„Wir wollen den neuen Trainer ärgern“
Borussias Offensivmann spricht über seine Corona-Infektion, seine Zukunft und Borussias Ziele für die Rest-Saison.
Herr Hofmann, Sie haben ihre Corona-Infektion überstanden und sind für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr/
Sky) wieder im Kader. Beschreiben Sie aber mal: Was geht in einem vor, wenn man die Nachricht bekommt, positiv zu sein. Kommt wegen der Ungewissheit der Folgen auch Angst auf?
HOFMANN So richtig Sorgen gemacht habe ich mir nicht, dafür bin ich nicht der Typ. Natürlich fand ich es schade, dass ich vom Nationalteam abreisen musste. Und ich wusste, dass ich zwei Wochen in Quarantäne muss. Klar, dann ist da die Ungewissheit: Wie reagiert der Körper auf das Virus? Gibt es Folgen? Dauert es doch ein paar Wochen länger wie beispielsweise bei Ramy Bensebaini? Wenn es auf die Lunge gegangen wäre, hätte es ja auch das Saisonaus für mich bedeuten können. Aber wie gesagt: Bevor ich nicht genau weiß, was ist, bleibe ich relaxed.
Jetzt sind Sie bereit für Eintracht Frankfurt?
HOFMANN Grundsätzlich schon, aber natürlich ist da noch ein bisschen Nachholbedarf. Nach meinem positiven Corona-Test in der Länderspielpause waren es drei Wochen, in denen ich keinen Leistungssport betreiben konnte. Man verliert körperlich nicht so viel, daran kann man auch in der Quarantäne arbeiten. Aber es fehlt die Zeit mit dem Ball, der Rhythmus, das Spielerische, das Tempo. Ob es gegen Frankfurt für mich von Beginn an reicht, werden wir sehen.
Es wird ein intensives Spiel werden. HOFMANN Davon kann man ausgehen. Frankfurt spielt extrem aggressiv, arbeitet viel mit Sprints und Pressing. Das wird eine Herausforderung.
Aber auch ein Spiel, auf das man sich als Spieler und Fan freuen darf, wenn man sich an die letzten Partien erinnert: 4:2, 3:1, 3:3. HOFMANN Das waren Duelle, die richtig Spaß gemacht haben. Es wird dieses Mal, schätze ich, auch wieder ein Spiel mit vielen Toren sein. Hoffentlich mit einem mehr für uns.
Nach der Saison kommt der Trainer aus Frankfurt zu Borussia. Was sagen Sie zu Adi Hütter?
HOFMANN Dass es jetzt vor dem Spiel rausgekommen ist, hat natürlich für viel Aufsehen gesorgt. Aber so war es ja auch bei Marco Rose: Als der Wechsel fix war, wurde er öffentlich gemacht. Das ist auch gut so, denke ich.
Passt Hütter zu Gladbach? HOFMANN Max Eberl hatte bisher immer ein gutes Gespür in Bezug auf Trainer. Der Fußball, den Frankfurt spielt mit dem Gegenpressing, der Intensität, dem Anlaufen, dem schnellen Umschalten, passt auch zu uns. Entsprechend sind wir alle gespannt, wie es wird. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir in dieser Saison noch sechs Spiele haben. Jetzt wollen wir den neuen Trainer erstmal ärgern.
Macht man sich als Spieler eine Liste, wer als Trainer kommen könnte?
HOFMANN Das nicht. Aber es ist ja logisch, dass man rätselt, wer kommen könnte, weil davon ja auch der Fußball, der gespielt wird, ein bisschen abhängt. Wenn man dann Namen hört, die spekuliert werden, spricht man auch in der Kabine darüber. Aber insgesamt sind wir das Thema entspannt angegangen.
Auch um Sie gibt es Spekulationen: Der FC Chelsea mit Trainer Thomas Tuchel soll interessiert sein. Ist das ein Thema für Sie?
HOFMANN Im Moment sicher nicht. Es gibt gerade wichtigere Dinge als meine Person. Wir haben in dieser Saison noch große Ziele, denen ich alles unterordne. Wir haben noch die Chance, einen Europapokal-Platz zu erreichen, sind mittendrin im Rennen um die internationalen Plätze, es sind noch 18 Punkte zu vergeben. Und für den Verein wäre es sehr wichtig, wieder in Europa dabei zu sein. Darauf liegt das Hauptaugenmerk. Wie es nach der Saison weitergeht, werden wir dann sehen.
Gibt es eine Tendenz?
HOFMANN Ich habe bei Borussia noch einen Vertrag bis 2023, das ist Fakt. Und ich fühle mich wohl. Es ehrt mich natürlich, wenn solche Gerüchte aufkommen, das zeigt, dass ich gute Leistungen für Borussia gebracht habe. Es ist bekannt, dass ich ehrgeizig bin und immer noch mehr will. Dass es für mich mit fast 29 Jahren wichtige Entscheidungen sind, die anstehen, ist auch klar. Aber erstmal wollen wir diese Saison möglichst erfolgreich zu Ende spielen und dann gehe ich alle weiteren Themen in Ruhe an.
