Aline Rotter-Focken gewinnt EM-Bronze
Die Krefelder Ringerin überzeugte bei den Titelkämpfen im polnischen Warschau und verpasste das Finale nur sehr knapp. Im Spätsommer will die 29-Jährige bei den Olympischen Spielen in Tokio endlich eine Medaille gewinnen.
Die Krefelder Weltklasse-Ringerin Aline Rotter-Focken hat in ihrer letzten Europameisterschaft eine Bronzemedaille gewonnen. Nach den Olympischen Spielen in Tokio im Spätsommer möchte die sympathische 29-Jährige ihre Karriere beenden. Den dritten Platz sieht sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Einerseits ist eine Medaille immer etwas Besonderes. Andererseits waren es meine letzten Europameisterschaften und ich wollte in meiner Karriere mindestens einmal den Titel gewinnen. Das ist mir nun nur ganz knapp verwehrt geblieben“, sagt die Weltmeisterin von 2014.
Wie haarscharf sie an der Chance auf den begehrten Titel vorbei schrammte zeigt das Zustandekommen: Der Kampf, den sie am Ende verlor, brachte lange keine technische Wertung, sondern nur solche für Inaktivität. 1:2 lag Rotter-Focken zurück, als sie eine Wertung für zwei Punkte erzielte und sich als Siegerin wähnte. Die Schiedsrichter entschieden aber nach Videobeweis darauf, dass die Punkte weniger als eine halbe Sekunde nach Kampfende erzielt worden seien.
„Das war natürlich bitter“, sagt sie, ist aber dennoch mit ihrem Auftritt zufrieden. „Ich habe insgesamt eine gute Leistung abgerufen und war absolut konkurrenzfähig. Hätte ich diese Wertung ein paar Zehntel eher erzielt, dann wäre ich dem Titel sehr nah gewesen“, bilanziert sie. Das Turnier jedenfalls steigert ihre Zuversicht vor dem absoluten Saisonhöhepunkt, den olympischen Spielen in Tokio noch einmal. „Ich bin in wirklich guter Form und fahre voller Zuversicht nach Tokio“, sagt Rotter-Focken, die sich in Japan ihren letzten großen sportlichen Traum erfüllen will. Eine Medaille bei olympischen Spielen fehlt nämlich noch in ihrer beeindruckenden Sammlung mit insgesamt acht mal internationalem Edelmetall bei den Senioren und 13 Mal Podestplätzen inklusive der Junioren. Olympia bleibt ihr großer Traum. „Im Ringen gehört auch immer Glück in der Auslosung dazu, weit zu kommen. Auch die Form muss natürlich auf den Punkt stimmen“, erläutert die aus Germania Krefeld hervorgegangene Top-Athletin.
Nun ordnet sie dem Ziel olympisches Edelmetall noch einmal alles unter. Die Trainingspause zur Regeneration nach dem Wettkampf könnte diesmal auch etwas kürzer ausfallen, als normal. „Ich sehe längst nicht so zerschunden aus wie sonst. Normalerweise vermuten viele Menschen in Geschäften, ich sei
Opfer häuslicher Gewalt. Diesmal ist das nicht so“, sagt die hübsche Ehefrau von Jan Rotter, auch er ein Spitzenringer, lachend.
Auch wenn der europäische Traum am Wochenende endete, auf dem Weg zum ganz großen Ziel, möglicherweise gar dem Titel der Olympiasiegerin zum Karriere-Abschluss, soll das nur eine Etappe für Aline Rotter-Focken sein.