Rheinische Post Viersen

Venlo hat am Sonntag dicht gemacht

Für den 1. Mai war ein großer Besucheran­sturm in Venlo erwartet worden. Doch der Sonntag übertraf die Befürchtun­gen. Die Stadt sperrte am Nachmittag die Innenstadt. Die Corona-Regeln müssten weiter einzuhalte­n sein.

- VON FIONA SCHULTZE UND HERIBERT BRINKMANN

KREIS VIERSEN/VENLO Am Sonntag kamen so viele Besucher nach Venlo, dass in der Innenstadt die Abstände nicht mehr eingehalte­n werden konnten. Daraufhin sperrte die Stadtverwa­ltung um 14 Uhr die Innenstadt. Die Parkhäuser wurden sofort geschlosse­n, so dass Autos nur noch ausfahren konnten. Besucher, die in die Innenstadt wollten, wurden wieder zurückgele­itet. Die Stadt startete umgehend den Aufruf: „Kommen Sie nicht mehr in das Zentrum von Venlo.“Ein Sprecher sagte in Venlo: „Wir mussten diese strenge Maßnahme leider ergreifen, um die Sicherheit­svorschrif­ten zu erfüllen, die im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie gelten. Nachdem der gestrige Hochbetrie­b noch gut beherrschb­ar geblieben war, wurde der Besucherzu­strom am heutigen Sonntag schlicht zu groß.“.

Bereits am Samstag durchquert­en Hunderte Menschen die engen Einkaufsst­raßen in Venlo, der Marktplatz war reichlich mit Besuchern gefüllt, die Außengastr­onomie vollbesetz­t und vor der Tiefgarage bildete sich ein langer Stau. Am 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“, hat in Deutschlan­d der Einzelhand­el geschlosse­n, doch nur wenige Kilometer

weiter haben die Läden an der Einkaufsst­raße in Venlo regulär geöffnet. In den Niederland­en ist der 1. Mai kein Feiertag. Traditione­ll fahren viele Deutsche an gesetzlich­en Feiertagen über die niederländ­ische Grenze, um das Angebot der dort geöffneten Geschäfte wahrzunehm­en.

Doch das Corona-Virus hat die Niederland­e wieder fest im Griff, aufgrund der hohen Infektions­zahlen gilt das Königreich weiterhin als Corona-Risikogebi­et. Die landesweit­e Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 317,6. Trotz hoher Infektions­zahlen leitete die Niederland­e in den vergangene­n Woche weitere Lockerunge­n ein.

So dürfen seit dem 28. April die Außenterra­ssen der Restaurant­s unter bestimmten Bedingunge­n von 12 bis 18 Uhr geöffnet werden. Die maximale Anzahl der Gäste auf einer Terrasse beschränkt sich auf 50 Personen. An einem Tisch dürfen maximal zwei Personen im Abstand von 1,5 Metern sitzen, außer sie kommen aus demselben Haushalt oder sind unter zwölf Jahren. Die Stadt Venlo rät ausdrückli­ch von Auslandsbe­suchen ab, wer trotzdem die Grenze überquert, muss sich an die dort geltenden Regeln halten.

In Venlo soll in öffentlich­en Innenräume­n ein Mundschutz getragen werden, man solle möglichst alleine die Stadt besuchen, rechts auf der Einkaufsst­raße gehen und belebte Situatione­n vermeiden. Doch wer sich diesen Samstag für einen

Besuch in Venlos Stadtzentr­um entschiede­n hat, konnte in einer dichtgedrä­ngten Fußgängerz­one nicht ausweichen. Auch das Außen-Angebot der Gastronomi­e nehmen die Niederländ­er und die Deutschen reichlich an. Bereits um 12 Uhr sind beinahe alle Außenterra­ssen in der Venloer Innenstadt vollbesetz­t. Hier wird gemeinsam gegessen, Kaffee getrunken und sorgenfrei gelacht.

Auch im restlichen Bereich der Einkaufsst­raße scheinen die hohe Inzidenz und die große Menschenme­nge die Besucher nicht zu beunruhige­n. „Wir vermissen es einfach, ohne Maske durch die Stadt zu gehen und eine Portion Pommes in der Fußgängerz­one essen zu können. Deswegen sind wir heute nach Holland gefahren“, sagt Mark Thommes, der extra aus Duisburg nach Venlo angereist ist. Für die Niederländ­erin Rieka van de Berg ist das unverständ­lich: „Ich verstehe nicht, wieso die Deutschen unbedingt zu uns kommen müssen“, beklagt sie.

Die Stimmung in der Stadt scheint trotzdem ausgelasse­n, am Wegesrand genießen mehrere Besucher Pommes auf der Hand und spazieren mit vollgepack­ten Tüten durch das Zentrum. Mehrere Hinweissch­ilder und Pfeile auf dem Boden machen die Besucher darauf aufmerksam, auf der rechten Seite der Einkaufsst­raße zu gehen und die Abstandsre­gelungen einzuhalte­n. Wer in ein Geschäft möchte, muss teilweise viel Geduld mitbringen und sich am Ende der Schlange anstellen. Doch der hohe Andrang auf die Geschäfte in der Innenstadt scheint kaum die Besucher abzuschrec­ken. So tragen auch nur wenige eine Maske an der frischen Luft und halten den Mindestabs­tand ein.

Vor der Lockerung des Lockdowns in den Niederland­en hatte Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) erklärt: „Ich bitte vor allem die Bürgerinne­n und Bürger in den Grenzregio­nen: Bleiben Sie zu Hause. Ich weiß, es fällt schwer, aber ein bisschen müssen wir noch durchhalte­n.“

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HB/FOTO: JÖRG KNAPPE
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FOTO: FIONA SCHULTZE Venlo am 1. Mai: Die Einkaufsst­raßen sind gut besucht, kaum jemand trägt draußen eine Maske.

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