Großvater vermisst Spielgeräte für Kinder
Wer bei gutem Wetter den Marktplatz in Rheydt besucht, der sieht fast immer Familien mit Kindern. Was man dort nicht sieht: Spielgeräte für Kinder. Für Roland Rosenbauer eine Fehlplanung. Die Stadt ist hingegen anderer Meinung.
Rheydt Es ist frisch an diesem Apriltag, aber trocken – und auch die Sonne scheint zur Mittagszeit auf den Marktplatz in Rheydt. Akzeptables Wetter also, um das Haus zu verlassen. Ein beliebter Treffpunkt in der Innenstadt ist für gewöhnlich der Wasserbrunnen – gerade für Eltern mit ihren Kindern. Mütter sitzen auf der Steinmauer in der Nähe, die Kinder rennen über den Platz und klettern auf den Brunnen, verstecken sich hinter den großen Blumentöpfen oder jagen auch mal eine Taube. Es wird genommen, was eben da ist. Denn was es hier nicht gibt, sind adäquate Spielgeräte. Das ist offensichtlich – und für Roland Rosenbauer ein Ärgernis. „Am Rathaus gibt es eine Boccia-Bahn für die alten Leute, es gibt überall Bänke und Sitzmöglichkeiten – aber nichts für die Kinder. Das ist eine Katastrophe“, sagt Rosenbauer.
Er ist Großvater von fünf Enkeln und ihm liegt das Thema am Herzen. Über die Jahre hat er sein Anliegen mehrfach am Bürgertelefon geschildert oder schriftlich an den Oberbürgermeister. Ohne Rückmeldung und ohne Erfolg. Dabei ist es nicht so, dass es in der Rheydter Innenstadt keine Spielgeräte gibt: In der Hauptstraße gibt es zwei, in der Stresemannstraße hinter dem Karstadt-Gebäude drei Geräte, die sich drehen. Dazu an der Marienkirche drei Spielplatten, unterschiedlich hohe Betonblöcke am Neumarkt und in der Bahnhofstraße eine wellige Mauer mit Sprachrohren, um sich aus der Entfernung zu verständigen. Einzig: An diesen Orten sind keine Kinder. Für Rosenbauer ist das eine große Fehlplanung. „Es ist ja nicht so, dass wir in Rheydt keine Kinder hätten. Aber die Spielgeräte müssen da hin, wo die Kinder sind.“Zumal die Spielplatten aus Holz vor der Marienkirche ihre besten Tage lange hinter sich haben und der Ort auch für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt ist – was ihn für die Jüngsten der Gesellschaft nicht einladender macht. Auch die Spielgeräte an der Haupt- und Stresemannstraße wirken dort eher vergessen als strategisch sinnvoll platziert, findet Rosenbauer.
Die Stadt sagt dazu, sie habe 2015 im Rahmen der „Sozialen Stadt Rheydt“Spielgeräte am Marienplatz, Am Neumarkt, Marktstraße, Bahnhofsstraße und hinter der Mayerschen Buchhandlung installiert. „Das Spielgerät hinter der Mayerschen haben wir entfernen müssen, weil es nicht so gut angenommen wurde und eher missbraucht wurde“, sagt ein Stadtsprecher. Es wurde zum Förderschulzentrum Süd an der Frankfurter Straße verlegt. Für weitere Spielgeräte in der Innenstadt sieht die Stadt keinen Bedarf.
Rosenbauer sieht das anders, insbesondere die Situation am Marktplatz. „Hier wohnen viele kinderreiche Familien im Umfeld, hier ist das Leben. Aber es gibt keine Möglichkeiten für die Kinder, hier zu spielen“, sagt er. Dabei wäre seiner Meinung nach Platz genug, beispielsweise auf den Wiesen zwischen der Hauptkirche und dem Rathaus. „Ein Klettergerüst wäre gut“, sagt Rosenbauer.
Auf den Wiesen stehen seit 2019 mehrere sogenannte „Enzis“: blaue und gelbe Sitz- und Liegemöglichkeiten. Für die Gestaltung des Marktplatzes sei damals ein Wettbewerb durchgeführt worden, Spielgeräte
wurden an dieser Stelle dabei nicht priorisiert, heißt es von der Stadt.
Zur Situation für Kinder auf dem Marktplatz entgegnet ein Stadtsprecher:
„Der Marktplatz als solcher wird von Kindern und Jugendlichen zudem als „Spielplatz“sehr gut wahrgenommen. Er erfüllt also seinen Zweck, denn der für Veranstaltungen zur Verfügung stehende Raum wird selbstständig und im eigenen Sinn genutzt. Das ist zu begrüßen.“Zumal laut Stadt auch der Brunnen als Spielelement gesehen werden könnte.
An der Situation wird auch der geplante Neubau des Rathauses nichts ändern – zumindest nicht direkt am Marktplatz. Dafür soll in den Räumen der öffentlichen Stadtteilbibliothek ein umfassendes Angebot für Kinder entstehen. Rosenbauer findet das enttäuschend. Für ihn bleibt die Rheydter Innenstadt „kinderunfreundlich.“