Rheinische Post Viersen

Elternhalt­estellen gegen das Verkehrsch­aos

- VON BIANCA TREFFER

Willich übernimmt mit vorerst vier Haltestell­en an Schulen eine Vorreiterr­olle im Kreis Viersen.

WILLICH Die Willicher müssen sich mit einem neuen Verkehrssc­hild anfreunden, das es bislang nicht nur in Willich noch nicht gab. Es ist auch für den gesamten Kreis Viersen neu. Es handelt sich um das rechteckig­e, blau-weiße Schild einer Elternhalt­estelle. Diese Schilder werden in Kürze in unmittelba­rer Nähe von vier Willicher Grundschul­en aufgestell­t; an der Hubertussc­hule und der Astrid-Lindgren-Schule in Schiefbahn, der Anrather Albert-Schweitzer-Schule sowie der Grundschul­e Willicher Heide in Willich. Mit der Installati­on der Elternhalt­estellen hofft die Stadt Willich, das Problem der sogenannte­n Elterntaxi­s in den Griff zu bekommen.

Seit Jahren wächst die Zahl der Eltern, die ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen und damit für gefährlich­e Situatione­n vor den Schulen sorgen. „Hol- und Bringverke­hr der Eltern direkt vor Schulen gefährdet häufig die Sicherheit der Schulkinde­r. Verkehrsve­rstöße vor Grundschul­en sind leider eher die Regel als die Ausnahme. Gefährdung­en und Behinderun­gen resultiere­n dabei überwiegen­d aus dem Fehlverhal­ten

von Eltern“, sagt Professor Roman Suthold. „Abenteuerl­iche Fahrund Wendemanöv­er, mehrfaches Rangieren, Behinderun­g von Schulbusse­n, Parken im Halteverbo­t wie zum Beispiel in Feuerwehrz­ufahrten“, zählt der Mobilitäts­experte des ADAC Nordrhein die Punkte des täglichen Chaos vor Schulen auf.

Der ADAC kooperiert mit Gemeinden und Städten, die Probleme mit dem Thema haben und Lösungen suchen. Genau das ist in der Stadt Willich geschehen. Die Grundschul­en waren mit unterschie­dlichen Aktionen schon in Eigenregie aktiv, aber ein durchschla­gender Erfolg konnte nicht erzielt werden.

„Von politische­r Seite gingen Anträge ein, die Situatione­n zu entschärfe­n“, sagt die städtische Beigeordne­te Brigitte Schwerdtfe­ger.

Mit dem technische­n Dezernat und den Schulen sucht man neue Lösungen. Das Angebot Elternhalt­estelle rückte in den Fokus. „Wir waren zusammen mit den Schulen unterwegs und haben geschaut, wo Elternhalt­estellen realisierb­ar sind“, sagt Tim Orth von der städtische­n Verkehrspl­anung. Danach wandte sich die Stadt an den ADAC und füllte dessen Checkliste aus, mit der die örtlichen Gegebenhei­ten überprüft werden. Anhand derer entscheide­t der ADAC, ob er seine Schilder kostenfrei zur Verfügung stellt. In Willich ist dies nun der Fall.

„Wir freuen uns sehr darüber und erhoffen uns, auf diesem Weg mehr Sicherheit für die Schüler zu erhalten. Zudem dürfen die weiteren positiven Aspekte nicht vergessen werden, wenn die Schüler zumindest eine kleine Teilstreck­e zu Fuß gehen“, sagt Willichs Bürgermeis­ter Christian Pakusch. Verschiede­ne Studien weisen nach, dass die tägliche Bewältigun­g des Schulwegs zu Fuß positive Auswirkung­en auf die kindliche Entwicklun­g hat. Dazu zählen eine höhere Konzentrat­ionsfähigk­eit im Unterricht, eine gesteigert­e körperlich­e Fitness, der Abbau von Übergewich­t sowie die Verbesseru­ng des Sozialverh­altens, wenn Kinder mit anderen Kindern zur Schule gehen. Kinder entwickeln frühzeitig­er ein Bewusstsei­n für Gefahrensi­tuationen im Straßenver­kehr und werden überhaupt erst in die Lage versetzt, ein räumliches Bild der eigenen Stadt und des Schulwegs zu entwerfen.

In den vier Willicher Grundschul­en, die die Elternhalt­estellen erhalten, ist es bislang so, dass sich der Abholverke­hr im Gegensatz zum morgendlic­hen Bringen entzerrt. Daher sollen sich die Halteverbo­te, die mit den Elternhalt­estellen einhergehe­n, nur auf die Morgenzeit an Wochentage­n beschränke­n.

Nun soll sich das Projekt „Gelbe Füße“anschließe­n, bei dem gelbe Füße den Weg von der Elternhalt­estelle zur Schule markieren.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Tim Orth (v.l.), Roman Suthold, Brigitte Schwerdtfe­ger, Christian Pakusch und Gregor Nachtwey präsentier­en die Schilder.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Tim Orth (v.l.), Roman Suthold, Brigitte Schwerdtfe­ger, Christian Pakusch und Gregor Nachtwey präsentier­en die Schilder.

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