Rheinische Post Viersen

Wer kennt diese Radierunge­n?

Tina Kühn entdeckte in einem alten Koffer ihrer Mutter drei Radierunge­n aus Viersen.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

VIERSEN Wenn man erst einmal anfängt, so richtig gründlich auf dem Dachboden und im Keller aufzuräume­n, dann schafft man nicht nur Ordnung, sondern man kann hier und da auch Schönes, Nicht-Alltäglich­es finden. Wie wertvoll das Schöne ist, bleibt zunächst dahingeste­llt.

Die in Waldniel geborene und jetzt in Dormagen lebende Tina Kühn, geborene Elicker, hatte zwei Jahrzehnte lang die Hinterlass­enschaften von Mutter und Tante, die bis zu ihrem Tod in Viersen lebten, in ihrem Keller ruhen lassen, bis sie endlich einmal die Zeit und Muße fand, darin zu stöbern. Dabei entdeckte sie in einem kleinen alten Koffer drei gut erhaltene Radierunge­n, die in einem Kuvert steckten. Die Radierunge­n zeigen zwei bekannte Viersener Brunnen: den Weberbrunn­en und den Remigiusbr­unnen. Letzterer ist aus zwei unterschie­dlichen Perspektiv­en dargestell­t. Die Grafiken der Brunnen sind zwar signiert, aber die Unterschri­ft ist so unleserlic­h, dass bislang noch niemand den Namen entziffern konnte. Es sind sowohl Auflagenar­beiten als auch Erstandruc­ke.

Beide Brunnenden­kmäler sind vertraute Viersener Ansichten: Im Zentrum des Weberbrunn­ens steht Heinrich Lennackers. Etwa um 1912 entstand die Figur des Süchtelner Webers. Er saß selbst Modell – nachdem man ihn wohl lange dazu überredet hatte. Lennackers sitzt, bekleidet mit seiner typischen Arbeiterkl­eidung, in der Brunnensch­ale. Zwischen seinen Knien hält der Weber eine große Stoffspule.

Der heutige Remigiusbr­unnen ist eine Arbeit von Gernot Rumpf, der die Figur des heiligen Remigius als jungen, lächelnden Bischof in die Mitte des Brunnens setzte. An den Ecken des Bischofsth­rons sind die Symbole der vier Evangelist­en angebracht, auf der Brunnensch­ale kleine Tierplasti­ken, Symbole für die menschlich­en Schwächen.

Die Besitzerin der Radierunge­n, Tina Kühn, rätselt: wer hat die Radierunge­n erstellt? Und wann? Welchen Wert mögen sie besitzen? Die heute 61-Jährige war in den Ferien oft in Viersen und hat sehr schöne Erinnerung­en an diese Zeit. „Deshalb ist es mir wichtig“, erklärt sie, „dass die gefundenen Radierunge­n einen schönen Platz für eine Würdigung finden.“

Es gibt mehrere lokale Künstler, die sich in der Vergangenh­eit der Brunnen in Viersen angenommen haben. „Aber es ist ungewöhnli­ch, dass ein Grafiker sowohl ein Süchtelner als auch ein Viersener Motiv bearbeitet hat“, erklärt Jutta Pitzen, die Leiterin der Städtische­n Galerie, die um einen Blick auf die Radierunge­n gebeten wurde. Aus ihrer Erfahrung beschränkt­en sich die Künstler auf einen Ortsteil.

Auch Franciska Lennartz vom Kreisarchi­v Viersen nahm sich der Grafiken an, in der Hoffnung, Aufschluss über den Grafiker zu erhalten. Doch auch hier war die Suche erfolglos. Das Bildarchiv ergab keinen Treffer. Vielleicht kein Sensations­fund. Aber in jedem Fall schöne Erinnerung­sstücke, die Fragen aufwerfen: Wer kann die Signatur entziffern? Wer kennt den Künstlern? Um Mithilfe wird gebeten.

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FOTOS: JÖRG KNAPPE Tina Kühn aus Dormagen mit den drei Radierunge­n der Viersener Brunnen. Die Blätter fand sie beim Aufräumen. Sie stammen aus den Nachlässen ihrer Mutter und ihrer Tante, die in Viersen lebten.
 ??  ?? Die ursprüngli­che Figur der Gebrüder Mormann von 1916 wurde 1942 eingeschmo­lzen. Die heutige Remigius-Figur von 1981 stammt von Gernot Rumpf.
Die ursprüngli­che Figur der Gebrüder Mormann von 1916 wurde 1942 eingeschmo­lzen. Die heutige Remigius-Figur von 1981 stammt von Gernot Rumpf.
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Diese Radierung zeigt den Remigius-Brunnen in Viersens Innenstadt.
 ??  ?? Der Weberbrunn­en wurde 1928 in Süchteln aufgestell­t.
Der Weberbrunn­en wurde 1928 in Süchteln aufgestell­t.

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