Zwei Gegentore wie Keulenschläge
Bis zur 89. Minute sieht es so aus, als könne der KFC Uerdingen einen Dreier landen, denn er in Halle durch ein Tor von Mike Feigenspan in Front. Doch ein Doppelschlag trifft das Team und Trainer Stefan Krämer bis ins Mark.
Mike Feigenspan vermittelt oft das Gefühl, dass bei ihm mit seiner Schnelligkeit mehr möglich wäre. Doch in diesen Wochen macht er noch auf eine andere, weitaus schönere Weise auf sich aufmerksam – als Torschütze. Nachdem er Anfang Februar beim 1:0-Sieg beim FC Bayern München II das Siegtor erzielt hatte, wäre ihm dies auch um ein Haar im Kellerduell beim Halleschen FC gelungen. Doch Feigenspan versäumte e, in der 87. Minute auf 2:0 zu erhöhen. Es folgte der Doppelschlag durch Stipe Vucur in der 90. Minute und Terrence Boyd 150 Sekunden später und die äußerst bittere 1:2-Niederlage war perfekt.
Es gab gute Gründe, die vor dem Spiel gegen einen Uerdinger Erfolg sprachen. So hatten sie in der 3. Liga noch nie ein Spiel an einem Freitagabnd gewonnen. Auch die personelle Situation gab wenig Anlass zu Optimismus, denn wieder musste der KFC ohne Stürmer antreten, weil die beiden gelernten Angreifer Adriano Grimaldi und Muhammed Kiprit nicht mit angereist waren. Grimaldi befindet sich wegen eines Corona-Falls im familiären Umfeld in Quarantäne, Kiprit laboriert an einer Dehnung des Außenbandes im Knie. Zudem fehlte in Gino Fechner, der positiv auf Corona getestet wurde, weiterhin ein Leistungsträger, zudem der offensive Mittelfeldspieler Christian Kinsombi wegen eines Muskelfaserrisses.
Doch die Uerdinger mussten die Köpfe nicht hängen lassen, denn es gab durchaus auch gute Gründe, die ihnen Mut machen sollten. So war der KFC vor dem Anpfiff die sechstbeste Auswärtsmannschaft der Liga. Und es gab noch eine Statistik, die dafür sprach, dass die Blau-Roten punkten würden: Sie hatten noch nie verloren, wenn Manuel Gräfe eines ihrer Spiele geleitet hatte. Allerdings war es lange her, dass der Fifa-Schiedsrichter bei ihnen zum
Einsatz kam: zuletzt am 17. Mai 2003 beim 1:0-Sieg in Wattenscheid.
Uerdingens Trainer Stefan Krämer hatte eine Formation aufgeboten, die signalisierte, dass es zunächst einmal darum ging, stabil zu stehen und ein Gegentor zu vermeiden. Dieses Konzept ging nach einer schwachen Viertelstunde zu Beginn, als die Uerdinger gehörig unter Duck standen, anschließend bis zur Pause auf. Halle hatte nur anfangs zwei Möglichkeiten, als Manu Routinier Christian Dorda vernaschte und als Julian Guttau von der Strafraumgrenze abzog. In beiden Situationen erwies sich Torhüter Lukas Königshofer als zuverlässiger Rückhalt.
Nach Wiederbeginn bot sich ein ähnliches Bild wie zu Spielbeginn. Halle machte Druck und hatte eine gute Möglichkeit bei einem Freistoß aus 20 Metern, doch der Schuss von Boyd, den Königshofer allerdings auch gehabt hätte, touchierte nur die Latte. Doch die Uerdinger befreiten sich erneut und nutzten einen Vorstoß in der 61. Minute zur Führung. Mike Feigenspan
Hallescher FC – KFC Uerdingen 2:1 profitierte endlich einmal von seiner Schnelligkeit und schlenzte den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck – ein schönes Tor.
Halle musste kommen, drängte den KFC in die Defensive, doch die Uerdinger kämpften um jeden Ball und verteidigten den knappen Vorsprung mit viel Herz. Feigenspan hatte drei Minuten vor Schluss den zweiten Treffer auf dem Fuß, doch parierte Torhüter Sven Müller glänzend. Und das sollte sich bitter rächen, denn Halle drehte mit dem Doppelschlag noch die Partie.
„Wenn man in der 89. Minute noch 1:0 führt und verliert dann 1:2, dann ist das natürlich bitter. Ich hatte draußen nicht das Gefühl, dass das Spiel noch kippen kann. Aber die Mannschaft wird auch danach wieder aufstehen. Klar, das ist ein Wirkungstreffer.“
Uerdingens Trainer Stefan Krämer
„Wir haben eine sehr engagierte Leistung gezeigt. Ich bin total happy, dass wir das Spiel noch so drehen konnten. Wenn wir heute verlieren, das wäre total bitter gewesen, weil ich den Jungs auch gar nicht viel vorwerfen kann.“
Halles Trainer Florian Schnorrenberg
„„Es ist immer schwer, Ausreden zu suchen. Aber ganz Deutschland weiß, was wir Spieler hier für eine Scheiße durchmachen müssen. Das ist nicht gut für unsere Köpfe. Das geht schon damit los, dass wir nicht wissen, wo wir am nächsten Tag trainieren können. Man sagt immer: wir sind Fußballer, das müssen wir wegstecken. Aber das hat nichts mehr mit Normalität zu tun. Dann fehlen vielleicht am Ende die drei bis vier Prozent. Die Gegebenheiten sind im Moment einfach nicht da, um das zu bringen, was wir bringen könnten.“
Torschütze Mike Feigenspan
Dritte Liga