So funktioniert der Corona-Schnelltest
Das Schnelltestzentrum am Grefrather Markt kommt bei der Bevölkerung an. Innerhalb kürzester Zeit wurden mehr als 1000 Test vorgenommen, bislang alle mit negativem Ergebnis. Wie solch ein Test abläuft.
GREFRATH Gleich treffe ich mich zu einem beruflichen Gespräch. Ja, ein Schnelltest wäre wünschenswert, hatte man mir im Vorfeld mitgeteilt. Kein Problem, denke ich mir, und mir fällt ein, dass es eine Teststation am Grefrather Markt, in der Gaststätte „Zum Fürsten Blücher“, gibt. Ich wähle die 0178 8960324, und habe sofort Volker Krutzki, den Wirt des Fürsten Blücher, am Apparat. Vielleicht nenne ich es Glück, aber ein Termin vor meinem Termin ist tatsächlich frei. Das passt wie die Faust aufs Auge, ich freue mich. Volker Krutzki fragt mich nach Namen und Telefonnummer, das war’s auch schon: Mittwoch, 16.45 Uhr.
Ich bin eher vorsichtig und fahre sehr rechtzeitig los. Bloß nicht zu spät kommen, nur, weil ich keinen Parkplatz finde. Aber auch das klappt nach einigem Rangieren. Die Umstraße hat ein Plätzchen für mich reserviert. Vor dem Fürsten Blücher stehen unter einem Sonnenschirm einige Menschen mit Mundschutz. Bedeutet das, dass ich lange warten muss? Steigt etwa mein Blutdruck? „Warten Sie auf …?“– „Nein, nein.“Also, Hände desinfiziert und hereinspaziert in die gemütliche Stube, wo in der guten, alten Zeit noch ein frisch Gezapftes bestellt werden konnte.
Volker Krutzki sitzt hinter einer großen Plexiglasscheibe und telefoniert. Mit der Hand deutet er auf einen der Stühle. Ich setze mich. „Nein, du musst dir keine Sorgen machen, bisher haben wir noch jedes Stäbchen wieder aus der Nase herausbekommen“, sagt er. Offensichtlich kennt er den noch zögernden Anrufer. „Komm, einfach vorbei, wir machen das schon.“Ich gebe meinen Ausweis ab, Name und Termin werden abgeglichen. Dann desinfiziert er meinen Ausweis und reicht ihn mir unter der Scheibe wieder zurück. „Dahinten rechts geht’s weiter.“
Ich komme in einen Nebenraum, sehe mehrere Kabinen. Der junge Mann, ausgestattet mit kompletter Schutzgarnitur, weist mir einen Stuhl zu. „Haben Sie schon einmal einen Test gemacht?“Ich nicke. Und dann geht es ganz schnell: Mundschutz unters Kinn geschoben, das Stäbchen ins rechte Nasenloch, gerührt, bis es kitzelt, noch einmal gerührt. „So, das war’s auch schon.“Clundgene Covid-19 Antigen Rapid Test. Aha! In rund 15 Minuten wird mein Ergebnis feststehen. Ein wenig Unruhe spüre ich schon, obwohl … es wird schon gut gehen.
Pascal Dülks, beim Rettungsdienst in Kempen tätig, und Volker Krutzki laden seit dem 26. April zum Schnelltest ein. Schon am 5. Mai wurde der 1000. Besucher gezählt. „Überwiegend kommen Bürgerinnen und Bürger im mittleren und hohen Alter zu uns, und fast ausnahmslos aus Grefrath“, berichtet
Pascal Dülks.
Der Besucher als Mülheim und einige aus den Nachbarkommunen seien wohl eher als Ausreißer zu werten. 1600 Tests hatte Pascal Dülks im Vorfeld bestellt, hatte seine Kollegen angesprochen, ob sie ihn beim Testen unterstützen könnten. „Ich vertraue nur auf geschultes Fachpersonal“, sagt Dülks, einen Schnelllehrgang für Ungeübte gebe es bei ihm nicht.
Seit dem 23. April, als die ersten Termine vereinbart werden konnten, klingelt zur Zeit unaufhörlich das Telefon. „Es gab Tage, da habe ich 370 Anrufe in Abwesenheit gezählt. Wir sind gar nicht mehr hinterhergekommen“, sagt Dülks. Aber es gebe auch ruhigere Momente. Viele nutzen die Teststation, um gleich anschließend den Weg zum Einkauf oder zum Friseur zu suchen. Schon aus diesem Grund ist die Teststation im Fürsten Blücher bestens platziert.
Täglich werde die Zahl der Getesteten und deren Ergebnisse an das Gesundheitsamt gemeldet. Ein positives Ergebnis musste aus Grefrath bislang nicht gemeldet werden. Und wenn doch? „Dann müssen wir das ans Gesundheitsamt melden, darauf hinweisen, dass innerhalb von zehn Stunden das Ergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden muss“, erklärt Pascal Dülks.
Die Tests müssen vorfinanziert werden, umständlich und erst nach Wochen werde die Erstattung über die Kassenärztliche Vereinigung von statten gehen, so Dülks. Um das Testzentrum einzurichten, gab es reichlich Informationsmaterial vom Gesundheitsamt des Kreises Viersen, Dokumente mussten ausgefüllt werden, Bescheinigungen erbracht werden. Pascal Dülks glaubt, dass der Andrang deutlich nachlasse, wenn die Inzidenzzahlen wieder langfristig unter 100 sinken. Die Teststation werde zwar weiterhin geöffnet bleiben, jedoch nicht mehr zu den aktuellen Öffnungszeiten.
Inzwischen liegt mein Testergebnis vor. Negativ. Puh, innerlich atme ich kurz durch, irgendwie weiß man am Niederrhein ja nie. Ich falte die Bescheinigung, schiebe sie in meinen Rücksack. Auto finden, wenden, und ab geht’s zum nächsten Termin – diesmal rein beruflich. Jetzt, wo ich das „Kitzeln“hinter mich gebracht habe, wundere ich mich über meine Unruhe.