Offensiv-Sorgenkinder kommen in Fahrt
Alassane Plea traf in Berlin erstmals seit dem 30. Januar, Marcus Thuram bereitete beim 2:2 beide Tore vor. Ihr Aufwärtstrend ist wichtig im Saisonendspurt.
Der ausgelassene Torjubel ist nicht die Sache Alassane Pleas. Und so nahm Borussias Stürmer auch seinen 1:1-Ausgleichstreffer bei Hertha BSC ohne großen Gefühlsausbruch zur Kenntnis. Doch ist anzunehmen, dass die Erleichterung beim Franzosen groß gewesen sein dürfte: Acht Spiele in Folge hatte er zuvor vergeblich auf ein persönliches Erfolgserlebnis gewartet – so lange wie nie in seiner bald dreijährigen Bundesligazeit. Berlin erwies sich nun aber wieder als gutes Pflaster: Zuletzt hatte Plea am 30. Januar beim 1:1 bei Union Berlin getroffen.
Doch nicht nur aufgrund seines Treffers in der 27. Minute zeigte der 28-Jährige sein bestes Spiel seit langem. Plea hatte darüber hinaus wesentlichen Anteil daran, dass Borussia trotz mehr als 75 Minuten in Unterzahl ein 2:2 bei der Hertha erkämpfte. Er war an fast allen gefährlichen Gladbacher Offensivaktionen beteiligt und legte mehrmals geschickt für seinen Sturmpartner Marcus Thuram auf, auch in der Szene als Thuram von Berlins Niklas Stark im Strafraum zu Fall gebracht wurde und Lars Stindl den fälligen Strafstoß zum 2:1 für Borussia verwandelte (38.).
Plea verrichtete aber auch viel Laufarbeit und rieb sich in den Zweikämpfen auf, um Bälle zu behaupten. Damit tat er es seinem Landsmann in der Gladbacher Angriffsreihe gleich. Thuram stresste die Hertha-Abwehr immer wieder mit seinen Antritten und Dribblings, er verrichtete aber ebenfalls wichtige Defensivarbeit. Und er bereitete Pleas 1:1 mit einem Steilpass vor. Viel fehlte nicht, und in der zweiten Halbzeit hätte Thuram sogar noch einen zweiten Elfmeter zugesprochen bekommen, als Lukas Klünter mit seinem Arm Thurams Fuß wegzog. Die Unparteiischen schauten sich die Szene aber nicht nochmals genauer an.
Thuram bestätigte erneut seine aufsteigende Form. Seit dem 1:3 in Augsburg präsentiert sich der 23-Jährige wieder deutlich frischer und durchschlagskräftiger. In der Vorwoche glänzte Thuram beim 2:1 gegen Freiburg noch als zweifacher Torschütze, nun war er der Wegbereiter der Gladbacher Tore. Thuram ist damit einen Schritt weiter als Plea.
Der Toptorjäger der beiden vergangenen Spielzeiten hat in Sachen Produktivität noch Nachholbedarf, während sein Sturmpartner zuletzt schon wieder einige Torbeteiligungen vorzuweisen hatte. Der Aufschwung der Offensiv-Sorgenkinder, die in der Gruppenphase der Champions League zeitweise begeistert hatten, im Liga-Alltag aber zu oft nicht ihr volles Leistungsvermögen abrufen konnten, kommt im Saisonendspurt gerade noch zur rechten Zeit. Denn trotz schwacher eigener Torquoten waren die Franzosen erste Wahl, da sich die Alternativen Breel Embolo, Patrick Herrmann oder Hannes Wolf auch nicht aufdrängen konnten und derzeit über die Jokerrolle nicht hinauskommen.
Für Trainer Marco Rose machte es sich nun in Berlin bezahlt, dass er Plea trotz Torflaute gestützt hat und zuletzt auch stets durchspielen ließ – immer mit der Hoffnung, der Knoten würde endlich platzen. Dieses persönliche Erfolgserlebnis hatte Plea nun. Jetzt gilt es, den Schwung von Berlin mitzunehmen in die entscheidenden Wochen der Saison. Plea kann sich da durchaus an Thuram orientieren.