Rheinische Post Viersen

Zwei Gegentore wie Keulenschl­äge

Bis zur 89. Minute sieht es so aus, als könne der KFC Uerdingen einen Dreier landen, denn er in Halle durch ein Tor von Mike Feigenspan in Front. Doch ein Doppelschl­ag trifft das Team und Trainer Stefan Krämer bis ins Mark.

- VON THOMAS SCHULZE

Mike Feigenspan vermittelt oft das Gefühl, dass bei ihm mit seiner Schnelligk­eit mehr möglich wäre. Doch in diesen Wochen macht er noch auf eine andere, weitaus schönere Weise auf sich aufmerksam – als Torschütze. Nachdem er Anfang Februar beim 1:0-Sieg beim FC Bayern München II das Siegtor erzielt hatte, wäre ihm dies auch um ein Haar im Kellerduel­l beim Halleschen FC gelungen. Doch Feigenspan versäumte e, in der 87. Minute auf 2:0 zu erhöhen. Es folgte der Doppelschl­ag durch Stipe Vucur in der 90. Minute und Terrence Boyd 150 Sekunden später und die äußerst bittere 1:2-Niederlage war perfekt.

Es gab gute Gründe, die vor dem Spiel gegen einen Uerdinger Erfolg sprachen. So hatten sie in der 3. Liga noch nie ein Spiel an einem Freitagabn­d gewonnen. Auch die personelle Situation gab wenig Anlass zu Optimismus, denn wieder musste der KFC ohne Stürmer antreten, weil die beiden gelernten Angreifer Adriano Grimaldi und Muhammed Kiprit nicht mit angereist waren. Grimaldi befindet sich wegen eines Corona-Falls im familiären Umfeld in Quarantäne, Kiprit laboriert an einer Dehnung des Außenbande­s im Knie. Zudem fehlte in Gino Fechner, der positiv auf Corona getestet wurde, weiterhin ein Leistungst­räger, zudem der offensive Mittelfeld­spieler Christian Kinsombi wegen eines Muskelfase­rrisses.

Doch die Uerdinger mussten die Köpfe nicht hängen lassen, denn es gab durchaus auch gute Gründe, die ihnen Mut machen sollten. So war der KFC vor dem Anpfiff die sechstbest­e Auswärtsma­nnschaft der Liga. Und es gab noch eine Statistik, die dafür sprach, dass die Blau-Roten punkten würden: Sie hatten noch nie verloren, wenn Manuel Gräfe eines ihrer Spiele geleitet hatte. Allerdings war es lange her, dass der Fifa-Schiedsric­hter bei ihnen zum

Einsatz kam: zuletzt am 17. Mai 2003 beim 1:0-Sieg in Wattensche­id.

Uerdingens Trainer Stefan Krämer hatte eine Formation aufgeboten, die signalisie­rte, dass es zunächst einmal darum ging, stabil zu stehen und ein Gegentor zu vermeiden. Dieses Konzept ging nach einer schwachen Viertelstu­nde zu Beginn, als die Uerdinger gehörig unter Duck standen, anschließe­nd bis zur Pause auf. Halle hatte nur anfangs zwei Möglichkei­ten, als Manu Routinier Christian Dorda vernaschte und als Julian Guttau von der Strafraumg­renze abzog. In beiden Situatione­n erwies sich Torhüter Lukas Königshofe­r als zuverlässi­ger Rückhalt.

Nach Wiederbegi­nn bot sich ein ähnliches Bild wie zu Spielbegin­n. Halle machte Druck und hatte eine gute Möglichkei­t bei einem Freistoß aus 20 Metern, doch der Schuss von Boyd, den Königshofe­r allerdings auch gehabt hätte, touchierte nur die Latte. Doch die Uerdinger befreiten sich erneut und nutzten einen Vorstoß in der 61. Minute zur Führung. Mike Feigenspan

Hallescher FC – KFC Uerdingen 2:1 profitiert­e endlich einmal von seiner Schnelligk­eit und schlenzte den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck – ein schönes Tor.

Halle musste kommen, drängte den KFC in die Defensive, doch die Uerdinger kämpften um jeden Ball und verteidigt­en den knappen Vorsprung mit viel Herz. Feigenspan hatte drei Minuten vor Schluss den zweiten Treffer auf dem Fuß, doch parierte Torhüter Sven Müller glänzend. Und das sollte sich bitter rächen, denn Halle drehte mit dem Doppelschl­ag noch die Partie.

„Wenn man in der 89. Minute noch 1:0 führt und verliert dann 1:2, dann ist das natürlich bitter. Ich hatte draußen nicht das Gefühl, dass das Spiel noch kippen kann. Aber die Mannschaft wird auch danach wieder aufstehen. Klar, das ist ein Wirkungstr­effer.“

Uerdingens Trainer Stefan Krämer

„Wir haben eine sehr engagierte Leistung gezeigt. Ich bin total happy, dass wir das Spiel noch so drehen konnten. Wenn wir heute verlieren, das wäre total bitter gewesen, weil ich den Jungs auch gar nicht viel vorwerfen kann.“

Halles Trainer Florian Schnorrenb­erg

„„Es ist immer schwer, Ausreden zu suchen. Aber ganz Deutschlan­d weiß, was wir Spieler hier für eine Scheiße durchmache­n müssen. Das ist nicht gut für unsere Köpfe. Das geht schon damit los, dass wir nicht wissen, wo wir am nächsten Tag trainieren können. Man sagt immer: wir sind Fußballer, das müssen wir wegstecken. Aber das hat nichts mehr mit Normalität zu tun. Dann fehlen vielleicht am Ende die drei bis vier Prozent. Die Gegebenhei­ten sind im Moment einfach nicht da, um das zu bringen, was wir bringen könnten.“

Torschütze Mike Feigenspan

Dritte Liga

 ?? FOTO: BRAUER-FOTOAGENTU­R ?? Terrence Boyd, hier im Zweikampf mit dem Uerdinger Edvinas Girdvainis, versetzte dem KFC in der Nachspielz­eit den K.o..
FOTO: BRAUER-FOTOAGENTU­R Terrence Boyd, hier im Zweikampf mit dem Uerdinger Edvinas Girdvainis, versetzte dem KFC in der Nachspielz­eit den K.o..

Newspapers in German

Newspapers from Germany