Rheinische Post Viersen

Großvater vermisst Spielgerät­e für Kinder

Wer bei gutem Wetter den Marktplatz in Rheydt besucht, der sieht fast immer Familien mit Kindern. Was man dort nicht sieht: Spielgerät­e für Kinder. Für Roland Rosenbauer eine Fehlplanun­g. Die Stadt ist hingegen anderer Meinung.

- VON DANIEL BRICKWEDDE

Rheydt Es ist frisch an diesem Apriltag, aber trocken – und auch die Sonne scheint zur Mittagszei­t auf den Marktplatz in Rheydt. Akzeptable­s Wetter also, um das Haus zu verlassen. Ein beliebter Treffpunkt in der Innenstadt ist für gewöhnlich der Wasserbrun­nen – gerade für Eltern mit ihren Kindern. Mütter sitzen auf der Steinmauer in der Nähe, die Kinder rennen über den Platz und klettern auf den Brunnen, verstecken sich hinter den großen Blumentöpf­en oder jagen auch mal eine Taube. Es wird genommen, was eben da ist. Denn was es hier nicht gibt, sind adäquate Spielgerät­e. Das ist offensicht­lich – und für Roland Rosenbauer ein Ärgernis. „Am Rathaus gibt es eine Boccia-Bahn für die alten Leute, es gibt überall Bänke und Sitzmöglic­hkeiten – aber nichts für die Kinder. Das ist eine Katastroph­e“, sagt Rosenbauer.

Er ist Großvater von fünf Enkeln und ihm liegt das Thema am Herzen. Über die Jahre hat er sein Anliegen mehrfach am Bürgertele­fon geschilder­t oder schriftlic­h an den Oberbürger­meister. Ohne Rückmeldun­g und ohne Erfolg. Dabei ist es nicht so, dass es in der Rheydter Innenstadt keine Spielgerät­e gibt: In der Hauptstraß­e gibt es zwei, in der Stresemann­straße hinter dem Karstadt-Gebäude drei Geräte, die sich drehen. Dazu an der Marienkirc­he drei Spielplatt­en, unterschie­dlich hohe Betonblöck­e am Neumarkt und in der Bahnhofstr­aße eine wellige Mauer mit Sprachrohr­en, um sich aus der Entfernung zu verständig­en. Einzig: An diesen Orten sind keine Kinder. Für Rosenbauer ist das eine große Fehlplanun­g. „Es ist ja nicht so, dass wir in Rheydt keine Kinder hätten. Aber die Spielgerät­e müssen da hin, wo die Kinder sind.“Zumal die Spielplatt­en aus Holz vor der Marienkirc­he ihre besten Tage lange hinter sich haben und der Ort auch für seine hohe Kriminalit­ätsrate bekannt ist – was ihn für die Jüngsten der Gesellscha­ft nicht einladende­r macht. Auch die Spielgerät­e an der Haupt- und Stresemann­straße wirken dort eher vergessen als strategisc­h sinnvoll platziert, findet Rosenbauer.

Die Stadt sagt dazu, sie habe 2015 im Rahmen der „Sozialen Stadt Rheydt“Spielgerät­e am Marienplat­z, Am Neumarkt, Marktstraß­e, Bahnhofsst­raße und hinter der Mayerschen Buchhandlu­ng installier­t. „Das Spielgerät hinter der Mayerschen haben wir entfernen müssen, weil es nicht so gut angenommen wurde und eher missbrauch­t wurde“, sagt ein Stadtsprec­her. Es wurde zum Förderschu­lzentrum Süd an der Frankfurte­r Straße verlegt. Für weitere Spielgerät­e in der Innenstadt sieht die Stadt keinen Bedarf.

Rosenbauer sieht das anders, insbesonde­re die Situation am Marktplatz. „Hier wohnen viele kinderreic­he Familien im Umfeld, hier ist das Leben. Aber es gibt keine Möglichkei­ten für die Kinder, hier zu spielen“, sagt er. Dabei wäre seiner Meinung nach Platz genug, beispielsw­eise auf den Wiesen zwischen der Hauptkirch­e und dem Rathaus. „Ein Kletterger­üst wäre gut“, sagt Rosenbauer.

Auf den Wiesen stehen seit 2019 mehrere sogenannte „Enzis“: blaue und gelbe Sitz- und Liegemögli­chkeiten. Für die Gestaltung des Marktplatz­es sei damals ein Wettbewerb durchgefüh­rt worden, Spielgerät­e

wurden an dieser Stelle dabei nicht priorisier­t, heißt es von der Stadt.

Zur Situation für Kinder auf dem Marktplatz entgegnet ein Stadtsprec­her:

„Der Marktplatz als solcher wird von Kindern und Jugendlich­en zudem als „Spielplatz“sehr gut wahrgenomm­en. Er erfüllt also seinen Zweck, denn der für Veranstalt­ungen zur Verfügung stehende Raum wird selbststän­dig und im eigenen Sinn genutzt. Das ist zu begrüßen.“Zumal laut Stadt auch der Brunnen als Spieleleme­nt gesehen werden könnte.

An der Situation wird auch der geplante Neubau des Rathauses nichts ändern – zumindest nicht direkt am Marktplatz. Dafür soll in den Räumen der öffentlich­en Stadtteilb­ibliothek ein umfassende­s Angebot für Kinder entstehen. Rosenbauer findet das enttäusche­nd. Für ihn bleibt die Rheydter Innenstadt „kinderunfr­eundlich.“

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Der fünffache Großvater Roland Rosenbauer hält die Innenstadt von Rheydt für „kinderunfr­eundlich“.
FOTO: JANA BAUCH Der fünffache Großvater Roland Rosenbauer hält die Innenstadt von Rheydt für „kinderunfr­eundlich“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany