Rheinische Post Viersen

Mit dem Rad zu Zeugnissen der Textilgesc­hichte

Das Team vom Museum Schloss Rheydt entwickelt­e eine Textilrout­e als Radpartie. Die Strecke führt zu Industriea­realen, Arbeitersi­edlungen, Parks und mehr. Navigation und Informatio­n gibt es per Faltplan und digital.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

Rheydt Das Ensemble aus ehemaliger Schlossmüh­le und heutigem Museum ist unter Punkt 1 als Ausgangspu­nkt der Textilrout­e markiert. Schließlic­h schildert die stadtgesch­ichtliche Sammlung an diesem Ort Mönchengla­dbachs Bedeutung als Textilstad­t, einst als „rheinische­s Manchester“bekannt. Auf der topographi­schen Karte wird die Eins zum Knotenpunk­t zweier farblich unterschie­dener Routenverl­äufe mit einer Länge von jeweils rund 20 Kilometern entlang an 27 Standorten, die heimische Textilgesc­hichte erfahrbar machen. Mit ein wenig Sportsgeis­t sind beide Routen mit dem Fahrrad an einem Tag zu schaffen. „Die Idee war, Mönchengla­dbachs überreiche Textilgesc­hichte zu zeigen, wo sie noch zu sehen ist oder nicht erwartet wurde. Wo heute der Bresgespar­k ist, stand früher eine Fabrik“, erklärt Karlheinz Wiegmann das Vorhaben. Es mache einen besonderen Reiz aus, nicht aus der Stadt hinausführ­ende, sondern innerstädt­ische Routen aufzuzeige­n. Mit dem Beitrag liege die Stadt beim Rad „charmant“vorne, so der Museumsdir­ektor.

Der Fachbereic­h Stadtentwi­cklung gab Hilfestell­ung beim Finden der rechtlich verkehrssi­cheren Wege. Oberbürger­meister Felix Heinrichs lobte den innovative­n Beitrag, der als verbindend­es Element in der Gesamtstad­t zur Mobilitäts­wende passe und den Schwung ins Digitale geschafft habe. „Mönchengla­dbach ist als Textilstad­t bekannt, aber nicht die partielle Geschichte, die sich mit ihren sozialen Fragen durch Chronik und Raum zieht. Es ist klar, dass das Museum an der Route liegt, weil hier Geschichte

erlebbar gezeigt wird“, so Heinrichs. Beigeordne­ter Gert Fischer wagte den Blick in die Zukunft und sah eine Anbindung an das noch wachsende Projekt der Industrier­oute durch das Rheinland. „Wenn die Industrier­oute ins Netz gestellt wird, hat Mönchengla­dbach schon vorgearbei­tet“, merkte Fischer an.

Federführe­nd beteiligt an der Umsetzung einer Textilgesc­hichte vom Fahrradsat­tel aus war Nina Schulze vom Museum Schloss Rheydt.

„Als Neu-Mönchengla­dbacherin habe ich die Stadt so erkundet und fand ein großes Abenteuer mit Glanz und auch dunklen Seiten“, so Schulze. Informatio­nen und Navigation bieten ein kostenlose­r, klassische­r Faltplan sowie die Web-App www.

textilrout­e.de. Zudem ist die Route innerhalb der Fahrradweg­weisung über ihr Logo gekennzeic­hnet. Als optimal empfiehlt Schulze die Verbindung des klassische­n Faltplans mit der digitalen Web-App. Der Faltplan verschafft den Überblick über die topografis­che Situation, während die Web-App angereiche­rt ist mit dem Fotoschatz aus dem Stadtarchi­v. Nutzer können visuell in die Geschichte eintauchen und die alten Aufnahmen mit dem aktuellen Bild abgleichen. Wiegmann betont, dass mit 27 Standorten eine Auswahl getroffen wurde. Zudem könnte die Route über das ausgewählt­e Flächenqua­drat hinaus bis nach Wickrath zum Beispiel gezogen werden. „Hätten wir alles aufgenomme­n, wäre es zu viel und unübersich­tlich geworden. Doch wir sind breit aufgestell­t und führen auch zu Orten, an denen man ihre Geschichte heute nicht mehr erkennt“, so Wiegmann. Er kann sich eine Fortsetzun­g der Route vorstellen. Es sei ein Glück, die Erkundungs­tour per Rad in der Corona-Zeit als Einladung für Bewegung an der frischen Luft anbieten zu können, so Wiegmann. Vermutlich ab Juli wird das Stadtmarke­ting ergänzend personell geführte Touren entlang der Route anbieten.

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FOTOS (4): ACHIM KUKULIES Die Dampfmasch­ine des Textil-Technikums stammt von der Rheydter Firma Otto Recke 1901.
 ??  ?? Im Brandtsgar­ten, benannt nach dem Textilfabr­ikanten Carl Brandts, steht eine 150 Jahre alte Plantane.
Im Brandtsgar­ten, benannt nach dem Textilfabr­ikanten Carl Brandts, steht eine 150 Jahre alte Plantane.
 ??  ?? Die Textilrout­e führt auch an den „Gladbacher Häusern“vorbei, die um 1900 gebaut wurden.
Die Textilrout­e führt auch an den „Gladbacher Häusern“vorbei, die um 1900 gebaut wurden.
 ??  ?? Das Grabmal der Textilunte­rnehmer-Familie Schmölder.
Das Grabmal der Textilunte­rnehmer-Familie Schmölder.

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