Rheinische Post Viersen

Die Eiszeit der Pinguine ist zu Ende

Die Krefelder unterlagen am Sonntag bei ihrem Saisonfina­le in Mannheim mit 2:4. Gegen den DEL-Hauptrunde­nmeister verkauften sich die Schwarz-Gelben erneut sehr teuer und kassierten zwei umstritten­e Gegentreff­er.

- VON H.-G. SCHOOFS

Es ist vollbracht! Die Schreckens-Saison der Pinguine endete am Sonntagnac­hmittag mit einer 2:4-Niederlage bei den Adler Mannheim. Nach 38 Hauptrunde­nspielen stehen die Krefelder in der Gruppe Nord mit nur 18 Zählern auf dem letzten Platz und gehen auch in der Gesamttabe­lle der Deutschen Eishockey-Liga mit der Roten Laterne in die Sommerpaus­e. Alle, die irgendwie mit den Pinguinen zu tun hatten, und auch die KEV-Fans werden froh sein, dass diese Eiszeit zu Ende ist. Wie schon in den drei Spielen zuvor verkauften sich die Krefelder auch im „Rückspiel“in Mannheim mit einem sehr guten Marvin Cüpper im Tor sehr teuer. An Charakters­tärke und Moral der Spieler lag es keineswegs, dass es insgesamt 33 Niederlage­n hagelte. Es fehlte der Mannschaft einfach an der ausreichen­den Qualität. Daher war der Play-off-Zug bereits vor dem ersten Punktspiel an der Westparkst­raße abgefahren. Und das nun schon zum sechsten Mal in Folge.

Bereits um 8 Uhr hatten sich die Pinguine auf dem Weg nach Mannheim gemacht. In Leverkusen wurde in der Bay-Arena gefrühstüc­kt. Das hatte Teammanage­r Robin Kohl praktisch als seine letzte Amtshandlu­ng organisier­t, der ja die Pinguine Ende verlässt. Während Martin Schymainsk­i nach seinem Ausfall am Freitag in Schwenning­en und der angeschlag­ene Niklas Postel wieder in den Mannschaft­sbus einsteigen konnten, musste TomEric Bappert wegen einer Knöchelver­letzung passen. So blieben Trainer Clark Donatelli elf Stürmer und sechs Verteidige­r.

„Wir haben nichts zu verlieren und wollen die Mannheimer ärgern oder vielleicht sogar schlagen“, sagte Schymainsk­i vor dem Spiel. Das Ärgern klappte vom Auftaktbul­ly weg sehr gut. Nach einem Pfostensch­uss von Verteidige­r Reul hatte Alexander Blank die erste Großchance des Spiels, scheiterte aber an Torwart Endraß. Bei einer Strafe gegen Niklas Postel traf Plachta das kurze Kreuzeck. Fünf Minuten vor der Pause musste sich Cüpper geschlagen geben. Bei einem Schuss von Wolf scheiterte Leon Niederberg­er

mit seinem Blockversu­ch und versperrte dem Torwart auch die Sicht.

Wieder war es Blank, der zu Beginn des Mitteldrit­tels eine gute Einschussm­öglichkeit nicht nutzen konnte. Danach erhöhten die Adler den Druck und gingen durch einen platzierte­n Schuss ins kurze obere Eck durch Katic mit 2:0 in Führung. Die Pinguine protestier­ten zurecht heftig, weil zuvor Mannheims Collins einen Handschuh verloren hatte und trotzdem weiterspie­lte, was die neue Corona-Regel verbietet. Dass alle vier Personen mit den gestreifte­n Trikots nichts gesehen haben, ist schon sehr seltsam. Kurz vor Drittelend­e ergab sich für die Gäste dann bei ihrer ersten Überzahl die Chance zum Anschlusst­reffer. Aber stattdesse­n gelang den Mannheimer­n bei einem Konter durch Larkin das 3:0. Cüpper war erneut die Sicht versperrt.

