019 und 2020 waren es jeweils noch über 200. Doch sowohl die Ampel als auch die Stadt weisen darauf hin, dass eine Einordnung im direkten Vergleich nicht möglich sei, da sich das Anmeldeverfahren nun geändert habe.
Klar ist indes, dass die Anmeldezahlen bald steigen werden. „Die jetzigen Anmeldequoten in Verbindung mit der demografischen Entwicklung umgerechnet, werden wir 2025 alleine im Bereich der Gesamtschule vier Klassen mehr bilden müssen“, sagt Schiffers.
In Zukunft wird also ein höherer Bedarf entstehen. Doch die Ampel, deren Bestreben eine siebte Gesamtschule ist, will schon 2022 dafür sorgen, dass jene, die auf eine Gesamtschule
wechseln wollen, auch einen Platz bekommen. „Wir wissen, dass dies in Anbetracht der finanziellen Möglichkeiten und des vorhandenen Raumangebots geschehen muss“, sagt Schiffers.
Die Stadt hat im Schulentwicklungsplan dargelegt, dass der Neubau einer weiteren Gesamtschule oder die Aufgabe eines Gymnasiums nicht realisierbar sind. Der Blick der Ampel richtet sich so zwangsläufig auf jene Schulform, die noch die meisten Kapazitäten bietet.
„Eine weitere Erkenntnis des Anmeldeverfahrens war, dass bis auf eine Ausnahme die Hauptschulen nicht so viele Anmeldungen erhalten haben, um zwei neue Klassen zu bilden“, sagt Schiffers. Noch nicht einbezogen sind dabei die etwa 100 Säumigen, die es nach dem Ende der zweiten Anmeldephase noch gab und von denen sich erfahrungsgemäß viele am Ende an einer Hauptschule anmelden.
Für die betreffenden Familien gibt es laut Stadt nun keine konkrete Frist. Im Rahmen der Nachverfolgung der Schulpflicht werde aber Kontakt zu den Eltern aufgenommen – zunächst über die Grundschulen, danach von Seiten der Schulverwaltung.
„Wir müssen Schulraum nutzen, der leer steht“, sagt Schiffers, „deswegen müssen wir schauen, an welcher Stelle wir eine Hauptschule jahrgangsweise aufgeben können, um Gesamtschulklassen unterbringen zu können.“Die Überlegungen der Ampel seien nicht abgeschlossen, aber fortgeschritten. „Wir werden es allerdings nicht schaffen, jeder Familie einen Gesamtschulplatz da zu ermöglichen, wo sie sich als Erstes anmeldet. Aber die Ausschöpfung aller Kapazitäten der Espenstraße im zweiten Anmeldeschritt hat dieses Jahr gezeigt, dass die Eltern in Mönchengladbach diese Flexibilität mitbringen“, sagt Schiffers.