Embolos Top-Auftritt mit einem Manko
Der Schweizer Stürmer war der Mann des Tages bei Borussias 5:0 gegen Bielefeld, doch es gelang ihm längst nicht alles.
Breel Embolo ließ sich gerne aufhalten auf dem Weg zur Gladbacher Auswechselbank. Borussias Stürmer wollte nach seinem frühen Tor zum 1:0 das Trikot seines erneut so schwer verletzten Mitspielers Mamadou Doucouré, der sich einen Achillessehnenriss zugezogen hat, in die Kameras halten. Doch die Gratulationen all seiner Teamkollegen zum Führungstreffer gegen Arminia Bielefeld nahm der Schweizer zuvor gerne in Kauf, bevor er sein Tor mit einer schönen Geste krönte.
Die Erleichterung über das persönliche Erfolgserlebnis ist indes sichtbar auf den Fotos, auf denen er das Shirt mit der 4 hochhält. Seit dem 2. Januar, dem Hinspiel in Bielefeld, war er torlos. Damals schoss er den 1:0-Siegtreffer auf der Bielefelder Alm, nun leitete er den 5:0Sieg gegen die Ostwestfalen ein, zu dem er in der zweiten Halbzeit noch einen Treffer zusteuerte. So kommt Embolo im Jahr 2021 auf drei Ligatore – alle gegen Arminia Bielefeld.
Mit dem Doppelpack krönte der 24-Jährige seinen starken Auftritt beim ersten Startelf-Einsatz in der Liga seit dem 2:3 in Leipzig vor zwei Monaten. „Breel musste auf ein Spiel von Beginn an jetzt einige Zeit warten, aber er hatte sich diesen Einsatz durch seine Trainingsleistungen verdient, zudem hat er gut in die Idee gepasst, wie wir Bielefeld bespielen wollten“, sagte Trainer Marco Rose.
Mit seiner Wucht und Dynamik, aber auch seinem Spielverständnis überrollten Embolo und seine Kollegen die Bielefelder förmlich. Und sie kombinierten sich sehenswert zu den Toren: An der Entstehung seines ersten Treffers war Embolo selbst ebenso beteiligt wie beim 4:0, als er vor seinem überlegten Abschluss gleich drei Doppelpässe auf engstem Raum spielte.
Während Borussias Mann des Tages nach dem Spiel schwieg, äußerten sich einige Teamkameraden zum starken Auftritt ihres Angreifers. „Ich freue mich sehr für Breel, die Tore werden ihm sicher gut tun“, sagte Yann Sommer, der auch in der Schweizer Nationalmannschaft Embolos Teamkollege ist. Ähnliches sagte Abwehrchef Matthias Ginter: „Breel hatte keine einfache Zeit in den letzten Wochen. Deswegen ist es schön, dass er mit seiner Wucht und seiner Präsenz ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Da ist er für seinen Fleiß belohnt worden.“
Diese nicht ganz einfache Zeit, von der Ginter sprach, hatte sich Embolo ein gutes Stück selbst eingebrockt, als er im Januar nach dem Spiel in Stuttgart Gast einer illegalen Party in Essen war und dort gegen die Coronaschutzverordnung
verstieß. Die Stadt Essen verhängte später ein Bußgeld von 8400 Euro. Dieser Fehltritt beeinflusste Embolos Leistung auf dem Platz. Er war nur noch selten erste Wahl, und wenn er zum Einsatz kam, konnte er sich kaum aufdrängen. Insofern war sein Auftritt gegen Bielefeld ein wichtiges Lebenszeichen, gerade in einer Zeit, in der seine Kollegen im Sturm, Marcus Thuram und Alassane Plea, auch wieder treffen.
„Breel hat mit drei Torbeteiligungen eine starke Leistung gezeigt, da muss er jetzt dranbleiben“, sagte Rose. Auch an seiner Effizienz wird Embolo weiter arbeiten müssen. Denn sein Top-Auftritt hatte zumindest noch ein Manko: Angesichts der Qualität seiner weiteren Torchancen hätte er eigentlich vier Tore gegen Bielefeld machen müssen. Einmal hielt Arminia-Keeper Stefan Ortega glänzend, einmal zielte Embolo zu zentral, und einmal legte er frei vor dem Tor uneigennützig ab, was jedoch völlig misslang.
Es ist also noch Luft nach oben bei Breel Embolo. Doch der Anfang für einen versöhnlichen Saisonausklang ist gemacht.
Der FC Arsenal soll interessiert sein. Und Manchester United. Ob das kolportierte Interesse an Alassane Plea tatsächlich da ist und er möglicherweise im Sommer Borussia verlässt, gehört zu den Themen, mit denen sich Manager Max Eberl nach der Saison beschäftigen wird. Dass eine passende Ablösesumme vielleicht dazu führen kann, dass der Stürmer aus Frankreich und der Klub vom Niederrhein künftig keine gemeinsame Sache mehr machen, ist zumindest denkbar.
Dass Plea mit Aktionen wie der gegen Arminia Bielefeld nicht nur seinen Wert als Torjäger für Borussia unter Beweis stellt, sondern auch im Schaufenster des internationalen Fußballs steht, ist logisch. Das Tor zum 5:0 war Pleas sechster Bundesliga-Treffer der Saison (fünf schaffte er in der Champions League). Und es war in der Art und Weise ein typischer Plea, das darf man feststellen. Und der geht so: platzierter Rechtsschuss in die rechte Ecke aus 17 bis 19 Metern mit einer schnippisch-präzisen Flugbahn, die den Ball unerreichbar macht für die Tormänner.
Zum fünften Mal führte der 28-Jährige dieses Kunststück nun mehr oder weniger spiegelgleich auf, mal schlug der Ball flach hart am Pfosten ein, mal hoch oben im Winkel. So war es 2018 beim
2:2 in Wolfsburg und beim 3:0 bei den Bayern und nun dreimal in der laufenden Saison; beim 2:2 in Freiburg, beim 1:1 bei Union Berlin und nun gegen Bielefeld. Erstmals gab es den typischen Plea im Borussia-Park zu sehen. Dort hatte es bislang nur Plea-Tore anderer Art gegeben.
Dank Plea hat auch der Fernschuss in Gladbach auf gewisse Weise eine Renaissance erlebt. Wobei er nicht in der Rums-Tradition von Männern wie Rainer Bonhof oder Thomas Kastenmaier steht, sondern den feinen Drehschuss bevorzugt, sauber ausgeführt mit der Innenseite. Oliver Neuville, einer der Offensivtrainer Borussias, sagt über diesen Teil des Fußes, dass er sich am besten eignet, um Tore zu schießen, weil die Ballkontrolle und somit die Schussqualität am größten ist.
Einer, der diese These immer schon bestätigt hat, ist Borussias bester Torschütze dieser Saison, Lars Stindl. Dem sagt man nach, eine der besten Innenseiten der Liga zu haben. Plea indes macht Stindl durchaus Konkurrenz.