Leere Läden wegen Testpflicht
Shoppen nur mit negativem Corona-Test? Für viele Händler bringt das negative Folgen mit sich. Der Aufwand ist manchen Kunden offenbar zu groß. Die Geschäftsleute wünschen sich deshalb ein anderes Modell zurück.
MÖNCHENGLADBACH Nur eine Kundin habe sie bislang gehabt, sagt Irena Beeten. Und mehr werden es wohl auch nicht mehr an diesem Donnerstag. Es ist Mittagszeit, gleich schließt sie das Textilhaus Beeten in der Rheydter Innenstadt – weitere Termine stehen an diesem Tag nicht an. Für Irena Beeten liegt das aber nicht an der Pflicht zur Terminvereinbarung, sondern an der zweiten Bedingung, die Kunden nun erfüllen müssen: einen negativen Corona-Test.
Seit 6. April ist ein solches Testergebnis in Mönchengladbach zum Einkaufen in vielen Geschäften nötig. Der Test darf zudem nicht älter als 24 Stunden sein. „Mit der Terminvergabe hat das gut geklappt, die Kunden haben sich eingetragen und sind gekommen“, sagt Beeten. Nun seien es jedoch deutlich weniger Kunden. Sie sieht den Grund in dem Mehraufwand. „Es muss erst geschaut werden, wo und wie spontan man einen Test machen kann. Das macht es beschwerlich.“
Der Feinkostladen „Etepeteete“befindet sich ein paar Häuser weiter – und ist in einer privilegierten Situation: Er gehört zu den sogenannten Geschäften „des täglichen Bedarfs“, denn 80 Prozent des Umsatzes erzielt „Etepeteete“über Lebensmittel. Bedeutet: keine Terminvereinbarung und keine Testpflicht für die Kunden.
Inhaber Frank Grosse kann den Ärger seiner Kollegen aber gut verstehen. „Man muss nur in die Einkaufsstraße gucken, da ist nichts los“, sagt er. „Das betrifft uns ja auch. Wenn keiner in die Stadt kommt, kommt auch keiner zu uns.“Für ihn ist die Testpflicht ein Schritt zu viel gewesen. Er berichtet von einer Kundin, die Schuhe in einem Schuhgeschäft gesehen hatte, der Laden sei bis auf drei Verkäuferinnen leer gewesen – sie durfte trotzdem nicht hinein, ihr fehlte ein negativer Test.
Im Eingang von „Etepeteete“wirft Stefan Sieger einen Blick ins Schaufenster. „Mir ist das zu lästig mit einem Test“, sagt er. Im Vorfeld Einkaufsbummel und Testtermin zu planen und aufeinander abzustimmen, findet er schwierig. „Ich bestelle derzeit alles im Internet“, sagt er. Auch eine andere Passantin hält nichts von der Testpflicht: „Für die Geschäfte tut mir das leid, aber mir ist der Aufwand zu groß, mich vorher extra beim Testcenter anzustellen.“
Diese Erfahrung macht auch Anne Jütten, eine von drei Inhaberinnen des Geschenkladens „Harmonie 20“. An diesem Donnerstag öffnet ihr Laden gar nicht, da es keine Terminreservierungen gab. Seitdem die Testpflicht besteht, würden sich nur noch wenige Kunden anmelden. „Für viele Leute ist das ein Hinderungsgrund“, sagt Jütten.
Jan Kaiser, Geschäftsführer des Handelsverbands Mönchengladbach, sieht die Testpflicht mit gemischten Gefühlen: „Die Tests werden als zusätzliche Hürde gesehen und führen zu einem weiteren Frequenzrückgang. Es ist aber immer noch besser als ein harter Lockdown.“
Um den Kunden die neuen Vorgaben zu erleichtern, steht im Minto inzwischen ein Corona-Testzentrum. Bis zu 10.000 Tests in der Woche sollen damit möglich sein. Laut einer Sprecherin des Minto werde das
Testcenter von den Kunden gut angenommen. „Seitdem es in Betrieb ist, haben die Shops die Möglichkeit, Kunden ohne Test dorthin zu schicken, damit sie danach einkaufen können“, sagt die Sprecherin weiter.
Ein großer Effekt ist im Umfeld der Hindenburgstraße aber offenbar nicht zu spüren. „Vergangene Woche hatten wir rund zwölf Kunden. Und das waren auch alles Leute, die berufsbedingt einen Test gemacht hatten. Es war keiner dabei, der sich extra fürs Shoppen hat testen lassen“, sagt Iris Degenhardt von der gleichnamigen Buchhandlung. Immerhin werde der Abholservice weiterhin gut angenommen. Die Testpflicht hingegen kaum. Diese führe gelegentlich zudem zu einigen Diskussionen an der Tür.
Davon weiß auch Irena Beeten zu berichten: „Wir haben Kunden an der Tür, die sagen, sie seien geimpft. Aber ohne Test können sie trotzdem nicht reinkommen. Das verstehen sie dann nicht.“Viele Händler wünschen sich daher das Modell der Terminvergabe zurück – ohne Testpflicht. Das sei mit begrenzter Kundenanzahl im Laden gut zu kontrollieren.
„Die Terminvergabe hat gut funktioniert, da haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Dirk Bönnen, Geschäftsführer der Elektrokette Holtzleitner, deren Mönchengladbacher Filiale an der Hindenburgstraße liegt. Wer das Geschäft betreten möchte, muss auf dem Handy oder ausgedruckt den Nachweis über den negativen Test vorzeigen. Allzu oft kommt das aber nicht vor. Mit der Gefahr eines erneuten Lockdowns aufgrund der wieder stark steigenden Infektionszahlen sagt Bönnen für sein Unternehmen: „Ob wir nun schließen müssen oder so weiter machen wie aktuell, das macht eigentlich keinen großen Unterschied bei den wenigen Leuten, die kommen. So macht es mehr Arbeit, als dass es Sinn ergibt.“