Ein 43,5-Meter-Schal für St. Cornelius
Im Juni wird der Turm zum Kirchenjubiläum mit einem Schal umwickelt. Das Projekt ist eine Gemeinschaftsaktion.
DÜLKEN Auf mehreren zusammengeschobenen Tischen im Dülkener Kinder- und Jugendzentrum Alo türmen sich 145 Strickstücke in unterschiedlichen Farben. Mal sind sie unifarben, mal bunt gestrickt und es gibt sogar eines mit den eingestrickten Buchstaben A, L und O. So verschieden die Stücke auch sind, eins haben sie alle gemeinsam. Sie sind jeweils 60 Zentimeter lang und 60 Zentimeter breit. Sie alle zusammen sollen zudem ein Ganzes ergeben und daher rattern die Nähmaschinen im Alo derzeit kräftig.
Bettina Passon, Einrichtungsleiterin vom Alo der Pfarrgemeinde St. Cornelius und Peter, sowie Martina Beinhoff-Wolters vom GDG-Rat der Pfarre nähen die einzelnen gestrickten Stücke zusammen. „Wir legen sie doppelt, sodass sich eine Breite von 1,20 Meter ergibt. Dabei nähen wir jeweils zehn Stück aneinander. Aktuell erreichen wir damit eine Schallänge von 43,5 Meter“, informiert Passon. Alle auf einmal zusammennähen, geht nicht – da das Gesamtwerk noch transportiert und installiert werden muss. „Das wird zu schwer und schließlich müssen wir damit auf den Kirchturm von St. Cornelius rauf. Allein die zehn zusammengenähten Stücke bringen zusammen 1,2 Kilogramm auf die Waage“, sagt Beinhoff-Wolters.
Die Dülkener Pfarrkirche erhält am 12. Juni diesen ganz besonderen Schmuck, an dem viele Bürger mitgearbeitet haben. Passend zum 150-jährigen Bestehen der heutigen Pfarrkirche bekommt der Kirchturm unter dem Motto „Dülken wird bunter“zum Auftakt der Jubiläums-Festwoche einen Schal umgehangen.
Die Grundidee, der Kirche einen Schal zu stricken, liegt schon über 20 Jahre zurück. Passon, die damals bereits als Jugendleiterin für das Alo im Einsatz war, wollte der Dülkener Kirche einen langen Schal stricken, bei dem generationsübergreifend gearbeitet werden sollte. Der Plan war es, danach die einzelnen Stücke für einen guten Zweck zu verkaufen. Doch seinerzeit setzte sich die Idee nicht durch. Das änderte sich jetzt mit dem Jubiläum. Passons Idee, die all die Jahre in der Schublade geschlummert hatte, wurde aufgenommen und in die Tat umgesetzt.
Vor zwei Monaten gab es so einen Aufruf an die Bürger mit der Bitte, zu den Stricknadeln zu greifen und Stücke in der besagten Größe von 60 Mal 60 Zentimetern zu stricken und zwar kraus rechts. Es handelt sich dabei um ein einfaches, aber stabiles Strickmuster. Und Aushalten muss der Schal an seinem Bestimmungsort in luftiger Höhe einiges.
Laura Schütz, eine Mitarbeiterin vom Alo, gestaltete ein phantastisches Plakat für die Aktion, in dem um die Strickstücke als auch um
Wollspenden gebeten wurde. „Die Resonanz war gigantisch. Die Leute spendeten Wolle als auch Geld für Wolle und begannen selber zu stricken. Bei uns im Alo, in der Pfarre und im Dülken Büro wurden am laufenden Meter fertige Strickstücke abgegeben“, berichtet Passon.
Oftmals waren bei den Schalstücken Karten angehängt, in denen viel Glück gewünscht wurde und man sich für die tolle Aktion bedankte. 145 Stücke liegen aktuell vor und es werden immer noch mehr. Angenommen wird noch bis kurz vor dem eigentlichen Umhüllen des Kirchturmes. Je mehr, je besser. „Wir kommen jetzt schon einmal rund, aber wir legen gerne auch
doppelt oder machen eine Schleife“, sagt Passon.
Alle Strickstücke werden samt Nähmaschine zur Kirche transportiert. „Im Kirchturm werden wir dann die großen, bereits zusammengenähten Zehnerstücke aneinandernähen“, sagt Beinhoff-Wolters. Gab es zunächst Überlegungen, den Schal mit Hilfe der Feuerwehr und Baumkletterern um den Kirchturm zu schlingen, so sieht die Lösung für die Montage dank der Fenster im Kirchturm viel einfacher aus. Die Pfadfinder Dülken, die auch ansonsten die Fahnen am Kirchturm aufhängen, werden durch die Kirchturmfenster den Schal anbringen. „Wir möchten mit dieser Aktion
zeigen, dass Kirche vielfältig und bunt ist. Kirche bedeutet mehr als nur Gottesdienste“, sagt Pfarrer Jan Nienkerke, der sich schon sehr auf die Schalanbringung freut. „Alle Menschen sind eingeladen, an den Angeboten von Kirche und Gemeindeleben teilzunehmen. Mich persönlich freut es sehr, dass die Schalaktion so gut angenommen wird und die Bürger generations- und konfessionsübergreifend mitmachen“, ergänzt er.
Damit erhält der Kirchturm, der ein Dülkener Wahrzeichen und schon von weitem sichtbar ist, einen Hingucker, der für die Kirchengemeinde und ihre offene Haltung spricht.