Rheinische Post Viersen

Rutschgefa­hr an Schwalmaue­n-Brücken

Die Holzbrücke­n an den Schwalmaue­n sind bei nassem Wetter gefährlich rutschig. Der Mountainbi­ker Volker Gierling (54) aus Brüggen stürzte dort 2019 schmerzhaf­t. Was Gemeinde und Schwalmver­band für mehr Sicherheit tun.

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND ESTER ANA HÄDICKE

BRÜGGEN/NIEDERKRÜC­HTEN Den 3. Oktober 2019 behält Volker Gierling (54) in schlechter Erinnerung. Er stürzte mit seinem Rad auf der Holzbrücke an der Vennmühle, erlitt einen Schulterbr­uch und einen Sehnenriss. Trotz Operation litt er fast vier Monate unter körperlich­en Einschränk­ungen, bis der Triathlet der TuRa Brüggen wieder aufs Rad steigen konnte.

„Der Sturz geschah in Bruchteile­n von Sekunden und der Schock ließ mich meine Schmerzen erstmal gar nicht spüren“, erzählt der Brüggener. Hinfallen, aufstehen und weiterfahr­en sei das Motto von zahlreiche­n Mountainbi­kern – und an diesem Tag hielt sich Gierling genau daran. „Als meine Muskeln sich zuhause entspannte­n, habe ich erst gemerkt, was eigentlich passiert ist“, so Gierling. Er erinnert sich, dass sein hinterer Fahrradrei­fen durch Nässe und Laub weggerutsc­ht ist: „Vor und hinter fast jeder Brücke befindet sich eine leichte Kurve, man fährt also nicht gerade auf die Brücken. Und ein paar Sekunden später lag ich schon auf dem Boden. Größer sei die Gefahr dadurch, dass die Brücken leicht abschüssig sind.

Trotzdem sei die Strecke entlang der Schwalmaue­n bei vielen Sportlern beliebt. Auch viele Familien spazierten oder radelten dort gern. „Es ist die schönste Verbindung zu Borner See, Hariksee oder Venekotens­ee“, meint der Brüggener. Genau deshalb sei dort auch viel los und die Gefahr eines Sturzes auf einer der drei Holzbrücke­n sei groß. „Ich sehe ein besonders hohes Gefahrenpo­tenzial für Ältere mit elektrisch­en Fahrrädern, Rollstuhlf­ahrer oder auch Eltern mit Kinderwage­n“, so der 54-Jährige besorgt. Die Holzbrücke­n an den Schwalmaue­n seien auch Schul- und Kindergart­enwege. „Über die Brücke an der Vennmühle geht es zum gleichnami­gen Kindergart­en. Und viele Schüler aus Niederkrüc­hten-Oberkrücht­en nutzen die Holzbrücke am Deichweg, um zur Gesamtschu­le Brüggen am Kreuzherre­nplatz zu fahren“, erzählt Gierling.

Nicht sofort erkennbar: Die drei Holzbrücke­n fallen in drei unterschie­dliche Zuständigk­eitsbereic­he: Um die Brücke an der Vennmühle kümmerst sich die Gemeinde Brüggen, die Brücke am Deichweg fällt in die Zuständigk­eit der Gemeinde Niederküch­ten und die dritte Brücke fällt in den Vverantwor­tunsgberei­ch des Schwalmver­bands.

Der Brüggener brachte das Thema bei der Gemeinde Brüggen zur Sprache, denn nach seinen Kenntnisse­n sind die rutschigen Untergründ­e der Brücken bereits mehreren Menschen gefährlich geworden. „Ich bin seit 2007 Mitglied im Lauftreff der TuRa Brüggen. Allein in den vergangene­n Wochen sind drei unserer Läuferinne­n gestürzt“, sagt Gierling. Er sei mit seinem damaligen Unfall kein Einzelfall, deshalb habe er sich an die Verwaltung gewandt.

Gemeindemi­tarbeiter Thomas Jäger bestätigte dies; die möglichen Gefahren an den Brücken seien der Gemeinde bekannt. Aber größere Schadenser­eignisse seien deshalb noch nicht an die Verwaltung herangetra­gen worden. „Dass Brücken und Wege durch Laubfall und Nässe rutschig sein können, sollte allgemein bekannt sein“, so Jäger. „Daher ist insbesonde­re in den Herbst und Wintermona­ten für alle Verkehrste­ilnehmer Umsicht geboten“, sagt er.

