Der Baumeister der naturnahen Niers
Professor Dietmar Schitthelm zieht Bilanz nach 13 Jahren an der Spitze des Niersverbands in Viersen.
VIERSEN Am 30. April geht beim Niersverband in Viersen die Dienstzeit von Professor Dietmar Schitthelm (67) zu Ende: Seit dem 1. September 2008 hatte er als Vorstand die Geschäfte dieses großen Wasserverbandes geführt und in seinen Jahren an der Spitze entscheidende Impulse gesetzt und Erfolge errungen.
Dazu zählt er selbst vor allem „den ökologischen Umbau der Niers von einem schnurgeraden Kanal zu einem naturnahen Gewässer“. Dies konnte als Teil des 2010 begonnenen „Masterplans Niers“in großen Teilen bereits verwirklicht werden. Damit wurden nicht nur wichtige ökologische Vorteile erreicht, es sparte auch viel Geld, rechnet der scheidende Chef des Niersverbandes vor: Durch die Umgestaltung der Niers, die nun an vielen Stellen wieder große Schleifen macht, wurde Stauraum auf ganz natürliche Weise geschaffen. Man investierte 400 Millionen Euro, sparte aber rund 700 Millionen Euro. Dieses Geld hätte man ansonsten für Regenrückhaltebecken ausgeben müssen.
In den vergangenen vier Jahren von Schitthelms Dienstzeit wurde der Haushalt saniert, über einige Jahre mit drastischen Gebührenerhöhungen.
Es wurde viel geschafft. Und ich bin sicher: So wird es weitergehen Dietmar Schitthelm
Der Verband hat damit begonnen, die in die Jahre gekommenen Anlagen zu sanieren. „Ich habe den Anlagenbestand damals in desolatem Zustand übernommen“, sagt Schitthelm. Das hatte immer wieder zum Ausfall der Technik und damit zu hohen Kosten geführt. Auch hier hat der scheidende Chef eine Zahl parat: Auf rund 45 Millionen Euro pro Jahr schätzt er die notwendigen Sanierungskosten für die Zukunft – eine echte Herausforderung für seine Nachfolgerin Sabine Brinkmann.
Als großen Erfolg seiner Arbeit beim Niersverband sieht Dietmar Schitthelm auch den immer stärker werdenden Übergang von Fremdleistungen zu Eigenleistungen des Niersverbandes. Damit könne nicht nur erheblich wirtschaftlicher gearbeitet werden, die Arbeit könne so auch wesentlich flexibler gehandhabt werden. Naturgemäß ging das nicht ohne Aufstockung des Personals: Als Schitthelm kam, zählte der
Verband 270 Mitarbeiter, heute sind es 440.
An seiner Arbeit beim Niersverband schätzte der 67-Jährige besonders die Zusammenarbeit mit einem Team, das sich durch hohe fachliche Kompetenz und eine große Einsatzbereitschaft auszeichne. Das habe ihm die Arbeit leichter gemacht. Er habe stets versucht, seine Mitarbeiter fair zu behandeln. Rückblickend sagt Schitthelm: „Es wurde viel geschafft, sehr viel Positives verwirklicht. Und ich bin sicher: So wird es weitergehen.“
Im (Un-)Ruhestand hat er jetzt Zeit, das von ihm initiierte Finanzierungsmodell für die vierte Reinigungsstufe umzusetzen. Sie wird sehr hohe Aufwendungen erfordern und mit ihr sollen die Verursacher und nicht die Gebührenzahler belastet werden. Mehrere Fraktionen des Bundestages haben sich schon
dafür ausgesprochen und bei der EU-Kommission gilt das Schitthelm-Modell ebenfalls als „zielführend“.
Der 67-Jährige wird weiter als Berater in Verbänden tätig sein. Auch will er sich politisch in die Debatte um den Erhalt der Diversität und die Erhaltung der Lebensräume einsetzen und vor allem daran mitwirken, eine Überdüngung durch die Landwirte zu vermeiden. Dabei wird er
mit dem „Bund“und Kleinbauern zusammenarbeiten.
Was er privat plant: Nach seinem anstehenden Umzug von Aachen nach Husum will er sich mehr um seine Enkel kümmern, die längst geplante Modelleisenbahnanlage im Dachgeschoss realisieren, mehr Sport treiben (Radfahren und Schwimmen) und – sobald möglich – mit seiner Ehefrau sehenswerte Teile Deutschlands bereisen.