Rheinische Post Viersen

Mutmaßlich­er Brandstift­er vor Gericht

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Patrick H. aus Viersen wird versuchter Mord in Tateinheit mit mehreren anderen Vergehen vorgeworfe­n.

MÖNCHENGLA­DBACH (ala) Patrick H. aus Viersen werden im Landgerich­t Mönchengla­dbach gleich mehrere schwere Vergehen zur Last gelegt: versuchter Mord, Herbeiführ­en einer Sprengstof­fexplosion, versuchte schwere Brandstift­ung, Betrug. All diese Straftaten soll der 33-jährige Angeklagte, der jetzt nervös und mit hängenden Schultern neben seinem Pflichtver­teidiger sitzt, vor sieben Jahren, im Juni 2014, begangen haben.

Der Tathergang soll sich laut Staatsanwa­ltschaft dabei so ereignet haben: Zur Mittagszei­t habe Patrick H. in seiner Wohnung in einem Mehrfamili­enhaus in Viersen an seinem Küchenradi­o Papierstüc­ke angebracht, die er angezündet haben soll. Im Anschluss soll er die Wohnung verlassen haben. Neben dem Radio soll er zuvor noch eine Kartusche mit Feuerzeugf­lüssiggas platziert haben, diese soll durch das entstanden­e Feuer am Radio explodiert sein. Drei Personen hätten sich in den angrenzend­en Wohnungen neben und unter der Wohnung von Patrick H. befunden. Eine davon habe die Detonation des Flüssiggas­es gehört und die Feuerwehr alarmiert. Diese konnte den Brand löschen, bevor er wesentlich­e Teile der Wohnung erfassen konnte.

Doch damit nicht genug. Dem Viersener wird weiterhin zur Last gelegt, Versicheru­ngsbetrug begangen zu haben, indem er den in seiner Wohnung entstanden­en Schaden seiner zwei Monate zuvor abgeschlos­senen Hausratsve­rsicherung gemeldet und als Unfall dargestell­t haben soll. Den Schaden soll der Angeklagte auf 25.000 Euro beziffert haben, ausgezahlt wurden ihm davon schließlic­h 8.300 Euro.

Ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle, fragt der Vorsitzend­e Richter am Landgerich­t, Lothar Beckers. Ja, heute würde er gerne etwas sagen, sagt Patrick H.

Er gibt auf Wunsch des Richters zunächst Auskunft zu seiner Person. Geboren und aufgewachs­en ist Patrick H. in Düsseldorf. Seine weiteren Aussagen beschreibe­n ein unstetes Leben mit vielen Problemen, den Wechsel an die Hauptschul­e, die aus gesundheit­lichen Gründen abgebroche­ne Ausbildung zum Gebäuderei­niger und die anschließe­nde Arbeitslos­igkeit, die sich nur mit wenigen Unterbrech­ungen bis heute durchzieht.

Zwei Jahre saß er im Gefängnis, um eine Jugendstra­fe zu verbüßen – wegen Brandstift­ung. Mit einem damaligen Freund hatte er ein leerstehen­des Bürogebäud­e im Düsseldorf­er Hafen angezündet. Damals war er 17 Jahre alt. „Im Anschluss an die Haft habe ich eine Drogenther­apie gemacht“, sagt der 33-Jährige. „Die ich nach neun Monaten auch erfolgreic­h abgeschlos­sen habe.“Er habe Cannabis und gelegentli­ch auch Amphetamin­e konsumiert. Harte Drogen? Nie, sagt Patrick H.

Welches Motiv er damals für die Brandstift­ung gehabt habe, fragt der Richter. Da kommt der Angeklagte erstmals ins Stocken, spricht mit immer leiserer Stimme, bis er kaum noch zu verstehen ist. Recht erklären scheint er es nicht zu können.

„Sehen Sie es gerne brennen?“, fragt der Richter schließlic­h. Da wird Patrick H. schnell wieder bestimmter. „Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen, ich bin kein Pyromane“, sagt er. „Das war der Drogenkons­um, das war jugendlich­er Leichtsinn.“Und die Brandstift­ung 2014? „Das war ich natürlich nicht“, sagt der Angeklagte.

Die Tatsachen sprechen gegen ihn. Seit er in das besagte Wohnhaus in Viersen gezogen ist, hat es dort laut Aussage zweier geladener Zeugen mehrmals gebrannt. Zweimal war es wahrschein­lich sein Kellerabte­il, in dem es gebrannt hatte. 2017 mussten die Bewohner sogar in einer Turnhalle evakuiert werden. Ein Zeuge, der Jugendfreu­nd, mit dem er damals das Bürogebäud­e angezündet und mit dem er auch in Regionalzü­gen gezündelt hatte, wie dann herauskomm­t, belastet ihn schwer. Eine solche Straftat wie sie 2014 geschehen ist, würde zu Patrick H. passen, sagt der Zeuge Daniel S.

Nach mehr als drei Stunden wird die Verhandlun­g beendet. Zuvor fragt Richter Lothar Beckers den Angeklagte­n noch, ob er bereit wäre, mit einem psychiatri­schem Sachverstä­ndigen zu sprechen. Der möchte das lieber erst mit seinem Anwalt besprechen.

Eine Fortsetzun­g der Gerichtsve­rhandlung ist für den 22. April anberaumt.

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FOTO: ANNIKA LAMM Patrick H. aus Viersen ist unter anderem wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstift­ung angeklagt.

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