Wie Kitas vom Flaschenpfand profitieren
Bauklötze und Bollerwagen kaufen, Lebensmittel fürs Mittagessen besorgen – auch Kindergärten mit ihrem Budget haushalten. Manche haben clevere Wege gefunden, zusätzlich etwas Geld in die Kasse zu bekommen.
Im Pfandrückgabe-Bereich der Aldi-Filiale in Dam steht ein spezieller Briefkasten. In diesen können Menschen, die ihre Pfandflaschen zum Diskounter gebracht haben, ihre Bons werfen – und so dafür sorgen, dass den Kindern der Kindertageseinrichtung „Unter’m Regenbogen“im benachbarten Elmpt am Jahresende Extrawünsche erfüllt werden. „Wir leeren den Briefkasten 14-tägig und sind sehr positiv überrascht, wie viele Menschen sich bislang an der Aktion beteiligen“, erzählt Janina Kivelitz (38), die sich mit Simone Wortmann (45) die Leitung der Kitas „Unter’m Regenbogen“in Elmpt und „Raupe Nimmersatt“in Overhetfeld teilt.
Das Geld können die Kitas gut gebrauchen. Denn in einer Einrichtung wie „Unter’m Regenbogen“, in der mehr als 70 Kinder und mehr als 20 Mitarbeiter spielen, arbeiten und Zeit miteinander verbringen, muss finanziell vorausschauend geplant werden. Das fängt bei den Spielsachen an, schließt die Lebensmittel für das Mittagessen ein und endet bei den Fortbildungs-Kosten.
„Es gibt alle drei Monate ein Budget von der Gemeinde“, erklärt Kivelitz. Wie hoch dieses Budget ausfällt, werde grundsätzlich anhand bestimmter Pauschalen, etwa der Anzahl der zu betreuenden Kindern und der Größe der Einrichtung errechnet. „Mit der Bereitstellung dieses Budgets fällt alles, außer der Instandhaltung des Gebäudes, in unseren finanziellen Verantwortungsbereich“, sagt die 38-Jährige. Idealerweise könnten mit dem bereitgestellten Geld auch Rücklagen gebildet werden. Das sei zum Beispiel für die Anschaffung neuen Mobiliars nötig, das für den Kita-Bereich durch bestimmte Auflagen teurer ist als für den normalen Hausgebrauch. „Wir können nicht auf Sonderangebote oder Ähnliches zurückgreifen, sondern müssen schauen, dass Standards eingehalten werden“, sagt Simone Wortmann. Und zählt weitere Posten auf, die mit dem von der Gemeinde bereitgestellten Etat bezahlt werden, wie Fortbildungen des Personals oder Unternehmungen und Ausflüge mit den Kindern. Auch die Lebensmittel für das Mittagessen werden vom Budget bezahlt.
Transparenz, so Janina Kivelitz und Simone Wortmann, sei in ihrer Position als Leitungsteam von enormer Bedeutung. „Es ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter weitestgehend informiert sind, was die Finanzen betrifft“, damit unter den Kollegen beispielsweise kein Unmut entsteht, wenn Weiterbildungen oder Anschaffungen für die Gruppe zeitweilig nicht möglich sind.
Die Leiterinnen betonen, dass sie mit dem Träger der Einrichtung, der Gemeinde Niederkrüchten, einen verständnisvollen und kooperativen
Ansprechpartner haben. „In Zeiten der Inflation sahen und sehen wir uns mit besonderen Anforderungen konfrontiert“, gibt Kivelitz zu bedenken. Die gestiegenen Preise machten sich auch bemerkbar. Deshalb gewährte die Gemeinde für 2024 eine Budgeterhöhung, die einiges vereinfachen werde. „Wir sind sehr glücklich, dass man seitens der Verwaltung hinter uns steht und wir nicht gezwungen sind, an den falschen Enden zu sparen“, sagt Wortmann. Trotzdem gebe es hin und wieder Engpässe.
„Zweimal im Jahr finden unsere Konzeptionstage statt“, sagt Kivelitz. „Das sind Fortbildungen, für die wir externe Fachleute ins Haus holen und die zusätzliche Kosten verursachen.“Darauf zu verzichten, sei keine Option, so die 38-Jährige, schließlich erlebe die pädagogische Arbeit mit den Kindern dadurch eine Aufwertung. Darüber hinaus litten auch die Dinge des täglichen Gebrauchs nach gewissen Zeiten. Sei beispielsweise ein Bollerwagen defekt, so Wortmann, könne man mit einem Neukauf nicht warten, bis wieder Geld im Topf sei. „Wir sind zertifizierte Naturpark-Kita und auf solche Hilfsmittel angewiesen, um mit den Kindern Wald und Wiese zu erkunden und Essen und Getränke, Spielsachen und nicht zuletzt auch die Kleinsten, die noch nicht oder nicht so weit laufen können, von A nach B zu transportieren.“
Auf die Bemühungen des Elternbeirates seien Kivelitz und Wortmann in diesem Zusammenhang besonders stolz: Durch Spendenanfragen an ortsansässige Betriebe und die Organisation eines Spendenlaufs, der seitdem jährlich stattfinde, habe man vor einigen Jahren ein Spielund Klettergerüst für die jüngsten Kita-Kinder anschaffen können. „Das war eine richtig tolle Gemeinschaftssache, an der sich auch die Gemeinde noch mal extra beteiligte“, berichtet das Leitungsteam. Auch der Kauf einer Wasser-Matsch-Anlage sei zuletzt so realisierbar gewesen.
Für den Erlös aus der Pfandaktion mit Aldi gibt es auch schon Pläne. „Wir möchten den Kindern den Wunsch nach Holzbausteinen in verschiedenen Größen und Formen erfüllen. Oder auch einen tollen Rückzugsort in Form einer Höhle“, verrät Kivelitz und weist darauf hin, dass im nächsten Jahr die Einrichtung „Raupe Nimmersatt“von der gleichen Aktion mit dem Discounter profitieren soll. Anfragen habe sie bereits an Aldi gestellt.