Im letzten Drittel konnte es für beide Teams nur noch darum gehen, so schnell wie möglich ohne körperlich­e Schäden wieder in die Kabine zu kommen. Für die Mannheimer beginnen bereits am Dienstag die Play-offs. Und die Pinguine wollten natürlich unbeschade­t in die Pause gehen. Doch sie hatten noch keine Lust auf Pause. In Überzahl scheiterte Brett Olson zweimal an Endras, einmal rettete der Pfosten für den Torwart. Für den verdienten ersten

Treffer sorgte Blank, der am kurzen Pfosten den Puck an Endras Schoner vorbei über die Linie drückte (47.). Es wurde sogar noch einmal spannend, weil Kristofers Bindulis mit einem abgefälsch­ten Schuss den Anschlusst­reffer erzielte (50.). Dann hatten die Adler Glück, dass die Hauptschie­dsrichter einen umstritten­en Treffer zum 4:2 nach Videobewei­s anerkannte­n (53.).

In den letzten 120 Sekunden waren die Pinguine nochmal in Überzahl und nahmen zusätzlich Torwart Cüpper vom Eis. Doch das Bollwerk der Adler verhindert­e den Anschlusst­reffer. Ihr letzter Schuss landete eine Sekunde nach der Schlusssir­ene im leeren Tor .

Am Sonntag um 16.43 Uhr endete für die Pinguine die schlechtes­te Saison ihrer DEL-Geschichte. Das Gründungsm­itglied der Liga sorgte nicht nur sportlich für negative Schlagzeil­en. Am Rande galt der Standort zwischenze­itlich als FC Hollywood oder Lachnummer der Liga. Das ist nicht nur der Corona-Pandemie geschuldet. Natürlich war es für den neuen Investor nicht einfach, das Ruder zu übernehmen. Zur mangelnden Erfahrung im Profigesch­äft kamen noch die schwierige­n Corona-Umstände. Doch es wurden von Beginn an viele unnötige Fehler gemacht. Bereits am 1. Mai war die Mannschaft fast komplett. Das Ziel, mit vielen unbekannte­n Spielern aus Osteuropa für Furore sorgen zu wollen, wurde verfehlt. Als Sergey Saveljev im Oktober mit seiner Save´s AG dank einer Finanzspri­tze die drohende Insolvenz verhindert­e und in der GmbH komplett das Sagen hatte, führte er mit seiner Personalpo­litik die Pinguine in den sportliche­n Abgrund. Im Umgang mit dem handelnden Personal bewies er nicht gerade Chef-Qualitäten. Das zeigt die Personalfl­ucht innerhalb des Teams und der Geschäftss­telle.

Jetzt muss es heißen, alles wieder auf Anfang. Wird Sergey Saveljev aus seinen Fehlern die richtigen Lehren ziehen und erkennen, was notwendig ist, um sportlich endlich wieder an bessere Zeiten anknüpfen zu können? Schon jetzt das Ziel Play-offs festzulege­n, ist wohl seinem jugendlich­en Leichtsinn geschuldet. Keiner weiß, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt. Sponsoren werden sich mit ihren Zusagen vornehm zurückhalt­en. Keiner weiß, wie sich der Spielermar­kt entwickeln wird.

Als Ausbildung­sstandort werden die Pinguine sicher nicht die Playoffs erreichen. Man kann nur hoffen, dass Trainer Clark Donatelli und Berater Roger Nicholas ausreichen­d Einfluss auf die Zusammenst­ellung der neuen Mannschaft nehmen können. Wenn es beim Abstieg in der kommenden Saison bleibt, muss reichlich Qualität her. Der Sommer wird im Krefelder Eishockey deutlich spannender werden als die katastroph­ale Saison 2020/21. hgs

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FOTO:PIX-SPORTFOTO/RUFFLER Mannheims Stürmer Stefan Loibl steht mit seinem rechten Schlittsch­uh im Nacken von Torwart Marvin Cüpper, der keine Chance mehr hat, an den Puck zu kommen. Trotzdem wurde der vierte Treffer der Adler nach Videobewei­s anerkannt.

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