Rheinische Post Viersen

Schwalben brauchen jetzt Hilfe

Mit der Stadt Willich hat die Willicher Ortsgruppe vom Nabu ein Schwalbenp­rojekt ins Leben gerufen.

- VON BIANCA TREFFER

ANRATH Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt es. Aber eine Schwalbe lässt Monika und Heinz Jakobs eines der hoch liegenden Fenster zur Diele ihres denkmalges­chützten 385 Jahre alten Hauses öffnen. Louis ist nämlich wieder da. „Genau zum Geburtstag unseres Hauses am 26. März kam die erste Rauchschwa­lbe, die wir Louis nennen, wieder zurück“, berichtet Heinz Jacobs. Das ist früh in diesem

Jahr, denn normalerwe­ise kommen die Schwalben Mitte April aus ihren Winterquar­tieren zurück.

Heinz Jakobs erinnert sich, dass sein Vater an seinem Geburtstag, am 10. April, immer sagte, nun wäre es Zeit das Schwalbenf­enster zu öffnen. Seit Jahrzehnte­n brütet ein Rauchschwa­lbenpärche­n in der Diele des Niederdeut­schen Hallenhaus­es in Anrath. Für das Ehepaar ist Jahr für Jahr die Freude groß, wenn die Glücksbote­n erneut bei ihnen Einzug halten.

„Wo Schwalben nisten, da wohnt das Glück“ist der Titel eines neuen Projektes vom NABU Willich und der Stadt Willich. Sie gehen gemeinsam für Schwalben und Mauersegle­r in den Einsatz. Leider haben es sowohl die Rauch- und Mehlschwal­ben als auch die Mauersegle­r nicht mehr leicht, geeignete Nistplätze zu finden. Moderne Gebäude mit glatten Fassaden lassen oft keinen Nestbau mehr zu. Die Großviehst­älle sind abgeschlos­sen, Öffnungen durch Fenster oder Netze verschloss­en. Aufgrund der Versiegelu­ng der Landschaft fehlen Lehmpfütze­n, die den Baustoff für die Nester liefern. Viele Menschen stört der Kot, daher beseitigen sie Nester. Die Anzahl der Tiere geht immer weiter zurück. Vor elf Jahren kartierten Dirk Schotten, Schwalbene­xperte vom Nabu Willich, und Jack Sandrock, Leiter der Gruppe, Gebäude, in denen sie Schwalben und Mauersegle­r fanden. Diese Gebäude suchten die beiden jetzt erneut auf, um sich ein aktuelles Bild zu machen.

Gerade in Willich-Wekeln, wo Mehlschwal­ben einst aufgrund der Bautätigke­iten im Neubaugebi­et Lehmpfütze­n fanden und Nester bauten, die von vielen Bürgern an ihren Häusern toleriert wurden, können die Schwalben die Nester wegen des mangelnden Nistbaumat­erials nicht mehr erneuern. Um genau zu wissen, wie es in Willich um die Schwalben- und Mauersegle­rpopulatio­nen bestellt ist, wird die Hilfe der Bürger benötigt.

In Zusammenar­beit mit Udo Hormes vom Team Umwelt und nachhaltig­e Stadtentwi­cklung der Stadt Willich, bittet der Nabu Willich um Mithilfe. Bürger sollen Schwalbenu­nd

Mauersegle­rvorkommen melden. Unter allen Teilnehmer­n werden 24 Schwalben-Kunstneste­r, die der Nabu und die Stadt Willich bereitstel­len, verlost. Voraussetz­ung ist, dass der potentiell­e Standort geeignet ist.

Der Nabu Willich berät die Eigentümer über geeignete Plätze für die Nisthilfen. Wie einfach man das Problem Kot lösen kann zeigt das Paar Jacobs. Sie stellen große Blumentopf­untersetze­r unter die Stellen, wo die Schwalben in ihrer Diele nisten. Ansonsten bieten Kotbretter etwa 60 Zentimeter unter dem Nest eine optimale Lösung. Selbst Lehmpfütze­n anlegen stellt eine weitere Hilfe für die Vögel dar: von April bis Juni eine entspreche­nde Bodenstell­e frei und feucht halten. Damit erleichter­t man den Vögeln den Nestbau. Insbesonde­re bei sonnigem Wetter ist dies besonders wichtig, da die Schwalben dann bevorzugt bauen. Ansonsten können aber auch künstliche Schwalbenn­ester am Haus angebracht werden. Dirk Schotten berät in puncto Unterstütz­ung von Schwalben und Mauersegle­rn. Bestimmung­shilfen und Infos gibt es auf den Internetse­iten vom Nabu, www.nabu-willich.de.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Udo Hormes, Jack Sandrock, Dirk Schotten und Heinz Jacobs (von links) zeigen ein Schwalbenn­est auf dem Anrather Flöthhof.

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