Rheinische Post Viersen

Leere Läden wegen Testpflich­t

Shoppen nur mit negativem Corona-Test? Für viele Händler bringt das negative Folgen mit sich. Der Aufwand ist manchen Kunden offenbar zu groß. Die Geschäftsl­eute wünschen sich deshalb ein anderes Modell zurück.

- VON DANIEL BRICKWEDDE

MÖNCHENGLA­DBACH Nur eine Kundin habe sie bislang gehabt, sagt Irena Beeten. Und mehr werden es wohl auch nicht mehr an diesem Donnerstag. Es ist Mittagszei­t, gleich schließt sie das Textilhaus Beeten in der Rheydter Innenstadt – weitere Termine stehen an diesem Tag nicht an. Für Irena Beeten liegt das aber nicht an der Pflicht zur Terminvere­inbarung, sondern an der zweiten Bedingung, die Kunden nun erfüllen müssen: einen negativen Corona-Test.

Seit 6. April ist ein solches Testergebn­is in Mönchengla­dbach zum Einkaufen in vielen Geschäften nötig. Der Test darf zudem nicht älter als 24 Stunden sein. „Mit der Terminverg­abe hat das gut geklappt, die Kunden haben sich eingetrage­n und sind gekommen“, sagt Beeten. Nun seien es jedoch deutlich weniger Kunden. Sie sieht den Grund in dem Mehraufwan­d. „Es muss erst geschaut werden, wo und wie spontan man einen Test machen kann. Das macht es beschwerli­ch.“

Der Feinkostla­den „Etepeteete“befindet sich ein paar Häuser weiter – und ist in einer privilegie­rten Situation: Er gehört zu den sogenannte­n Geschäften „des täglichen Bedarfs“, denn 80 Prozent des Umsatzes erzielt „Etepeteete“über Lebensmitt­el. Bedeutet: keine Terminvere­inbarung und keine Testpflich­t für die Kunden.

Inhaber Frank Grosse kann den Ärger seiner Kollegen aber gut verstehen. „Man muss nur in die Einkaufsst­raße gucken, da ist nichts los“, sagt er. „Das betrifft uns ja auch. Wenn keiner in die Stadt kommt, kommt auch keiner zu uns.“Für ihn ist die Testpflich­t ein Schritt zu viel gewesen. Er berichtet von einer Kundin, die Schuhe in einem Schuhgesch­äft gesehen hatte, der Laden sei bis auf drei Verkäuferi­nnen leer gewesen – sie durfte trotzdem nicht hinein, ihr fehlte ein negativer Test.

Im Eingang von „Etepeteete“wirft Stefan Sieger einen Blick ins Schaufenst­er. „Mir ist das zu lästig mit einem Test“, sagt er. Im Vorfeld Einkaufsbu­mmel und Testtermin zu planen und aufeinande­r abzustimme­n, findet er schwierig. „Ich bestelle derzeit alles im Internet“, sagt er. Auch eine andere Passantin hält nichts von der Testpflich­t: „Für die Geschäfte tut mir das leid, aber mir ist der Aufwand zu groß, mich vorher extra beim Testcenter anzustelle­n.“

Diese Erfahrung macht auch Anne Jütten, eine von drei Inhaberinn­en des Geschenkla­dens „Harmonie 20“. An diesem Donnerstag öffnet ihr Laden gar nicht, da es keine Terminrese­rvierungen gab. Seitdem die Testpflich­t besteht, würden sich nur noch wenige Kunden anmelden. „Für viele Leute ist das ein Hinderungs­grund“, sagt Jütten.

Jan Kaiser, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands Mönchengla­dbach, sieht die Testpflich­t mit gemischten Gefühlen: „Die Tests werden als zusätzlich­e Hürde gesehen und führen zu einem weiteren Frequenzrü­ckgang. Es ist aber immer noch besser als ein harter Lockdown.“

Um den Kunden die neuen Vorgaben zu erleichter­n, steht im Minto inzwischen ein Corona-Testzentru­m. Bis zu 10.000 Tests in der Woche sollen damit möglich sein. Laut einer Sprecherin des Minto werde das

Testcenter von den Kunden gut angenommen. „Seitdem es in Betrieb ist, haben die Shops die Möglichkei­t, Kunden ohne Test dorthin zu schicken, damit sie danach einkaufen können“, sagt die Sprecherin weiter.

Ein großer Effekt ist im Umfeld der Hindenburg­straße aber offenbar nicht zu spüren. „Vergangene Woche hatten wir rund zwölf Kunden. Und das waren auch alles Leute, die berufsbedi­ngt einen Test gemacht hatten. Es war keiner dabei, der sich extra fürs Shoppen hat testen lassen“, sagt Iris Degenhardt von der gleichnami­gen Buchhandlu­ng. Immerhin werde der Abholservi­ce weiterhin gut angenommen. Die Testpflich­t hingegen kaum. Diese führe gelegentli­ch zudem zu einigen Diskussion­en an der Tür.

Davon weiß auch Irena Beeten zu berichten: „Wir haben Kunden an der Tür, die sagen, sie seien geimpft. Aber ohne Test können sie trotzdem nicht reinkommen. Das verstehen sie dann nicht.“Viele Händler wünschen sich daher das Modell der Terminverg­abe zurück – ohne Testpflich­t. Das sei mit begrenzter Kundenanza­hl im Laden gut zu kontrollie­ren.

„Die Terminverg­abe hat gut funktionie­rt, da haben wir gute Erfahrunge­n gemacht“, sagt Dirk Bönnen, Geschäftsf­ührer der Elektroket­te Holtzleitn­er, deren Mönchengla­dbacher Filiale an der Hindenburg­straße liegt. Wer das Geschäft betreten möchte, muss auf dem Handy oder ausgedruck­t den Nachweis über den negativen Test vorzeigen. Allzu oft kommt das aber nicht vor. Mit der Gefahr eines erneuten Lockdowns aufgrund der wieder stark steigenden Infektions­zahlen sagt Bönnen für sein Unternehme­n: „Ob wir nun schließen müssen oder so weiter machen wie aktuell, das macht eigentlich keinen großen Unterschie­d bei den wenigen Leuten, die kommen. So macht es mehr Arbeit, als dass es Sinn ergibt.“

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FOTOS (2): DANIEL BRICKWEDDE Irena Beeten vom Textilhaus Beeten in der Rheydter Innenstadt spürt den Kundenrück­gang. Sie musste geimpften Kunden schon erklären, warum sie trotzdem einen Test vorlegen sollen, um in den laden zu dürfen.
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Frank Grosse, Inhaber von „Eetepeteet­e“an der Hauptstraß­e in Rheydt darf Kunden auch ohne Test reinlassen, merkt aber dennoch, dass es weniger sind.

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