Mehr Ganztagsbetreuung in Grundschulen
Die Nachfrage nach OGS-Plätzen an Grundschulen wächst ständig. Weil der Stadt das Geld für Neubauten fehlt, werden Unterrichtsräume jetzt multifunktional genutzt. Zwei Pilotschulen haben es schon getestet.
MÖNCHENGLADBACH Zum neuen Schuljahr wird es in der Stadt mehr als 250 weitere Plätze in der offenen Ganztagsschule (OGS) geben. Der Bedarf an einer längeren Betreuung in der Grundschule ist enorm. An vielen Schulen gab es Wartelisten. Jetzt werden an elf Standorten neue Gruppen eingerichtet. Allerdings wird dafür nicht neu gebaut. Denn dafür fehlt der Stadt das Geld. Die Gruppen werden Platz in Klassenräumen erhalten. Morgens findet dort Unterricht statt, nachmittags gibt es dort Betreuungsangebote. Wie das funktioniert, haben die katholische Grundschule Ohler und die Vitusschule ausprobiert. Sie waren in Mönchengladbach die Pilotschulen. Nina Lingen, Leiterin der Grundschule Ohler, berichtete den Schulpolitikern im Rat über die Erfahrungen.
Konzepte An der Vitusschule wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein zur Bildungsförderung als Träger der OGS ein „geschlossenes Konzept“erprobt. Der zum Multifunktionsraum umgestaltete Klassenraum wird von einer Gruppe als fester Raum genutzt. Es wurde eine Lese- und eine Spielecke eingerichtet sowie mobiles und größenverstellbares Mobiliar angeschafft. Im Nebenraum wurde abschließbarer Stauraum geschaffen.
An der Grundschule Ohler wurde gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt ein „offenes Konzept“realisiert. Zwei Klassenräume wurden multifunktional umgestaltet, und es wurden Themenecken geschaffen. Insgesamt stehen dort nun vier Räume für die Betreuung zur Verfügung. Jeder Raum stellt einen Themenraum dar, zwischen denen die
Schülerinnen und Schüler frei wählen können. Auch dort wurde mobiles und größenverstellbares Mobiliar angeschafft. Vorhandene Wandschränke dienen als zusätzlicher Stauraum.
Vorbereitung „Man braucht eine lange Vorlaufzeit“, sagt Nina Lingen. „Zuerst mussten wir uns die Räume komplett leer denken, dann überlegen, was braucht man für den Unterricht, was für den OGS.“Dafür wurden Tandems aus einer Lehrund einer OGS-Kraft gebildet. Für die multifunktionale Nutzung wurden rollbare Schränke und variabel aufstellbare Tische bestellt. Für die jahrgangsübergreifende Betreuung waren auch höhenverstellbare Stühle notwendig. Stauraum für Unterrichtsund Spielmaterialien musste geschaffen werden.
Hürden Jede Schule und jeder Raum ist anders. „Auch deshalb braucht man für Planung einen langen Vorlauf“, sagt Nina Lingen. An Fensterfronten könnten beispielsweise keine hohen Schränke als Stauraum
aufgebaut werden. Außerdem habe das Mobiliar eine lange Lieferzeit gehabt. „Wir haben bis zu 25 Wochen gewartet“, sagt die Schulleiterin.
Die Grundschule Ohler kann für ihren Mittagstisch das benachbarte Jugendheim nutzen. In der Vitusschule aber wird das Essen in Klassenräumen eingenommen, was heißt, dass eine engere Taktung von Essen, Lernzeiten und Betreuungsangeboten nötig ist.
Probleme Die Räume, die multifunktional genutzt werden können, liegen oftmals weit auseinander. „Bei uns an der Schule wissen wir zwar, wo sich welches Kind gerade aufhält, aber es muss auch schnell erreichbar sein, wenn es zum Beispiel abgeholt wird“, sagt Nina Lingen. An ihrer Schule wurden zunächst Walkie-Talkies eingesetzt, dann Schulhandys. „Weil das W-Lan bei uns aber nicht so gut funktioniert, sind wir wieder auf die alten Walkie-Talkies umgestiegen.“Die Empfehlung der Pilotschulen: Es muss auf die telefonische und technische Ausstattung geachtet werden. Die Betreuerinnen und Betreuer müssen für die Eltern, Kollegeninnen und Kollegen sowie für die Schulleitungen telefonisch erreichbar sein, da die räumliche Nähe der verschiedenen Betreuungsräume oftmals fehlt.
Positives Durch die Tandems aus Lehrkraft und Erzieher sei der Teamgeist gestärkt worden, sagt Nina Lingen. Das neue Mobilar, auf das man sich sehr gefreut habe, sei funktional und optisch ansprechend. Insgesamt sei die unterschiedliche Nutzung der Räume machbar, so das Fazit aus den Pilotschulen. Neustart In folgenden Schule werden weitere OGS-Gruppen in bestehenden Räumen eröffnet: Grundschule Mülfort-Dohr, evangelische Grundschule Pahlkestraße, Grundschule Waisenhausstraße, Astrid-Lindgren-Schule, katholische Grundschule Brückenschule (Hauptstandort), katholische Grundschule Uedding, Grundschule Beckrath, Will-Sommer-Grundschule,
Anton-Heinen-Schule, Montessori-Grundschule (Hauptstandort Balderichstraße) sowie am Förderzentrum Mönchengladbach-Süd. Förderung Kurzfristig hat das Land der Stadt zusätzlich 2,7 Millionen Euro an Fördermitteln für den Ausbau der Ganztagsbetreuung in Grundschulen zugesagt. Das Geld musste aber innerhalb kürzester Zeit verplant und muss zudem bis Ende des Jahres ausgegeben sein, sodass dazu eine Eilentscheidung nötig war. Demnach sind 250.000 Euro für OGS-Neubauten an den Grundschulen Bell und Ohler geplant, wobei es sich jeweils nur um Planungskosten handelt. Die weiteren Mittel werden für Mobiliar in Aufenthaltsbereichen, für Küchen, Kleinspielfelder, Sportgeräte, Spielgeräte und Sporthallen beziehungsweise Bewegungslandschaften ausgegeben. Weil die Stadt selbst auch noch knapp 500.000 Euro dazugeben muss, werden somit rund 3,2 Millionen Euro in den OGS-Ausbau investiert.