Mit Fleiß zum Mechatroniker
Als Masud Khan 2015 nach Deutschland kam, konnte er kein Deutsch, ihm fehlte eine Perspektive. Wie er die als Mechatroniker-Geselle fand.
VIERSEN „Wenn es Masud noch mal geben würde, würden wir ihn direkt nehmen“, sagt Desiree Temath. Dabei schaut die Geschäftsführerin von Reifen und Autoservice Lambertz und Krievans zu Masud Khan (24) hinüber, der gerade bei einem Auto auf der Hebebühne die Reifen wechseln will.
Das Lob lässt ihn etwas verlegen lächeln. „Ich mag meinen Beruf sehr und ich bin dankbar, dass ich hier die Chance bekommen habe, eine Ausbildung zu machen und auch übernommen wurde“, sagt der 24-Jährige. Denn noch vor sechs Jahren fehlte dem jungen Mann aus Bangladesch eine Perspektive.
Im Sommer 2015 kam der junge Mann in Berlin an, nachdem er sein Heimatland Bangladesch verlassen hatte. Ohne Papiere, ohne ein Wort Deutsch zu verstehen. Von Berlin ging es für 24 Tage nach Dortmund, bevor er einer Unterkunft in Schwalmtal zugeordnet wurde.
Vom ersten Moment an wusste Khan, dass zunächst die fremde Sprache lernen muss. „Ohne die Sprache geht nichts und ich wollte lernen“, erzählt er. Das sei aber nicht so einfach gewesen. Die fehlenden Papiere und sein Heimatland Bangladesch verschlossen ihm den Weg zu geförderten Sprachkursen.
Stattdessen wurde Masud Khan aktiv: Er kaufte sich ein Handy und lernte damit das ABC. Außerdem nutzte er das Sprachangebot von Ehrenamtlern in Niederkrüchten und Schwalmtal-Waldniel. Überall, wo er konnte, habe er gelernt.
Über die Agentur für Arbeit erhielt er doch noch einen Platz in einem Sprachkursus, dadurch kam er für ein sechswöchiges Praktikum zur Viersener Autowerkstatt Reifen und Autoservice Lambertz und Krievans. Dort konnte er unterschiedliche Aufgaben erlernen, von der Wartung über die TÜV-Abnahme bis hin zu Instandsetzungen. Chefs und Kollegen waren begeistert. So sehr, dass ein für einen Monat ein weiteres Praktikum folgte.
„Ich habe damals gesagt, wie gerne ich die richtige Ausbildung machen würde“, erinnert sich Khan. Seine Chance war ein Jahrespraktikum mit Option auf die Ausbildung zum Mechatroniker. „Masud hat es bei uns gefallen und uns hat Masud gefallen. Engagiert und immer bemüht zu lernen, haben wir ihm einen Ausbildungsplatz angeboten“, berichtet Desiree Temath. Eine Entscheidung, die keiner im Unternehmen bereut hat.
Vor drei Jahren begann Khan seine Ausbildung, bestand seinen Führerschein im ersten Anlauf. Ein Kunde schenkte ihm seinen alten Golf, den er allein wieder auf Vordermann brachte und bis heute fährt. Neben der Berufsschule lernte er weiter fleißig Deutsch. „Ich hatte ganz tolle Lehrer in der Berufsschule, die mich
sehr unterstützten und mir mit der deutschen Sprache weiter halfen“, sagt der 24-Jährige.
Das galt auch für das Team bei seinem Ausbilder. Im Januar dieses Jahres war es dann soweit: Masud Khan stand vor der Gesellenprüfung. Einfach war gerade die theoretische Prüfung nicht, aber Khan schaffte sie ebenso wie die praktische direkt. „Ich war überglücklich bestanden zu haben“, erinnert er sich. Zumal einige aus seinem Kursus die Prüfung nicht im ersten Anlauf schafften. „Wir haben Masud direkt nach der Prüfung übernommen und damit einen weiteren wertvollen Mitarbeiter gewonnen“, sagt Temath. Khan selber möchte nun zunächst weitere Praxis in seinem Beruf als Mechatroniker sammeln.
Er hat dabei schon ein neues Ziel vor Augen. Gern würde er auch den Meister machen. Aktuell ist er aber erst einmal auf der Suche nach einer eigenen Wohnung. Noch lebt er der Schwalmtaler Unterkunft für Flüchtlinge zur Miete.
„Masud hat es bei uns gefallen und uns hat Masud gefallen“Desiree Temath Geschäftsführerin