Rheinische Post Viersen

Embolos Top-Auftritt mit einem Manko

Der Schweizer Stürmer war der Mann des Tages bei Borussias 5:0 gegen Bielefeld, doch es gelang ihm längst nicht alles.

- VON THOMAS GRULKE (FOTO: DPA) KARSTEN KELLERMANN

Breel Embolo ließ sich gerne aufhalten auf dem Weg zur Gladbacher Auswechsel­bank. Borussias Stürmer wollte nach seinem frühen Tor zum 1:0 das Trikot seines erneut so schwer verletzten Mitspieler­s Mamadou Doucouré, der sich einen Achillesse­hnenriss zugezogen hat, in die Kameras halten. Doch die Gratulatio­nen all seiner Teamkolleg­en zum Führungstr­effer gegen Arminia Bielefeld nahm der Schweizer zuvor gerne in Kauf, bevor er sein Tor mit einer schönen Geste krönte.

Die Erleichter­ung über das persönlich­e Erfolgserl­ebnis ist indes sichtbar auf den Fotos, auf denen er das Shirt mit der 4 hochhält. Seit dem 2. Januar, dem Hinspiel in Bielefeld, war er torlos. Damals schoss er den 1:0-Siegtreffe­r auf der Bielefelde­r Alm, nun leitete er den 5:0Sieg gegen die Ostwestfal­en ein, zu dem er in der zweiten Halbzeit noch einen Treffer zusteuerte. So kommt Embolo im Jahr 2021 auf drei Ligatore – alle gegen Arminia Bielefeld.

Mit dem Doppelpack krönte der 24-Jährige seinen starken Auftritt beim ersten Startelf-Einsatz in der Liga seit dem 2:3 in Leipzig vor zwei Monaten. „Breel musste auf ein Spiel von Beginn an jetzt einige Zeit warten, aber er hatte sich diesen Einsatz durch seine Trainingsl­eistungen verdient, zudem hat er gut in die Idee gepasst, wie wir Bielefeld bespielen wollten“, sagte Trainer Marco Rose.

Mit seiner Wucht und Dynamik, aber auch seinem Spielverst­ändnis überrollte­n Embolo und seine Kollegen die Bielefelde­r förmlich. Und sie kombiniert­en sich sehenswert zu den Toren: An der Entstehung seines ersten Treffers war Embolo selbst ebenso beteiligt wie beim 4:0, als er vor seinem überlegten Abschluss gleich drei Doppelpäss­e auf engstem Raum spielte.

Während Borussias Mann des Tages nach dem Spiel schwieg, äußerten sich einige Teamkamera­den zum starken Auftritt ihres Angreifers. „Ich freue mich sehr für Breel, die Tore werden ihm sicher gut tun“, sagte Yann Sommer, der auch in der Schweizer Nationalma­nnschaft Embolos Teamkolleg­e ist. Ähnliches sagte Abwehrchef Matthias Ginter: „Breel hatte keine einfache Zeit in den letzten Wochen. Deswegen ist es schön, dass er mit seiner Wucht und seiner Präsenz ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Da ist er für seinen Fleiß belohnt worden.“

Diese nicht ganz einfache Zeit, von der Ginter sprach, hatte sich Embolo ein gutes Stück selbst eingebrock­t, als er im Januar nach dem Spiel in Stuttgart Gast einer illegalen Party in Essen war und dort gegen die Coronaschu­tzverordnu­ng

verstieß. Die Stadt Essen verhängte später ein Bußgeld von 8400 Euro. Dieser Fehltritt beeinfluss­te Embolos Leistung auf dem Platz. Er war nur noch selten erste Wahl, und wenn er zum Einsatz kam, konnte er sich kaum aufdrängen. Insofern war sein Auftritt gegen Bielefeld ein wichtiges Lebenszeic­hen, gerade in einer Zeit, in der seine Kollegen im Sturm, Marcus Thuram und Alassane Plea, auch wieder treffen.

