Rheinische Post Viersen

Vorfahrt für Fahrräder oder Traktoren?

Die Verwaltung greift einen Grünen-Antrag auf und will Radfahrern am Bahnradweg Vorfahrt einräumen. Die CDU hält das für sehr gefährlich.

- VON HERIBERT BRINKMANN

NETTETAL Der Auftrag, ein Mobilitäts­konzept für die Stadt Nettetal zu erstellen, ist – endlich – vergeben. Lange wurden Einzelmaßn­ahmen mit Hinweis auf das kommende Mobilitäts­konzept verschoben. Da zum Konzept auch eine Teilhabe der Öffentlich­keit gehört, wird es noch eine Weile dauern, bis Ergebnisse vorgelegt werden können. Deswegen wollte die Verwaltung jetzt einen anderen Weg gehen. Sie schlug vor, Vorwegmaßn­ahmen auf den Weg zu bringen. Da war besonders der Bahnradweg, Teil der Radwegever­bindung Venlo-Krefeld, im Blick. Es geht um die Vorfahrtsr­egelung an den Knotenpunk­ten. Die Grünen hatten in der vorherigen Ratsperiod­e einen Antrag gestellt, die Vorfahrt zugunsten des Radweges abzuändern. Das war auch der Wunsch des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Eigentlich sollten die Mitglieder des Ausschusse­s für Stadtplanu­ng und Mobilität das Thema nur durchwinke­n. Aber aus der „Kenntnisna­hme“wurde nichts, die CDU-Fraktion meldete noch Beratungsb­edarf an. Dazu befragt, meldete der CDU-Fraktionsv­orsitzende Jürgen Boyxen große Bedenken an. An den Kreuzungen von Rad- und Wirtschaft­swegen den Schwächere­n den Vorrang einzuräume­n, sieht er als reine Symbolpoli­tik. In der Praxis würden die Radfahrer, die nicht mehr abbremsen, gefährdet. Bei Autostraße­n gehe das sowieso nicht.

Vor zwei Monaten haben Hartmut Genz aus Tönisvorst und Ralf Heimers aus Breyell, im ADFC Kreis Viersen führend aktiv, in dieser Zeitung den Bahnradweg im Kreis Kleve, der von Kleve Richtung Niederland­e führt, als leuchtende­s Beispiel genannt. Er wurde 2019 gebaut und stellt den neusten Stand der Technik dar. Vor allem räumt er Fahrrädern Vorfahrt ein. Mit Bewegungsm­eldern werden Radfahrer erkannt und eine Ampel der querenden Autostraße auf Rot gestellt. Genz und Heimers waren den Weg in Kleve mehrmals abgefahren und sind begeistert. Ein wichtiges Thema sei für den ADFC auch die Vorfahrt an querenden Wirtschaft­swegen.

Dazu haben die Stadtplanu­ng, die Ordnungsbe­hörde und der Betriebsbe­reich Tiefbau gemeinsam alle Knotenpunk­te des Bahnradweg­es auf dem Gebiet der Stadt Nettetal geprüft. Folgende Knotenpunk­te sind aus Sicht der Verwaltung für eine mögliche Vorwegmaßn­ahme, die Vorfahrt zu ändern, geeignet: NT 29 (Weg auf Bahntrasse/ An der Landwehr): An diesem Knotenpunk­t ist nicht viel querender landwirtsc­haftlicher Verkehr bekannt. NT 31 (Weg auf Bahntrasse/ Abzweigung Richtung Ferienhäus­er Busch): Der den Bahnradweg querende Wirtschaft­sweg dient nur als Anbindung zu einem Landwirt. NT 33 (Weg auf Bahntrasse/ Am Wittsee): An dieser Stelle herrscht ein hohes Radaufkomm­en auf dem Bahnradweg und an dem dortigen Rastplatz. Die Sichtbezie­hung an dem Knotenpunk­t ist nach Meinung der Verwaltung fraglich. Daher seien dort Grünpflege­arbeiten erforderli­ch. Zudem müssten die bisherigen Poller auf dem Bahnradweg entfernt werden. NT 38 (Weg auf Bahntrasse/ Wevelingho­ver Straße): An diesem Knotenpunk­t sei nicht viel querender Autoverkeh­r bekannt. Die Sichtbezie­hung stelle sich hier aber als schwierig dar. Somit müssten zunächst Grünarbeit­en vor einer Änderung der Vorfahrtsr­egel durchgefüh­rt werden.

Die Kosten für die Maßnahmen zur Änderung der Vorfahrtsr­egelung sollen aus den Mitteln der Straßenunt­erhaltung des Nettebetri­ebes entnommen werden. Nach einer groben Kostenschä­tzung geht die Verwaltung von Kosten in Höhe von 60.000 Euro aus.

Eine weitere Vorwegmaßn­ahme wäre die Mitgliedsc­haft im Zukunftsne­tz Mobilität NRW. Die Mitgliedsc­haft für die Stadt Nettetal könnte kurzfristi­g beantragt werden. Die Mitgliedsk­ommunen, die Mobilität zum Zukunftsfa­ktor für ihre Entwicklun­g machen wollten, erhielten vom Netzwerk der vier Verkehrsve­rbünde in NRW Unterstütz­ung in Form erprobter Programme und Konzepte zur erfolgreic­hen Umsetzung geplanter Maßnahmen.

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ARCHIVFOTO: BUSCH Der Bahnradweg in Höhe De Wittsee. Die Politik diskutiert die richtige Förderung des Radverkehr­s.

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