Rheinische Post Viersen

Alles super auf dem Wochenmark­t?

Vor allem im Winter sind Supermärkt­e und Discounter eine starke Konkurrenz für Wochenmärk­te. Wie gut laufen dort die Geschäfte mit Obst, Gemüse und mehr? Wir haben bei den Händlern auf dem Brüggener Markt einmal nachgefrag­t.

- VON TASMINA BACKHAUS

Freitag, 14 Uhr – das heißt für die Beschicker und Kunden des Wochenmark­tes auf dem Nikolauspl­atz in Brüggen: Es kann losgehen. Sechs Stände bieten dort üblicherwe­ise ihre Ware an. Seit vielen Jahren schon können Besucher auf dem Markt Brot, Obst und Gemüse, Käse, Fruchtaufs­triche, diverse Pasten aus der mediterran­en Küche und Blumen kaufen. In den kälteren Monaten des Jahres tun es aber nicht nicht so viele, wie sich die Händler wünschen. Nur wenige Menschen laufen an diesem Februartag über den Marktplatz und schauen sich die Stände an. „Wegen Corona gingen viel mehr Leute auf den Markt, weil es draußen an der frischen Luft war. Jetzt ist es hier sehr abhängig vom Wetter“, sagt Sabine van Gansewinke­l. Gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Leo verkauft sie an ihrem Stand Fruchtaufs­triche. Regional, saisonal und selbstgema­cht – unter anderem in den Sorten Erdbeere, Erdbeere-Hugo, Sommerbeer­e, Rote Beete, ApfelHimbe­ere-Limette, Himbeere und Aprikose. Saisonal kommen aktuell Mirabelle, Birne und die pflaumenäh­nliche Reneklode hinzu.

Hinter einem Stand mit Dips und Pasten steht Ako Kamal. Seit 18 Jahren verkauft er auf dem Wochenmark­t sein Sortiment – zum Beispiel Aioli-Knoblauch-Paste, Tsatsiki, Rucola-Paste oder Feige-Chili-Paste. Gerne lässt er Besucher probieren und reicht ihnen ein Stück Brot mit großzügig verteiltem Aufstrich. Er bedauert nicht nur das geringere Geschäft im Winter. „Früher war es auf jeden Fall besser als jetzt“, sagt Kamal. „Da waren auch mehr Stände auf dem Markt. Es gab Fisch, Fleisch und zwei Gemüsestän­de statt nur einen.“

Der Fischstand gehörte den Eltern von Johannes Stroetges, der seit zehn Jahren auf dem Nikolauspl­atz Obst und Gemüse verkauft, aber insgesamt schon seit den 70er-Jahren mit dabei ist. „Ich habe damals auf dem Platz des Ärztezentr­ums angefangen. Auch wenn es aktuell

etwas ruhiger ist, bin ich mir sicher, dass im Sommer wieder mehr Kunden kommen“, sagt er. Dagmar Stroetges, seine Frau und Betreiberi­n des Käsestands, steht im Wagen neben ihm. „Bei mir geht es noch. Wir können nur hier stehen, wenn es sich auch lohnt“, sagt sie. Trotzdem fällt ihr bei der Kundschaft auf: „Die Jüngeren kommen nicht, weil viele von ihnen keine Zeit haben. Viele sind bei der Arbeit und können nicht vormittags zum Wochenmark­t

gehen. Dann kaufen sie lieber bei Geschäften ein, in denen sie alles bekommen. Viele Menschen denken der Wochenmark­t, wäre um einiges teurer. In Wahrheit ist er das gar nicht.“

Zudem haben Anbieter auf Wochenmärk­ten mit Dingen zu kämpfen, auf die sie keinen Einfluss haben. „Leider sind wir sehr wetterabhä­ngig. Ist es zu windig, kann man nicht kommen. Ist es zu heiß, schafft meine Kühlung das

nicht mehr. Auch die älteren Damen können bei schlechtem Wetter nicht kommen“, erklärt Stroetges. Aufgrund dieser Schwankung­en seien „Stammkunde­n ein Muss“.

Über einen Mangel an Stammkunds­chaft mag sich Alina Claßen von der Prümtaler Mühlenbäck­erei nicht beklagen. „Wir sind fast ein reiner Stammkunde­nstand. Wenn wir hierhin kommen, bringen wir gefühlte 20 Brote mit, haben aber unter dem Wagen mehrere Kisten

mit vorbestell­ten Broten stehen“, erzählt die Verkäuferi­n. Mit diesen seien manche Kunden so zufrieden, dass sie nur deswegen zum Wochenmark­t kommen. „Das Prümtaler Brot ist so gut, dass wir es regelmäßig kaufen“, sagt denn auch Kunde Johannes Wortmann aus Brüggen.

Wichtig für die Laufkundsc­haft ist auch die Eisdiele am Nikolauspl­atz. „Sobald die Eisdiele öffnet, haben wir wieder mehr in der Kasse. Die Besucher sehen von ihren Sitzen aus das Markttreib­en und schauen vorbei“, erzählt Dagmar Stroetges. So wie der Wochenmark­t von der Eisdiele profitiert, machen sich umliegende Geschäfte den Wochenmark­t zunutze. Hannah Kurtze-Naue, Mitarbeite­rin in der Buchhandlu­ng am Kloster, beschreibt es so: „Es ist schön zu sehen, dass die Innenstadt freitags belebter ist. Wir profitiere­n sehr davon. Der einzige Nachteil macht sich bemerkbar, wenn die Kollegin keinen Parkplatz findet. Das ist aber schnell gelöst und unwichtig.“

 ?? FOTO: TASMIN BACKHAUS ?? Dagmar Stroetges führt ihren Käsestand seit drei Jahren. Davor hat sie ihren Mann Johannes beim Obst- und Gemüsestan­d unterstütz­t.
FOTO: TASMIN BACKHAUS Dagmar Stroetges führt ihren Käsestand seit drei Jahren. Davor hat sie ihren Mann Johannes beim Obst- und Gemüsestan­d unterstütz­t.
 ?? FOTO: TASMIN BACKHAUS ?? Ako Kamal (r.) bietet an seinem Stand seit vielen Jahren in Brüggen Pasten und Dips an. Früher sei auf dem Markt mehr los gewesen, findet er.
FOTO: TASMIN BACKHAUS Ako Kamal (r.) bietet an seinem Stand seit vielen Jahren in Brüggen Pasten und Dips an. Früher sei auf dem Markt mehr los gewesen, findet er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany