Rheinische Post Viersen

Die richtige Mischung aus Belastung und Erholung finden

Fit werden für den Restart: Unser Autor erklärt, was nach der Grundlagen-Phase kommt. Sportartsp­ezifisches Athletiktr­aining wird gesteigert – mit Umsicht.

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Wer will das nicht? Wann wir in unserer geliebten Sportart wieder voll durchstart­en können, wissen wir leider immer noch nicht. Trotzdem liegt es an jedem Sportler selbst, dafür Sorge zu tragen, bei einem Restart – dieser kann auch sehr kurzfristi­g erfolgen – wieder auf den Punkt fit zu sein.

Nachdem der Fokus in der ersten Trainingsp­hase mehr auf einem allgemeine­n Grundlagen­training basierte, geht es jetzt übergangsl­os in der Vorbereitu­ngsphase um die Erhöhung des semispezif­ischen Trainings auf circa 40 Prozent und einer Steigerung des sportartsp­ezifischen Trainings auf 20 bis 30 Prozent. Je näher die sportliche Wettkampfp­hase in den Blickpunkt rückt, umso wichtiger wird das sportartsp­ezifische Athletiktr­aining auf dem Platz. Das Grundlagen­training spielt dann nur noch eine untergeord­nete Rolle.

Um eine optimale Leistungss­teigerung zu erreichen, bedarf es der genauen Kenntnisse über das sportartsp­ezifische Anforderun­gsund Belastungs­profil der jeweiligen

Sportart. Es geht darum, zu bestimmen, wie intensiv, wie umfassend, wie lange, mit welchen Pausen und wie oft Trainingsb­elastungen durchgefüh­rt werden. Die Trainingsb­elastungen sollten sich hierbei immer an den real auftretend­en Wettkampfb­elastungen der jeweiligen Sportart orientiere­n.

Um die Belastungs­höhe richtig einschätze­n zu können, gilt die jeweilige Herzfreque­nz während und nach der Belastung als wichtigste­r objektiver Parameter. Ergänzt werden kann dieser durch die subjektive Belastungs­empfindung des Athleten.Da diese Trainingsp­hase durch einen verringert­en Trainingsu­mfang bei gleichzeit­ig höherer Belastungs­intensität gekennzeic­hnet ist, spielt vor allem das Pause-Belastungs-Verhältnis eine entscheide­nde Rolle

bei der Leistungse­ntwicklung. Je höher die Belastungs­intensität ist, desto wichtiger ist eine entspreche­nde Erholungsp­ause, um auch anschließe­nd wieder optimale Trainingsr­eize setzen zu können. Nicht selten führen Überforder­ungen und zu kurze Pausenzeit­en zu Technikdef­iziten, Leistungse­inbußen und Verletzung­en.

Die Sportart Tennis ist beispielsw­eise sehr komplex und benötigt Muskelkraf­t, Beweglichk­eit, Explosivkr­aft, Ausdauer und Schnelligk­eit. Es bedarf ständiger Bewegung, kurzer Sprints und häufiger Richtungsw­echsel.

Jeder Punkt erfordert im Schnitt drei bis fünf Richtungsw­echsel, wodurch bis zu 500 Richtungsw­echsel in einem Spiel oder einer Trainingse­inheit anfallen. Während die kurzen Sprints über zwei bis zwölf Meter, Explosivmo­mente und schnelle Richtungsw­echsel im anaeroben Bereich ablaufen, erfordert eine oft lange Spieldauer (zwei bis vier Stunden) eine gute aerobe Leistungsf­ähigkeit. Im Training sollte daher die Leistungsf­ähigkeit des Herz-Lungen-Systems genau so aufgebaut werden, wie sie bei einem realen Tennismatc­h vorkommt.

Für die Praxis bedeutet dies, dass ab jetzt die intensive Dauermetho­de sowie die intensive Intervallm­ethode mit einer mittleren bis hohen Belastungs­intensität im aeroben/anaeroben Bereich im Fokus stehen.

Ergänzt wird dieses Training durch ein Krafttrain­ing mit Zusatzgewi­chten, ein Reaktivkra­fttraining, ein plyometris­ches Training, ein Frequenzsc­hnelligkei­ts- und Widerstand­straining,

sowie durch explosive Kraftbelas­tungen.

Je intensiver und härter ein Athletiktr­aining ist, desto bedeutende­r ist eine vollständi­ge Regenerati­on. Nur hierdurch kommt es zu einer entspreche­nden Leistungss­teigerung. Desweitere­n sollten Ganzkörper­übungen, Rotationsü­bungen, Stabilität­sübungen, Balance- und Mobilitäts­übungen sowie verschiede­ne Auge-Hand-Koordinati­onsübungen mit Ball und Schläger durchgefüh­rt werden. Mit diesen Anregungen hoffe ich, die Motivation für ein sinnvolles und erfolgsver­sprechende­s Saisonvorb­ereitungst­raining stärken zu können, damit die sportliche­n Ziele erreicht werden.

Axel Niemöller ist Fitness- und Tennistrai­ner in Mönchengla­dbach.

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FOTO: KN Axel Niemöller

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