Sie sagen, Sie sind ehrgeizig. Was ist für Borussia noch drin? Sogar Platz fünf?
HOFMANN Dortmund ist als Fünfter sieben Punkte weg, Leverkusen als Sechster vier. Platz fünf ist eine große Herausforderung. Man sollte im Fußball niemals nie sagen, aber wir tun gut daran, erstmal kleinere Brötchen zu backen und uns auf Platz sechs zu fokussieren. Wenn dann der fünfte Platz in Sichtweite ist, werden wir den angreifen.
Haben Sie eine Punkte-Rechung für Europa?
HOFMANN Ich weiß, dass wir aus der oberen Tabellenhälfte noch auf Frankfurt und die Bayern treffen, die anderen Gegner sind Hoffenheim, Bielefeld, Stuttgart und Bremen. Das sind vier Duelle, in denen wir den Anspruch haben, zu gewinnen. Die Bayern haben wir in dieser Saison schon einmal besiegt und in Frankfurt haben wir ein 3:3 geholt. Wir sind schon in der Lage, auch alle sechs Spiele zu gewinnen. Dafür muss jedoch viel passen, wir müssen in Topform sein. Die Kurve zeigt aber auf jeden Fall nach oben, wir sind seit drei Spielen unbesiegt. Das 2:2 in Berlin ist zwar kein Sieg, aber in Anbetracht dessen, dass wir fast 80 Minuten in Unterzahl gespielt haben, ist es trotzdem eine Hausnummer. Es bestätigt die zwei Siege zuvor, auch wenn sicherlich sogar noch der Lucky Punch für uns drin war. Dass wir jetzt gegen Frankfurt wieder einen Dreier wollen, ist auch logisch.
Nochmal das Thema Ehrgeiz.
Sie haben bereits drei Filialen einer Sandwich-Kette, nun sind sie auch Bauunternehmer. Es geht bei Big-Bang-Building um Häuser als Kunstwerke. Erklären Sie mal. HOFMANN Da haben wir einiges vor. Ich habe mich nach und nach in das Thema reingefuchst und jetzt die Firma gegründet. In Tom Hapke habe ich einen Immobiliendesigner und in Jochen Lendle einen Architekten aus Palma mit an Bord. Wir wollen in Deutschland und Spanien, zunächst vor allem auf Mallorca, Häuser und Wohnkonzepte realisieren für Leute, die etwas Außergewöhnliches wollen. Für mich persönlich geht es darum, etwas aufzubauen für die Zeit nach der Karriere, damit ich am 1. Juli welches Jahres auch immer nicht dastehe und nicht weiß, was ich tun soll. Ich habe das Privileg, durch das Geld, das ich jetzt verdiene, mir aussuchen zu können, was ich nach der aktiven Karriere machen will, etwas zu machen, das mir Spaß macht. Darum baue ich mir jetzt schon etwas auf.
Sie werden nicht im Fußball bleiben?
HOFMANN Erstmal will ich noch ein paar Jahre spielen. Die anderen Sachen sind Optionen für später. Stand jetzt würde ich dazu tendieren, dass darauf nach dem Fußball das Hauptaugenmerk liegt. Aber auch da gilt: Man soll niemals nie sagen.
Sie haben auf Ihrer Instagram-Seite zuletzt auch angeboten, Fragen Ihrer Follower zu beantworten. War das Langeweile während der Quarantäne oder gehört das zur Profilbildung eines modernen Profis? HOFMANN Ich hatte wegen der Quarantäne die Zeit, mich mal mehr mit solchen Dingen zu beschäftigen. Ich bin sonst nicht so aktiv in den sozialen Netzwerken. Man kann die Kanäle aber sicher nutzen, um mit den Leuten, die sich für einen interessieren, in Austausch zu treten. Es gab sehr viel Resonanz auf meinen Aufruf, mir Fragen zu stellen. Ich konnte noch nicht mal alle Fragen beantworten, die ich bekommen habe. Viele gingen um die Quarantäne und wie es mir geht, aber es waren auch ausgefallenere Sachen dabei. Es hat Spaß gemacht und wird sicherlich mal wiederholt.
Was noch war: Sie spielen gern Darts und haben Ihre erste 180 geworfen. Glückwunsch.
HOFMANN Ich habe sogar einen Zeugen: meinen Bruder. Ich habe, wie schon oft, zwei Pfeile in die Triple 20 geworfen. Dieses Mal habe ich mich nicht drüber gefreut, sondern habe konzentriert weitergemacht. Dann war das Ding drin. Das war der Bringer.
Genau der Ansatz, dran zu bleiben, wenn man auch schon ein Etappenziel erreicht hat, zählt auch im Europa-Rennen der Borussen. HOFMANN Stimmt. Ich sage immer, dass Fußball in großen Teilen Kopfsache ist. Wir dürfen nicht zufrieden sein, wenn wir ein Etappenziel erreicht haben. Wir alle, das Team und der Trainer, wollen unbedingt noch mindestens Platz sechs. Da dürfen wir nicht nachlassen.