Kempen will Handyparken testen
In Kempen sollen Autofahrer bald auch per Smartphone Parkgebühren zahlen können. Die einjährige Testphase soll im Sommer starten.
KEMPEN Die mühselige Suche nach Münzen für den Parkscheinautomaten soll in Kempen bald ein Ende haben. Die Stadt will Autofahrern die Möglichkeit geben, künftig auch über eine Smartphone-App Parkgebühren zu entrichten. Praktisch: Wer unterwegs feststellt, dass die Parkzeit gleich abläuft, er aber noch etwas zu erledigen hat, kann dann vom Handy aus nachzahlen und muss nicht, wie jetzt, zum Parkplatz laufen und einen neuen Parkschein ziehen.
Wie Kempens Kämmerer und Beigeordneter Jörg Geulmann in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Ordnung und Rettungswesen mitteilte, ist zunächst eine Testphase von einem Jahr geplant, die für die Stadt kostenfrei ist. Im Laufe des Testjahres will die Stadt sehen, ob das Angebot angenommen wird. Sollte Kempen das Handyparken danach fortsetzen, würde der Anbieter der App ein Entgelt erhalten.
Wirtschaftsförderer Stefan von Laguna hatte die Idee mit dem Handyparken aufgebracht. Vor einigen Jahren schon hatte die Stadt auf dem Viehmarkt getestet, ob Autofahrer Parkgebühren auch per Smartphone zahlen würden, dabei aber festgestellt, dass der Zuspruch gering war. Seither hat die Smartphone-Nutzung deutlich zugenommen – auch corona-bedingt. Einen erneuten Anlauf hält von Laguna deshalb für sinnvoll: „Das ist eine zeitgemäße Alternative und ein guter Service für unsere Bürer und Unternehmen“, sagt der Wirtschaftsförderer. Zudem sei das Bezahlen per Smartphone für den Bürger nicht teurer als das Bezahlen mit Münzgeld. Noch ist das Projekt in der Bearbeitung, doch von Laguna hofft, dass noch vor den Sommerferien das Handyparken auf allen bezahlpflichtigen Parkplätzen in Kempen möglich sein wird. Die Bezahlung mit Münzen wird aber weiterhin möglich sein.
Ingesamt gibt es in der Stadt innerhalb der Ringstraßen über 700 oberirdische Stellplätze. 550 davon sind montags bis freitags zwischen 9 und 18 Uhr gebührenpflichtig, eine halbe Stunde kostet 50 Cent. Samstags müssen Autofahrer eine Parkscheibe einlegen. Am beliebtesten sind die Parkplätze am Viehmarkt (P8), hinter der Volksbank (P10), an der Burg (P9) und am Donkwall (P5) – diese vier Plätze bringen nach Auskunft von Kämmerer Geulmann das meiste Geld in die Stadtkasse. Insgesamt nahm die Stadt 2019 durch Parkgebühren 371.000
Euro ein. Das Ergebnis für 2020 steht noch aus, für 2021 rechnet die Kämmerei mit 350.000 Euro durch Parkgebühren. Weitere Einnahmen erhält die Stadt durch Bußgelder, die auf den Parkplätzen anfallen – etwa weil man keinen Parkschein zieht oder eine Parkscheibe einlegt, obwohl ein Parkscheinautomat da ist, oder weil man die Parkzeit überzieht. Wer entsprechend gegen die Bestimmungen verstößt, muss mit einem Verwarngeld rechnen. 2019 nahm die Stadt durch diese „Knöllchen“insgesamt 164.000 Euro ein. Für 2020 liegt noch kein Ergebnis vor, für 2021 rechnet die Kämmerei mit Einnahmen in Höhe von 200.000 Euro. „Der Außendienst wurde neu strukturiert, die Präsenz draußen erhöht“, erklärt Geulmann. „Wir nehmen deshalb an, dass auch mehr Parkverstöße kontrolliert werden.“
Mit den Parkgebühren will die Stadt künftig noch mehr einnehmen: Im März beschloss der Rat mit Blick auf die Haushaltslage, die Gebühren um 50 Cent pro Stunde zu erhöhen. Statt bislang einem Euro pro Stunde zahlt der Autofahrer dann also 1,50 Euro. Außerdem soll samstags die Parkscheibe nicht mehr reichen, zwischen 9 und 16 Uhr sollen auch Parkgebühren fällig werden. Die Erhöhung um 50 Cent und die Gebührenpflicht für samstags greift ab Januar 2022. Die Kämmerei rechnet damit, dass mit der Erhöhung der Gebühren 264.500 Euro mehr in der Stadtkasse landen.
Nachdem kürzlich auf dem Viehmarkt ein weiterer, neuer Parkscheinautomat aufgestellt wurde, sollen weitere folgen. Ein bis zwei Automaten will die Stadt jährlich gegen ein neueres Modell (Kosten: 6000 Euro) austauschen. Die Mittel dafür sind schon eingeplant.