Rheinische Post Viersen

Kleff geht’s nach Corona-Infektion besser

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der Meistertor­wart ist nach einem Klinik-Aufenthalt wieder zu Hause. Er freut sich über die Normalität­en des Alltags.

MÖNCHENGLA­DBACH Wolfgang Kleff hat sich etwas gegönnt. Er ist spazieren gegangen. „Die frische Luft einzusauge­n fühlte sich nach ganz großer Freiheit an“, sagt der 74-Jährige, der in Borussias großen 1970ern meist der Mann hinter der Torfabrik war, der Meister-Torwart. Kleffs Stimme klingt matt, dünn. Er ist an vergangene­n Freitag aus dem Krankenhau­s entlassen worden, geheilt von Covid 19.

Es hat Kleff aus heiterem Himmel erwischt. „Frag mich nicht, wie das kam. Ich habe immer auf alles geachtet, habe die Maske getragen, habe Abstand gehalten, bin zum Einkaufen abends gegangen, wenn die Geschäfte leer waren. Und trotzdem hat es mich erwischt“, erzählt Kleff.

Zwei Wochen lag er im Elisabeth-Krankenhau­s in Mönchengla­dbach-Rheydt. „Die Betreuung war toll. Aber es war zum Verrücktwe­rden in dem Zimmer ganz allein“, gesteht Kleff. Er ist einer, der es mag unter Menschen zu sein, der gern erzählt und Späße macht. Das tut er auch jetzt im Telefonat mit unserer Redaktion. Kleff bleibt Kleff, auch geschwächt nach der

Corona-Erfahrung.

Er hat schon einige gesundheit­liche Rückschläg­e gehabt. Hat einen Schlaganfa­ll „so gerade überlebt“, hat einen Schrittmac­her und eine Defibrilla­tor im Herzen. „Und jetzt auch noch Corona. Das musste nicht sein. Dieses Virus ist unmenschli­ch. Ich gönne es keinem, nicht mal meinem ärgsten Feind. Und ich kann auch keinen verstehen, der leichtfert­ig mit dem Thema umgeht“, sagt Kleff.

Vor 50 Jahren ist er mit seiner Borussia, die er noch immer kritisch-liebevoll verfolgt, zum zweiten Mal Meister geworden, 1971 war das Jahr des Pfostenbru­chs, der vor wenigen Tagen Jubiläum hatte, und des Büchsenwur­fs. Legendäre Fußball-Ereignisse, bei denen Kleff dabei war, die er nie vergessen wird.

Das Jahr 2021 wird Kleff, der mit Borussia viermal Meister war, zweimal den Uefa-Cup gewann und mit einem seiner besten Spiele entscheide­nd zum Gladbacher Pokalsieg 1973 beitrug, wegen Corona nicht vergessen. Auch wenn manches aus seiner Erinnerung verschwund­en ist, was in den vergangene­n zwei Wochen passiert ist. „Ich weiß es einfach nicht mehr“, sagt Kleff.

Dass er, Kleff, der Spaßvogel, der wegen seiner Ähnlichkei­t mit dem Komiker Otto Waalkes „Otto“genannt wird und das Leben gern mal auf die leichte Schulter nimmt, den Menschen mal sagen würde, dass Vernunft der beste Ratgeber sei, hätte er sich wohl nicht träumen lassen. „Aber ich kann nur jedem sagen: Nehmt Corona ernst, seid vorsichtig und haltet euch an die

Regeln. Es kann euch umhauen. So wie es mir gegangen ist“, sagt Kleff.

Jetzt konzentrie­rt er sich darauf, erstmal richtig fit zu werden. Und die Normalität­en des Lebens zu genießen, wie am Freitag, dem Tag seiner Entlassung den ersten Spaziergan­g nach den Tagen im Hospital. „100 Meter zu laufen war mir eine große Freude“, sagte Wolfgang Kleff.

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VERHEYEN FOTO: Wolfgang Kleff ist von einer Covid-Erkrankung genesen.

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