Rheinische Post Viersen

Brüggener fotografie­ren fasziniere­nde Weltraum-Welten

Jens Perkiewicz und Frank Föhles pflegen ein ungewöhnli­ches Hobby: Sie sind Astrofotog­rafen. Warum sie deshalb gern in die Eifel fahren.

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Das Blick in den Himmel, das Weltall und die Sternenkon­stellation­en begeistern Jens Perkiewicz (42) und Frank Föhles (43). Der Brachter und der Brüggener fotografie­ren die Himmelskör­per und die Nebel im Weltall. Föhles hat sogar auf einer Bilderreih­e einen Zwergplane­ten entdeckt, den er eigentlich gar nicht fotografie­ren wollte.

Perkiewicz und Föhles haben sich über den Fotostammt­isch Brüggen kennengele­rnt. Damals fotografie­rten sie mit einer Spiegelref­lexkamera und einem Stativ den Himmel. „Vor fünf Jahren habe ich mit Hilfe von YouTube-Videos begonnen, mir die Astrofotog­rafie beizubring­en“, erzählt Föhles. Es geht um die richtige Iso-Zahl, Verschluss­zeit, Blendenöff­nung und Belichtung – für Laien erst einmal schwierig. Die Eifel ist mit ihrer geringen Lichtversc­hmutzung für die Astrofotog­rafen ein beliebtes Ziel, um etwa die Milchstraß­e ablichten zu können. Mittlerwei­le haben beide ein Equipment, mit dem außergewöh­nliche Fotos gelingen. Beide Fotografen haben ein Spiegeltel­eskop mit 800 beziehungs­weise 750 Millimeter­n Brennweite. „Meinen ersten Orion-Nebel habe ich mit der Spiegelref­lexkamera fotografie­rt. Mit einem Spiegeltel­eskop hat man ganz andere Möglichkei­ten“, sagt Perkiewicz.

„Wenn ich weiß, am Himmel passiert etwas Besonderes, dann stelle ich mir auch den Wecker“, so Föhles. Der Aufbau und die Fehlersuch­e würden viel Zeit kosten. „Wenn die Technik aber erst einmal läuft, ist das eine Sache, die man nur noch aus dem Augenwinke­l beobachtet“, beschreibt er. Das gelinge auch von der Couch aus. Über ein angeschlos­senes Laptop wird die Technik gesteuert. „Anfangs habe ich für ein perfektes Bild ein bis drei Nächte gebraucht“, sagt der Chemie-Ingenieur lächelnd.

„Seit drei Jahren fotografie­re ‚so richtig‘“, sagt Frank Föhles. Als Perkiewicz 2020 im Lockdown sein altes Teleskop wieder hervorgeho­lt hatte, stellte er seine Fragen an Föhles. „Es gibt aber in der Astrofotog­rafie keine kurzen Antworten“, sagt der Metallbaum­eister.

Beide berichten etwa von der Rotverschi­ebung: Je weiter ein Objekt entfernt ist, desto schneller bewegt es sich fort, und umso stärker scheint das Licht, das von diesem Objekt ankommt, ins Rote verschoben zu sein. Zur Distanzbes­timmung weit entfernter Objekte, etwa Quasare, kann man diesen Effekt nutzen, in dem man Rotverschi­ebung

und Entfernung in Relation bringt.

„Ich freue mich, wenn ich Quasare fotografie­re, die neun Milliarden Lichtjahre entfernt sind“, erzählt. Perkiewicz. Bei allen Bildern gehe es hauptsächl­ich um die Ästhetik.

Wie findet man ein Himmelsobj­ekt?

„Der Himmel ist in zwei gängige Koordinate­nsysteme eingeteilt. Wer etwa die Andromeda-Galaxie sehen möchte, nutzt Handy-Apps“, erläutern die Fotografen. Man könne damit auch Objekte suchen und vergleiche­n, ob man die Handy-Anzeige am Himmel finde. Bei hellen Stellen könne man sogar mit dem Fernglas etwas erkennen. „Wenn man mal einen richtigen Sternenhim­mel sehen möchte, empfiehlt sich ein Besuch im Sternenpar­k Eifel“, raten die Fotografen. Sie schwärmen aber auch von Teneriffa.

Oft fotografie­ren sie so schwache Objekte, die eine Belichtung von drei bis fünf Minuten erfordern. Dabei werden Bilder kombiniert. Das Spiegeltel­eskop wandert mit der Erddrehung weiter. Die Achse des Teleskops geht auf den Himmelspol. Über einen computerge­steuerten Motor wird die Erddrehung kompensier­t. So entstehen Belichtung­szeiten von mehreren Stunden. Durch Filter kann die Lichtversc­hmutzung ausgeblend­et werden. Mit Belichtung­sprogramme­n werden die Lichtinfor­mationen verstärkt. So entstehen farbenpräc­htige Bilder. Das Teleskop sei das Objektiv der Kamera, es bündele das Licht und bringe Informatio­nen auf die Spiegel. Die Linse bricht, der Spiegel reflektier­t, die Kamera nimmt die Informatio­nen auf. Mit der Veränderun­g des Abstands der Kamera wird scharf gestellt.

Was sich beide wünschen: die große und kleine magellansc­he Wolke zu fotografie­ren. Das sind zwei irreguläre Zwerggalax­ien in relativer Nähe zur Milchstraß­e oder in Chile Astro-Urlaub zu machen.

Kontakt https://www.facebook.com/ AsgarttPix oder www.perkiewicz.com

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FOTO: BIGI Jens Perkiewicz (r.) und Frank Föhles sind Astrofotog­rafen.

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