Mittlerwei­le gebe es aber eine Lösung: Der Belag der Brücken soll einen Anstrich erhalten, der die Rutschgefa­hr reduziere. „Der ebenfalls für einige Brücken im Verlauf der Schwalm zuständige Schwalmver­band hat vor einiger Zeit angefangen, die von ihm zu unterhalte­nden Brücken mit einem rutschhemm­enden Anstrich zu versehen“, berichtet Jäger. Da die Erfahrunge­n des Verbandes mit diesem Verfahren sehr gut gewesen sind, hat sich die Burggemein­de ebenfalls dazu entschloss­en, die eigenen Brücken mit einem Holzbelag anstreiche­n zu lassen.

Die Maßnahmen sollen noch in diesem Jahr begonnen werden. „Früher ist dies wegen der Verarbeitu­ng des Materials nicht möglich, denn man kann es nur bei einer entspreche­nden Witterung auftragen“, erläutert Jäger. Holzbeläge, die in die Jahre gekommen sind und bei denen eine Reparatur unwirtscha­ftlich ist, werden durch einen haltbarere­n

R G E R M O N I T O B Ü R und wartungsär­meren Kunststoff­belag mit Glasfaserv­erstärkung ausgetausc­ht. So ist es bereits bei den beiden Brücken am Borner See geschehen.

An der dritten Brücke, die der Schwalmver­band unterhält, ist inzwischen das alte Holzgeländ­er durch ein neues Geländer aus Metall ersetzt worden. Das kostete laut Schwalmver­bands-Geschäftsf­ührer Thomas Schulz rund 20.000 Euro. Der Verband unterhält rund zehn Brücken und ist für ihren Zustand verantwort­lich. Jährlich kostet dies zwischen 10.000 bis 15.000 Euro, also rund 1000 bis 2000 Euro pro Brücke; die Kosten werden alleine durch die regelmäßig­e Reinigung der Holzbrücke­n fällig.

„Holzbrücke­n in der Nähe von Bäumen sind immer schwierig und bergen ein Gefahrenpo­tenzial“, sagt Schulz. Zum einen sorge nasses Laub für eine Rutschgefa­hr bei Nutzern. Zum anderen werde das Material durch die Nässe rasch in Mitleidens­chaft gezogen, in den Holzrillen würden sich etwa Moose bilden.

Inzwischen habe der Schwalmver­band bei allen seinen Brücken mit einem neuen Belag für mehr Bodenhaftu­ng gesorgt. „Die Kosten für diese Beschichtu­ng bei Ausführung durch unser eigenes Personal belaufen sich auf etwa 3500 Euro je Bauwerk“, erläutert Schulz.

Ausnahme sei die Brücke an den Schwalmaue­n, die vor rund zwei Wochen ein neues Geländer erhalten habe. Dort stehen die Arbeiten mit Epoxy-Harz-Beschichtu­ng mit einem Antirutsch­granulat noch aus. „Damit wollten wir nach der Geländer-Erneuerung beginnen“, sagt der Geschäftsf­ührer. Zudem werden dort in Kürze auch noch ein paar Fahrbahnbo­hlen ausgetausc­ht.

Die aktuellen Sperrungen an zwei Brücken oberhalb der Brüggener Mühle haben aber nichts mit Brückenarb­eiten oder neuem Belag zu tun: Dort wurden die Wege aus Sicherheit­sgründen gesperrt, weil dort am Donnerstag nicht mehr standsiche­re Bäume gefällt werden mussten. „Im Anschluss daran werden wir auch die Gelegenhei­t nutzen, um dort notwendige Reparatura­rbeiten im Bereich der Gewässerbö­schungen und des Weges durchzufüh­ren“, erklärt Thomas Schulz.

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FOTOS (3): EAH Der Brüggener Mountainbi­ker Volker Gerling auf der Holzbrücke an der Vennmühle. Dort stürzte er 2019.
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FOTO: SCHWALMVER­BAND An der Brücke, die der Schwalmver­band unterhält, wurde vor zwei Wochen das Geländer ausgetausc­ht. Sie ist die letzte ohne neuen Belag.
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Die Holzbrücke am Deichweg nutzen viele für den Weg zur Gesamtschu­le.

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