Als Borussia erstmals einen Trainer freikaufte
Adi Hütter ist Borussias 25. Cheftrainer seit dem Aufstieg 1965. Einer seiner frühen Vorgänger sorgte für ein Novum in der Liga.
Borussia verpflichtet einen Trainer, der eine Ausstiegsklausel hat: Das war nicht nur bei Marco Rose und nun bei Adi Hütter der Fall. Als Gladbach 1975 für den nach Barcelona wechselnden Hennes Weisweiler in Udo Lattek erstmals einen gestandenen Bundesligatrainer verpflichtete, zahlte es die erste Ablöse für einen Trainer in der Bundesliga überhaupt: 20.000 D-Mark überwies die Borussia an Rot-Weiss Essen. Dort hatte Lattek kurz zuvor einen Vertrag unterschrieben – mit einer Ausstiegsklausel „für einen guten Verein“, wie Lattek später selbst verriet.
Lattek war 1975 Borussias zweiter Trainer in der Bundesliga, in den ersten zehn Jahren nach dem Aufstieg 1965 hatte Weisweiler auf der Bank gesessen. Kontinuität war in Gladbach nicht nur ein Wort, in den ersten 22 Bundesliga-Spielzeiten kam der Klub mit drei Trainern aus. Erst danach wurde die Fluktuation am Bökelberg und später im Borussia-Park höher. Hütter ist nun Borussias 25. Cheftrainer seit 1965 – wobei Jupp Heynckes und Hans Meyer zweimal den Trainerposten übernahmen.
Mit dem jungen Trainer Heynckes begann 1979 auch eine Phase, in der Borussia bei einem Trainerwechsel stets dem vorherigen Assistenten das Chefamt anvertraute.
Nach Heynckes kamen so Wolf Werner, Gerd vom Bruch und wenig später auch Bernd Krauss.
Nach dessen Abgang 1996 ging es auch mit Borussia bergab, fortan wurden auch einmal klassische Feuerwehrleute wie Friedel Rausch gebraucht. Auch einige Amateurtrainer wurden in Gladbach befördert: Norbert Meier 1998 und André Schubert 2015. Holger Fach gehört nicht ganz in diese Kategorie, er hatte zwar bis 2003 die U23 trainiert, war dann aber nach Essen gewechselt. Nur drei Wochen später machte er aber von einer Ausstiegsklausel Gebrauch und kehrte als Chefcoach nach Gladbach zurück. Essen und Ausstiegsklausel – da war doch was.
Fach hatte zudem als Ex-Spieler eine Fohlen-Vergangenheit, so wie auch die Trainer Rainer Bonhof, Ewald Lienen, Horst Köppel, Jupp Heynckes, Hans Meyer und Michael
Frontzeck. Dazwischen probierte es Borussia auch erstmals mit ausländischen Übungsleitern, den Niederländern Dick Advocaat und Jos Luhukay. Sie alle schafften es jedoch nicht, Borussia zu stabilisieren und wieder in die obere Tabellenhälfte der ersten Liga zu führen.
Das gelang erst dem Schweizer Lucien Favre ab 2011. Mit ihm kehrte auch wieder eine größere Kontinuität auf den Gladbacher Cheftrainersessel zurück – auch ein Verdienst des Sportdirektors Max Eberl, der zuletzt Trainer holte, die sich bereits einen Namen in der Bundesliga oder im Ausland gemacht hatten: Nach Dieter Hecking und Marco Rose passt Adi Hütter in die Reihe.
(kpn) Sicherlich gibt es für Trainer Heiko Vogel angenehmere Momente als den, wenn er nach einem 1:4 seiner Gladbacher U23 gegen Borussia Dortmund wie am Samstag Rede und Antwort stehen muss. Doch in diesem Fall hatte er eindeutig auch positive Dinge gesehen, und dazu gehörte fraglos der Auftritt des Australiers Jacob Italiano. Denn der 19-Jährige, der eigentlich Stürmer ist und bevorzugt über die linke Seite angreift, sah sich diesmal als Verteidiger auf eben dieser Außenbahn.
„Jacob ist ein Spieler, der alles annimmt, was man ihm auf dem Platz vorgibt, und deshalb war das auch diesmal überhaupt kein Problem für ihn“, sagte Vogel. „Er hatte das auch in Essen schon gespielt, und ich würde ihn dort ja nicht einsetzen, wenn ich nicht wüsste, dass er das kann.“Auf den ersten Blick scheint es kein besonderer Ausweis der Klasse zu sein, wenn ein Verteidiger in beiden Einsätzen auf dieser Position mit seinem Team jeweils vier Gegentreffer kassiert. Doch schon ein erster Blick auf die Fakten relativiert das. Denn beim 0:4 in Essen resultierten drei Treffer aus Standardsituationen, und gegen die Dortmunder machte Italiano seine Seite ebenfalls gut dicht, ließ im Eins-gegen-Eins seine Gegenspieler immer wieder an ihm scheitern.
Seit knapp zwei Jahren ist Italiano nun in Deutschland, und das Projekt ist langfristig angelegt. Der Vertrag läuft bis 2024, und bei einem Spieler dieses Alters sieht man aktuell, dass noch nicht einmal die Position endgültig festgelegt scheint. 37 Spiele hat Italiano bislang in der Regionalliga West bestritten, vier Tore sind ihm dabei gelungen. Da er dabei 35-mal als Offensivspieler auf dem Feld stand, wäre diese Quote natürlich ausbaufähig. Vielleicht ist es daher gar kein schlechter Schachzug, über den 1,77 Meter großen, beidfüßigen, guten Techniker etwas weiter hinten nachzudenken. Gemeinsam mit dem US-Amerikaner Joe Scally, der zuletzt stets auf der rechten Seite verteidigte, hätte Borussia so ein Außenverteidiger-Pärchen, das den offensiven Geist, den viele Trainer dort heute erwarten, verkörpern kann. Am Mittwoch treten die Borussen um 18 Uhr beim Wuppertaler SV an. Es bleibt abzuwarten, in welcher Rolle Italiano diesmal mitwirkt.
Nicht mehr Teil der Mannschaft sein wird hingegen in der kommenden Saison Marcel Benger. Der defensive Mittelfeldspieler mit der brillanten Schusstechnik schließt sich nach sieben Jahren beim VfL, in denen er auch sein erstes Bundesligaspiel absolvierte, zur neuen Saison Holstein Kiel an, das dann vielleicht auch Bundesligist ist.