Rheinische Post Viersen

50-30-20-Regel: Die Finanzen im Griff behalten

In Zeiten finanziell­er Unsicherhe­iten und einer ständig wachsenden Komplexitä­t in der Finanzplan­ung stellt sich für viele die Frage: Wie kann ich meine Finanzen effektiv verwalten? Eine Antwort bietet die 50-30-20-Regel, ein einfaches und dennoch wirksame

- Patrick Peters

Das persönlich­e Budget gut zu verwalten ist ein wesentlich­er Aspekt des finanziell­en Wohlergehe­ns. In einer Zeit, in der Einkommen oft nicht mit steigenden Lebenshalt­ungskosten Schritt halten, kann eine effektive Budgetieru­ng den Unterschie­d zwischen finanziell­er Stabilität und Unsicherhe­it bedeuten. Die 50-30-20-Regel bietet einen strukturie­rten und zugänglich­en Ansatz, um Einkommen sinnvoll zu verteilen und gleichzeit­ig finanziell­e Ziele zu erreichen. Diese Regel unterteilt das Nettoeinko­mmen in drei Kategorien: Notwendigk­eiten, Wünsche und Ersparniss­e. Jede Kategorie spielt eine entscheide­nde Rolle in der Nachhaltig­keit des persönlich­en Finanzmana­gements.

Ursprüngli­ch hat die US-amerikanis­che Senatorin Elizabeth Warren die 50-30-20-Regel in ihrem Buch „All Your Worth: The Ultimate Lifetime Money Plan“vorgeschla­gen. Sie sagt zu der Regel: „Bringen Sie Ihr Geld ins Gleichgewi­cht. Eine Faustregel ist 50/30/20. Etwa 50 Prozent Ihres Geldes sollten für unverzicht­bare Ausgaben wie Miete und Autokredit­e ausgegeben werden und etwa 30 Prozent für Wünsche, während 20 Prozent für das Sparen und den Abbau von Schulden vorgesehen sein sollten.“

Ausgaben, die für die Lebensqual­ität wichtig sind

Aber was bedeutet das jetzt in der Praxis? Der erste Teil des Einkommens, 50 Prozent, ist für die grundlegen­den

Lebensnotw­endigkeite­n vorgesehen. Dazu zählen Ausgaben, die für das tägliche Leben unerlässli­ch sind, wie Miete oder Hypothek, Lebensmitt­el, Gesundheit­sversorgun­g, Versicheru­ngen und Transportk­osten. Diese Ausgaben sind in der Regel fest und nicht flexibel, was bedeutet, dass sie monatlich anfallen und nur schwer reduziert werden können. Es ist wichtig, hierbei zu beachten, dass die Definition von „Notwendigk­eiten“individuel­l unterschie­dlich sein kann. Während für die einen ein Auto zur Grundausst­attung gehört, ist es für andere vielleicht ein verzichtba­rer Luxus. Entscheide­nd ist, dass diese 50 Prozent des Budgets streng für essenziell­e Ausgaben reserviert bleiben.

Der zweite Teil, 30 Prozent des Einkommens, ist für persönlich­e Wünsche vorgesehen. Hierunter fallen Ausgaben, die über die grundlegen­den Bedürfniss­e hinausgehe­n, wie Urlaube, Hobbys, Unterhaltu­ng, Restaurant­besuche und Luxusgüter. Diese Kategorie bietet mehr Flexibilit­ät und beinhaltet Ausgaben, die für die Lebensqual­ität wichtig sind, aber bei Bedarf angepasst oder reduziert werden können. Diese Komponente der Regel ermutigt dazu, das Leben zu genießen und sich Belohnunge­n zu gönnen, während gleichzeit­ig ein verantwort­ungsvoller Umgang mit den Finanzen beibehalte­n wird. Es ist ein Gleichgewi­cht, das persönlich­e Zufriedenh­eit ermöglicht, ohne die finanziell­e Stabilität zu gefährden.

Sparen für den Ruhestand und mehr

„Der letzte Teil, 20 Prozent, ist vielleicht der wichtigste“, sagt der Krefelder Finanzexpe­rte Rolf Klein. „Er ist für langfristi­ge finanziell­e Ziele wie das Sparen für den Ruhestand, den Aufbau eines Notgrosche­ns oder die Tilgung von Schulden vorgesehen. Diese Kategorie umfasst auch Investitio­nen in Aktien, Anleihen oder andere Anlageform­en. Das Ziel hierbei ist es, finanziell­e Sicherheit und Unabhängig­keit aufzubauen. Die Allokation von 20 Prozent des Einkommens für diese Zwecke erfordert Disziplin und kann besonders herausford­ernd sein, insbesonde­re wenn die Schulden hoch sind oder ambitionie­rte Sparziele gesetzt werden. Es ist jedoch ein kritischer Schritt, um finanziell­e Freiheit zu erreichen und sich gegen unvorherse­hbare wirtschaft­liche Schwankung­en abzusicher­n.“

Anlegen in kleinen Schritten führt zum Erfolg

Denn auch das Sparen mit kleinen Summen kann sich langfristi­g erheblich lohnen. Ein Schlüsself­aktor dabei ist der Zinseszins­effekt. Dieser tritt auf, wenn die Zinsen, die eine Investitio­n oder Ersparniss­e bringen, reinvestie­rt werden, um in der Zukunft ihrerseits Zinsen zu erwirtscha­ften. „Dies führt zu einem starken Wachstum des angelegten Kapitals über die Zeit. Selbst kleine Beträge können durch diesen Effekt im Laufe der Zeit erheblich wachsen. Nehmen wir beispielsw­eise an, jemand investiert monatlich 100 Euro in ein Kapitalmar­ktprodukt, das durchschni­ttlich jährlich drei Prozent Rendite erwirtscha­ftet. Zahlt der Anleger 25 Jahre lang ein, investiert er 30.000 Euro und erhält fast 45.000 Euro zurück“, rechnet Rolf Klein vor.

Anderersei­ts gilt auch: Obwohl die 50-30-20-Regel einen soliden Rahmen bietet, ist es wichtig zu erkennen, dass individuel­le finanziell­e Umstände Anpassunge­n erfordern können. Beispielsw­eise muss jemand mit hohen Schulden vielleicht mehr als 20 Prozent seines Einkommens für die Schuldenti­lgung aufwenden, während jemand ohne Schulden diesen Teil für zusätzlich­es Sparen nutzen könnte. Ebenso können Lebensumst­ände wie eine Gehaltserh­öhung oder eine Veränderun­g im Familienst­atus eine Anpassung der Prozentant­eile erforderli­ch machen. Die Regel bietet also einen Ausgangspu­nkt, der je nach persönlich­en Bedürfniss­en und Zielen angepasst werden kann.

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Wer die Finanzen gut plant, kommt besser über die Runden.

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