Ein richtungsweisendes Doppel-Comeback
Ko Itakura und Max Wöber haben gegen Darmstadt ihre Comebacks gefeiert. Trainer Gerardo Seoane begründete nach dem 0:0 die Personalentscheidungen. Was bei beiden auffiel und welche Auswirkungen die Rückkehr der Innenverteidiger hat.
Über das Ergebnis konnten sie sich nicht freuen, für Max Wöber und Ko Itakura hatte das 0:0 gegen Darmstadt aber dennoch den positiven Aspekt, dass sie nach 52 Tagen (Wöber) und 127 Tagen (Itakura) erstmals wieder ein Pflichtspiel für Borussia absolvierten. „Natürlich sind wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Wir haben den Anspruch, zu Hause gegen Darmstadt zu gewinnen“, sagte Wöber.
Mit Itakura und Nico Elvedi bildete der Österreicher die Dreierkette in der Elf von Trainer Gerardo Seoane. Sowohl Wöber als auch Itakura zeigten eine solide Leistung – wenngleich Darmstadt weit davon entfernt war, die Borussen unter Dauerdruck zu setzen. Den 24 Gladbacher Torschüssen standen zehn Versuche der Gäste gegenüber.
Wöber hatte seine wichtigste Rettungstat kurz vor der Halbzeit, als er eine Kontersituation klärte. Nach einer Ecke hatte er zudem erst selbst eine große Torchance, ehe er vor der Doppelchance von Florian Neuhaus und Jordan Siebatcheu den Ball eroberte und schnell nach vorne spielte. Beide Szenen waren aufgrund des 0:0 am Ende wertlos, zeigten aber, wie Wöber den Gladbachern in den kommenden Wochen helfen kann.
Nach 72 Minuten war Schluss für den Verteidiger, der in den vergangenen Wochen mit den Folgen eines hartnäckigen Infekts zu kämpfen hatte. „Wir wussten nicht, wie lange Max durchhält. Aber wir haben vor dem Spiel entschieden, dass wir mit drei robusten Innenverteidigern spielen wollen“, sagte Seoane. Leidtragender war Marvin Friedrich, der nach vier Startelfeinsätzen in Folge in diesem Jahr noch keine Minute verpasst hatte, gegen Darmstadt nun aber 90 Minuten zusehen musste.
Itakura, der nach einer Operation am Sprunggelenk sein Comeback beim Asien-Cup im Januar für die Nationalmannschaft gab, rechtfertigte Seoanes Vertrauen mit sieben geklärten Bällen, vor allem in Umschaltsituationen des Gegners war der 27-Jährige wach. Seine Antizipation half ihm auch bei einer seiner vielen Grätschen in der 77. Minute, als er eine aussichtsreiche Gelegenheit von Oscar Vilhelmsson zunichtemachte. „Er hat viele Situationen gelesen und gut die Tiefe gesichert. Das war ein Grund, weshalb wir uns für ihn entscheiden haben, weil er die Intelligenz hat, die Situationen zu lesen“, sagte Seoane, der Itakura und Wöber ein „gutes Comeback“attestierte.
Allerdings: Beide verlangsamten das Spiel zum Teil und trugen dazu bei, dass Borussia über die gesamte Partie keine Phase hatte, in der sie den Gegner so dominierte, dass es nur noch eine Frage der Zeit zu sein
schien, bis doch noch der erlösende Treffer fallen würde. „Gerade gegen tiefstehende Gegner tun wir uns schwer. Wir spielen viel hinten rum, links, rechts, aber uns fehlen dann Tiefe und Lösungen, mit denen wir Räume aufmachen“, sagte Wöber.
Er, Elvedi und Itakura hatten in dieser Saison vor dem vergangenen Wochenende erst dreimal zusammen die Dreierkette gebildet: Beim 0:1 gegen Leipzig, dem 3:1-Erfolg in Bochum und beim 2:2 gegen Mainz. Zuvor war Elvedi wegen
eines möglichen Wechsels keine Option für Seoane, im Anschluss an das Mainz-Spiel und des folgenden Länderspieleinsatzes wurde Itakura operiert. 14 Liga-Spieltage später ist das Trio wieder vereint – und die Chancen stehen gut, dass erst mal keiner von ihnen aus der Startelf fliegt, Seoane also vorerst weiter auf eine Dreierkette setzt. „Wir verstehen uns auf dem Platz und haben eine gute Chemie“, sagte Wöber.
Eine Gelbsperre Itakuras, der Innenverteidiger steht aktuell bei vier
Verwarnungen, könnte allerdings bald dafür sorgen, dass Seoane zur Rotation gezwungen ist. Friedrich ist nach zuletzt ordentlichen Leistungen wohl wieder außen vor, Routinier Tony Jantschke und der 18-Jährige Fabio Chiarodia haben durch die Rückkehrer geringe Chancen auf Einsatzzeiten.
Was ebenfalls für Itakura, Wöber und Elvedi spricht: Sie sorgen bei Standards für Gefahr, haben zusammen bereits fünf Saisontore auf dem Konto. Und, daran werden sie sich
messen lassen müssen: Personelle Kontinuität könnte Borussia endlich mehr Stabilität in der Defensive verleihen und den Schnitt von durchschnittlich 1,95 Gegentoren pro Ligaspiel deutlich nach unten drücken.
In RB Leipzig kommt am nächsten Wochenende ein guter Gradmesser auf die Abwehr zu, Wöber ist optimistisch, dass Borussia ihre Punkteausbeute schnell wieder verbessert. „Wir wissen, was wir draufhaben und haben das auch schon gezeigt. Und dann werden wir genug Punkte holen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen“, sagte der 26-Jährige Leihspieler von Leeds United.
Wie es mit ihm über die Saison hinaus weitergeht, ist noch offen. Was seine Zukunft betrifft, gebe es „keinen neuen Stand“, ließ er wissen. Bleiben er, Itakura und Elvedi fit, kann es sich Borussia auch mit Blick auf die Zukunft und mögliche Transfers im Sommer kaum erlauben, einen von ihnen länger auf die Bank zu setzen. Das Doppel-Comeback gegen Darmstadt hat zumindest dafür gesorgt, dass Seoane in der Defensive nun wieder aus dem Vollen schöpfen kann.