Chris und Iris und der Mut zur Lücke
Ja klar ist das hochklassige Artistik, die das in schwarz gekleidete Duo Christopher Schlunk und Iris Pelz – auf den Bühnen von Moskau bis zum Sydney Opera House als Chris und Iris bekannt – dem Kulturprogramm am Hohen Busch beisteuert. Aber ist das nicht auch mehr? Douglas-Adams-Leser wissen: Die Antwort auf alle Fragen lautet 42. Chris und Iris müssen Adams’ Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“gelesen haben. „Gap of 42“(Die Kluft von 42) heißt das erste abendfüllende Programm des Artistik-Duos, das es in Viersen zeigt. Und in dem beide ebenso liebevoll wie mutig mit den Lücken spielen. 42 Zentimeter ist Iris kleiner als Chris, er wiegt 42 Kilo mehr.
Chris macht sich kleiner und kleiner, um auf Iris’ Größe zu kommen. Und beide blicken sich erstaunt an, wie ihm das gelingt. Bis sie sich wieder ein Stückchen kleiner macht, und ihrem Partner neue Verrenkungen abverlangt. Bis zum Punkt, wo’s gar nicht mehr geht. Falsch: Durch eine gewitzte Wendung überrascht Chris das Publikum und erntet Lacher.
Ja, das ist Artistik (wie ein Delfin aus dem Meer springt Iris von den Händen ihres Partners in den Viersener Nachthimmel, um oben eine 180-Grad-Wende hinzulegen und kopfüber dem Bühnenboden entgegenzutauchen), es ist aber zugleich ein kluges Spiel mit den Klischees – weil das Duo gekonnt mit den Stereotypen der Zirkus-Artisten jongliert, die sich nach geglücktem Auftritt selbst bejubeln. Da wird Iris zum Stuhl, nur gehalten von Chris’ Hand. Er zieht die Hand weg, dreht eine Pirouette und ist zurück, bevor dieser menschliche Sitz umkippt. Dann: zwei Pirouetten Stolz blickt Chris ins Publikum. Als er drei Pirouetten dreht, steht Iris einfach auf und funkelt ihn böse an. Lang anhaltender Applaus. M. Röse