Die „Republik Freies Wendland“
Sie blieben 33 Tage, lebten in Hütten und gründeten eine basisdemokratische
Gemeinschaft, die sie selbst als
Staat bezeichneten. Am 3. Mai 1980 besetzten Tausende Atomkraftgegner im Wald bei Gorleben das Gelände der geplanten Tiefbohrstelle 1004. Eigentlich sollten an dieser Stelle bald Bohrungen durchgeführt werden, um die Eignung des Salzstocks Gorleben als künftiges Endlager für Atommüll zu prüfen. Stattdessen marschierten nun Demonstranten durch den Wald und besetzten die gerodete Fläche. Sie riefen einen eigenen Staat aus, die „Republik Freies Wendland“. Ein einfacher Baumstamm markierte die Grenze zur Bundesrepublik. In den folgenden viereinhalb Wochen entstanden rund 100 Hütten, die sich um einen runden Platz im Zentrum gruppierten. Etwa 500 Demonstranten lebten dauerhaft in dem Dorf, an den Wochenenden kamen Tausende Besucher. Wer die „Republik“unterstützen wollte, konnte sich für zehn Euro einen „Wendenpass“ausstellen lassen. Einer der prominentesten Gäste: der damalige Juso-Chef und spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder, der gleich mit einer ganzen Delegation von Juso-Mitgliedern angereist war. Die Aktion gilt heute als einer der Höhepunkte der Anti-AKW-Bewegung. Nach gut einem Monat endete die Besetzung. Anfang Juni 1980 wurde der Platz durch Polizisten und Angehörige des Bundesgrenzschutzes geräumt. Die Demonstranten leisteten passiven Widerstand und weigerten sich, ihren „Dorfplatz“zu verlassen. Bis heute ist das grüne Wappen, das die Gründer der „Republik Freies Wendland“verwendet hatten, ein Symbol des Widerstands gegen die Atomkraft.