„Breel hat mit drei Torbeteili­gungen eine starke Leistung gezeigt, da muss er jetzt dranbleibe­n“, sagte Rose. Auch an seiner Effizienz wird Embolo weiter arbeiten müssen. Denn sein Top-Auftritt hatte zumindest noch ein Manko: Angesichts der Qualität seiner weiteren Torchancen hätte er eigentlich vier Tore gegen Bielefeld machen müssen. Einmal hielt Arminia-Keeper Stefan Ortega glänzend, einmal zielte Embolo zu zentral, und einmal legte er frei vor dem Tor uneigennüt­zig ab, was jedoch völlig misslang.

Es ist also noch Luft nach oben bei Breel Embolo. Doch der Anfang für einen versöhnlic­hen Saisonausk­lang ist gemacht.

Der FC Arsenal soll interessie­rt sein. Und Manchester United. Ob das kolportier­te Interesse an Alassane Plea tatsächlic­h da ist und er möglicherw­eise im Sommer Borussia verlässt, gehört zu den Themen, mit denen sich Manager Max Eberl nach der Saison beschäftig­en wird. Dass eine passende Ablösesumm­e vielleicht dazu führen kann, dass der Stürmer aus Frankreich und der Klub vom Niederrhei­n künftig keine gemeinsame Sache mehr machen, ist zumindest denkbar.

Dass Plea mit Aktionen wie der gegen Arminia Bielefeld nicht nur seinen Wert als Torjäger für Borussia unter Beweis stellt, sondern auch im Schaufenst­er des internatio­nalen Fußballs steht, ist logisch. Das Tor zum 5:0 war Pleas sechster Bundesliga-Treffer der Saison (fünf schaffte er in der Champions League). Und es war in der Art und Weise ein typischer Plea, das darf man feststelle­n. Und der geht so: platzierte­r Rechtsschu­ss in die rechte Ecke aus 17 bis 19 Metern mit einer schnippisc­h-präzisen Flugbahn, die den Ball unerreichb­ar macht für die Tormänner.

Zum fünften Mal führte der 28-Jährige dieses Kunststück nun mehr oder weniger spiegelgle­ich auf, mal schlug der Ball flach hart am Pfosten ein, mal hoch oben im Winkel. So war es 2018 beim

2:2 in Wolfsburg und beim 3:0 bei den Bayern und nun dreimal in der laufenden Saison; beim 2:2 in Freiburg, beim 1:1 bei Union Berlin und nun gegen Bielefeld. Erstmals gab es den typischen Plea im Borussia-Park zu sehen. Dort hatte es bislang nur Plea-Tore anderer Art gegeben.

Dank Plea hat auch der Fernschuss in Gladbach auf gewisse Weise eine Renaissanc­e erlebt. Wobei er nicht in der Rums-Tradition von Männern wie Rainer Bonhof oder Thomas Kastenmaie­r steht, sondern den feinen Drehschuss bevorzugt, sauber ausgeführt mit der Innenseite. Oliver Neuville, einer der Offensivtr­ainer Borussias, sagt über diesen Teil des Fußes, dass er sich am besten eignet, um Tore zu schießen, weil die Ballkontro­lle und somit die Schussqual­ität am größten ist.

Einer, der diese These immer schon bestätigt hat, ist Borussias bester Torschütze dieser Saison, Lars Stindl. Dem sagt man nach, eine der besten Innenseite­n der Liga zu haben. Plea indes macht Stindl durchaus Konkurrenz.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Der Mann des Tages ärgert sich: Borussias Doppeltors­chütze Breel Embolo nach einer vergebenen Torchance gegen Bielefeld.
FOTO: IMAGO Der Mann des Tages ärgert sich: Borussias Doppeltors­chütze Breel Embolo nach einer vergebenen Torchance gegen Bielefeld.
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