Vorfahrt für Fahrräder oder Traktoren?
Die Verwaltung greift einen Grünen-Antrag auf und will Radfahrern am Bahnradweg Vorfahrt einräumen. Die CDU hält das für sehr gefährlich.
NETTETAL Der Auftrag, ein Mobilitätskonzept für die Stadt Nettetal zu erstellen, ist – endlich – vergeben. Lange wurden Einzelmaßnahmen mit Hinweis auf das kommende Mobilitätskonzept verschoben. Da zum Konzept auch eine Teilhabe der Öffentlichkeit gehört, wird es noch eine Weile dauern, bis Ergebnisse vorgelegt werden können. Deswegen wollte die Verwaltung jetzt einen anderen Weg gehen. Sie schlug vor, Vorwegmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Da war besonders der Bahnradweg, Teil der Radwegeverbindung Venlo-Krefeld, im Blick. Es geht um die Vorfahrtsregelung an den Knotenpunkten. Die Grünen hatten in der vorherigen Ratsperiode einen Antrag gestellt, die Vorfahrt zugunsten des Radweges abzuändern. Das war auch der Wunsch des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).
Eigentlich sollten die Mitglieder des Ausschusses für Stadtplanung und Mobilität das Thema nur durchwinken. Aber aus der „Kenntnisnahme“wurde nichts, die CDU-Fraktion meldete noch Beratungsbedarf an. Dazu befragt, meldete der CDU-Fraktionsvorsitzende Jürgen Boyxen große Bedenken an. An den Kreuzungen von Rad- und Wirtschaftswegen den Schwächeren den Vorrang einzuräumen, sieht er als reine Symbolpolitik. In der Praxis würden die Radfahrer, die nicht mehr abbremsen, gefährdet. Bei Autostraßen gehe das sowieso nicht.
Vor zwei Monaten haben Hartmut Genz aus Tönisvorst und Ralf Heimers aus Breyell, im ADFC Kreis Viersen führend aktiv, in dieser Zeitung den Bahnradweg im Kreis Kleve, der von Kleve Richtung Niederlande führt, als leuchtendes Beispiel genannt. Er wurde 2019 gebaut und stellt den neusten Stand der Technik dar. Vor allem räumt er Fahrrädern Vorfahrt ein. Mit Bewegungsmeldern werden Radfahrer erkannt und eine Ampel der querenden Autostraße auf Rot gestellt. Genz und Heimers waren den Weg in Kleve mehrmals abgefahren und sind begeistert. Ein wichtiges Thema sei für den ADFC auch die Vorfahrt an querenden Wirtschaftswegen.
Dazu haben die Stadtplanung, die Ordnungsbehörde und der Betriebsbereich Tiefbau gemeinsam alle Knotenpunkte des Bahnradweges auf dem Gebiet der Stadt Nettetal geprüft. Folgende Knotenpunkte sind aus Sicht der Verwaltung für eine mögliche Vorwegmaßnahme, die Vorfahrt zu ändern, geeignet: NT 29 (Weg auf Bahntrasse/ An der Landwehr): An diesem Knotenpunkt ist nicht viel querender landwirtschaftlicher Verkehr bekannt. NT 31 (Weg auf Bahntrasse/ Abzweigung Richtung Ferienhäuser Busch): Der den Bahnradweg querende Wirtschaftsweg dient nur als Anbindung zu einem Landwirt. NT 33 (Weg auf Bahntrasse/ Am Wittsee): An dieser Stelle herrscht ein hohes Radaufkommen auf dem Bahnradweg und an dem dortigen Rastplatz. Die Sichtbeziehung an dem Knotenpunkt ist nach Meinung der Verwaltung fraglich. Daher seien dort Grünpflegearbeiten erforderlich. Zudem müssten die bisherigen Poller auf dem Bahnradweg entfernt werden. NT 38 (Weg auf Bahntrasse/ Wevelinghover Straße): An diesem Knotenpunkt sei nicht viel querender Autoverkehr bekannt. Die Sichtbeziehung stelle sich hier aber als schwierig dar. Somit müssten zunächst Grünarbeiten vor einer Änderung der Vorfahrtsregel durchgeführt werden.
Die Kosten für die Maßnahmen zur Änderung der Vorfahrtsregelung sollen aus den Mitteln der Straßenunterhaltung des Nettebetriebes entnommen werden. Nach einer groben Kostenschätzung geht die Verwaltung von Kosten in Höhe von 60.000 Euro aus.
Eine weitere Vorwegmaßnahme wäre die Mitgliedschaft im Zukunftsnetz Mobilität NRW. Die Mitgliedschaft für die Stadt Nettetal könnte kurzfristig beantragt werden. Die Mitgliedskommunen, die Mobilität zum Zukunftsfaktor für ihre Entwicklung machen wollten, erhielten vom Netzwerk der vier Verkehrsverbünde in NRW Unterstützung in Form erprobter Programme und Konzepte zur erfolgreichen Umsetzung geplanter Maßnahmen.